Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9203<br />
(A) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />
Ich schließe die Aussprache.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
(C)<br />
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bundesregierung<br />
eingebrachten Entwurf eines Finanzmarkt-<br />
Richtlinie-Umsetzungsgesetzes. Der Finanzausschuss<br />
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf<br />
Drucksache <strong>16</strong>/4883, den Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />
auf den Drucksachen <strong>16</strong>/4028 und <strong>16</strong>/4037 in<br />
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,<br />
die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um ihr Handzeichen.<br />
– Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist<br />
Sevim Dağdelen (DIE LINKE):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Die Dokumentationsstelle der Antirassistischen<br />
Initiative Berlin berichtet für die Jahre 1993 bis 2006<br />
von 50 Flüchtlingen, die in deutschen Abschiebehaftanstalten<br />
starben. 399 Häftlinge hätten sich bei dem Versuch,<br />
sich umzubringen, infolge von Hungerstreiks oder<br />
aus Protest gegen ihre drohende Abschiebung selbst zum<br />
Teil schwer verletzt.<br />
der Gesetzentwurf in zweiter Beratung mit den Stimmen<br />
von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen<br />
bei Enthaltung der Fraktion Die Linke angenommen.<br />
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu<br />
achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen<br />
Gewalt.<br />
Dritte Beratung<br />
So heißt es in Art. 1 Grundgesetz. Der Eingriff in die<br />
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem<br />
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –<br />
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Gesetzentwurf<br />
mit dem gleichen Stimmverhältnis wie vorher<br />
Freiheit der Person ist im demokratischen Rechtsstaat einer<br />
der massivsten staatlichen Eingriffe in die Menschenrechte,<br />
der nur unter sehr begrenzten Bedingungen<br />
überhaupt statthaft ist.<br />
angenommen.<br />
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Freiwillige<br />
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Ent-<br />
Ausreise, dann passiert nichts!)<br />
schließungsantrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Doch im Umgang mit Flüchtlingen wurde und wird in<br />
Grünen auf Drucksache <strong>16</strong>/4884. Wer stimmt für diesen der Bundesrepublik etwas ganz anderes deutlich. Da<br />
Entschließungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltun- werden Grundrechte und einige wesentliche, von der<br />
gen? – Damit ist der Entschließungsantrag bei Zustim- Bundesrepublik unterzeichnete und anerkannte Menmung<br />
der Fraktionen des Bündnisses 90/Die Grünen und schen- und Völkerrechtsstandards in vielen Fällen nicht<br />
Die Linke und Gegenstimmen der übrigen Fraktionen gewährleistet bzw. nicht umgesetzt.<br />
abgelehnt.<br />
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wie wäre es<br />
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 7 a und 7 b auf:<br />
mit einer freiwilligen Ausreise?)<br />
(B) a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sevim Die Würde von Flüchtlingen in Deutschland ist an- (D)<br />
Dağdelen, Wolfgang Nešković, Petra Pau, weiterer<br />
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN<br />
Grundsätzliche Überprüfung der Abschiebungshaft,<br />
ihrer rechtlichen Grundlagen und der Inhaftierungspraxis<br />
in Deutschland<br />
– Drucksache <strong>16</strong>/3537 –<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Innenausschuss (f)<br />
Rechtsausschuss<br />
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe<br />
b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Josef<br />
Philip Winkler, Omid Nouripour, Volker Beck<br />
(Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion<br />
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN<br />
Humanitäre Standards bei Rückführungen achten<br />
– Drucksache <strong>16</strong>/4851 –<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Innenausschuss (f)<br />
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe<br />
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union<br />
Hier ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattieren.<br />
Die Fraktion Die Linke soll dabei fünf Minuten erhalten.<br />
– Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der<br />
Kollegin Sevim Dağdelen für die Fraktion Die Linke.<br />
tastbar, ihre Freiheit ist verletzlich und ihre Gleichheit ist<br />
anfechtbar. Das ganze gegenwärtige System der Abschiebehaft<br />
und der Abschiebepraxis – Freiheitsentzug<br />
ohne Straftatbestand, Strafe ohne Rechtsgrund und ohne<br />
Rechtsschutz – ist in einem sich demokratisch nennenden<br />
Staat das eklatanteste Beispiel eines staatlichen Rassismus.<br />
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Unglaublich!)<br />
Die Linke lehnt die Inhaftierung von Menschen, die<br />
ausschließlich zur Sicherung einer Verwaltungshandlung<br />
erfolgt, grundsätzlich ab und fordert, die Abschiebehaft<br />
als Mittel zur Durchsetzung von Abschiebungen abzuschaffen.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Abschiebehaft ist unverhältnismäßig und stempelt Migrantinnen<br />
und Migranten zu Kriminellen ab.<br />
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das sind sie ja<br />
auch! Sie können doch freiwillig ausreisen!)<br />
– Das stimmt einfach nicht. Das, was Sie hier behaupten,<br />
ist falsch und unwahr.<br />
Aber nicht nur das: Abschiebehäftlinge, die sich weder<br />
einer Straftat schuldig gemacht haben noch einer solchen<br />
verdächtigt werden, werden schlechter gestellt<br />
(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie sind zur<br />
Ausreise verpflichtet!)<br />
– das ist keine Straftat –