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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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Sylvia Kotting-Uhl<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9219<br />

(A) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ziehbar. Auf eine Anfrage hat uns die Bundesregierung (C)<br />

und bei der SPD)<br />

geantwortet:<br />

für die klare Ablehnung des Antrags auf Laufzeitverlän- Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden des<br />

gerung für Biblis A. Eigentlich könnte man meinen, dass Bundes zum islamistischen Terrorismus ist seit den<br />

das Handeln nach Recht und Gesetz für einen Minister Anschlägen des 11. September 2001 davon auszu-<br />

nicht mehr und nicht weniger als eine Selbstverständgehen, dass Täter aus diesem Bereich nicht nur eine<br />

lichkeit ist. Aber als wie wenig selbstverständlich das symbolische Wirkung ihrer Taten anstreben, son-<br />

mancherorts angesehen wird, zeigt sich an der angekündern insbesondere versuchen, größtmögliche Persodigten<br />

Klage von RWE gegen des Ministers Ablehnung. nenschäden zu erzielen. Ein Anschlag auf kerntech-<br />

Ich will nicht darüber räsonieren, mit welcher Zielrichtung<br />

RWE damals den Atomkonsens unterschrieben<br />

hat. Aber ich frage mich schon, wie man zu einer solchen<br />

Dreistigkeit kommt, einen Reaktor, der bauliche<br />

Defizite hat und dem die vorgeschriebene Notstandsnische<br />

Einrichtungen muss daher als mögliche<br />

Option angesehen und kann nicht völlig ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Des Weiteren ist von katastrophalen Folgen eines erfolgreichen<br />

Angriffs die Rede.<br />

warte fehlt, der seit Monaten vom Netz und stattdessen<br />

wegen seiner falsch montierten Dübel in den Medien ist,<br />

als genauso sicher wie die allerneuesten zu bezeichnen.<br />

Wenn das so wäre, dann wäre die logische Konsequenz,<br />

alle Reaktoren abzuschalten;<br />

Was sind nun die Fakten? Die GRS hat festgestellt,<br />

dass Atomkraftwerke grundsätzlich getroffen werden<br />

können. Sie hat festgestellt, dass einige AKW nicht einmal<br />

gegen den Absturz kleinerer Militärflugzeuge<br />

ausgelegt sind. Als Schutzstrategie haben die AKW-Be-<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

denn ein Ausstiegsgesetz bedeutet keinen Sicherheitsrabatt<br />

für die Restlaufzeit.<br />

treiber bis heute nichts anderes als ein Vernebelungskonzept<br />

vorgelegt, das darauf fußt, das bedrohte AKW<br />

so lange unsichtbar zu machen, bis Hilfe da ist. Das<br />

Bundesverfassungsgericht hat am 12. Februar 2006 beschieden,<br />

dass es nicht mit der Menschenwürde verein-<br />

Das nicht wegzuredende Risiko der Atomkraft hat<br />

die Bundesrepublik Deutschland zu dem Beschluss bewogen,<br />

aus der Atomkraft auszusteigen. Es ist ein Bebar<br />

ist, ein mit unbeteiligten Menschen besetztes Flugzeug<br />

abzuschießen. Damit ist das Schutzkonzept der<br />

Vernebelung endgültig gescheitert.<br />

(B)<br />

schluss, der gemeinsam mit dem EEG zum Boom der erneuerbaren<br />

Energien geführt hat und anderen Ländern<br />

den Weg zeigt, wie die Chancen einer zukünftigen Energieversorgung<br />

zu nutzen sind.<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: Sie spielen mit der<br />

Angst!)<br />

Ich erspare mir an dieser Stelle die sich eigentlich<br />

aufdrängenden Bemerkungen über die Vernebelungs-<br />

(D)<br />

Kommen Sie jetzt nicht wieder mit der Mär von der idee, weil es uns um die ernste Seite der Sache geht. Wir<br />

Renaissance der Atomkraft in der Welt oder gar in fordern den <strong>Bundestag</strong> auf, von den Verantwortlichen<br />

Europa. Bei einer faktisch abnehmenden Zahl von AKW für die Atomkraftwerke wenigstens im Ansatz das einzu-<br />

müssten in den nächsten zehn Jahren 80, in dem darauffordern, was jedem Bürger angesichts der veränderten<br />

folgenden Jahrzehnt 200 AKW gebaut werden, nur um Sicherheitslage zugemutet wird. Wir fordern, mehr als<br />

den Stand zu halten. Die Fachzeitschrift „Nuclear fünf Jahre nach dem 11. September 2001 endlich ernst-<br />

Engineering International“ schreibt dazu, es werde prakhafte Schutzmaßnahmen vorzulegen und die anfälligsten<br />

tisch unmöglich sein, die Zahl der Atomkraftwerke in AKW im Sinne des Atomkonsenses stillzulegen;<br />

den nächsten 20 Jahren zu halten. Also gibt es diese Renaissance<br />

nicht. Es gibt lediglich bei Ihnen auf der rech-<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

ten Seite des Parlaments den Versuch einer Renaissance denn Strommengenübertragungen sind im Atomgesetz<br />

der Argumente.<br />

dazu gedacht, Sicherheit zu erhöhen und nicht, wie beim<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Antrag auf Laufzeitverlängerung von Biblis, Unsicherheit<br />

zu verlängern.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der SPD)<br />

An der Begründung des Atomausstiegs hat sich nichts<br />

geändert, am Risiko der Atomkraft hat sich nichts verringert,<br />

ganz im Gegenteil. Der 11. September 2001 hat<br />

sich als ein Datum, das die Welt verändert hat, eingeprägt.<br />

Die Sicherheitskultur der westlichen Länder passt<br />

sich an eine neue, latente Bedrohung an. Wir spüren das<br />

im Alltag an vielen Stellen: beim Pass, beim Datenschutz,<br />

beim Einchecken am Flughafen. Das gefällt uns<br />

nicht immer, aber wir zahlen diesen Preis für eine veränderte<br />

Bedrohungslage. Damit bin ich beim Kern unseres<br />

Antrags zu besonders terroranfälligen Atomkraftwerken.<br />

Für mich ist die Diskrepanz zwischen den tatkräftigen<br />

Anstrengungen, potenzielle Terroristen ausfindig zu machen,<br />

und der Laschheit beim Schutz potenzieller, besonders<br />

angriffsgefährdeter Terrorziele nicht nachvoll-<br />

Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />

Ich gebe das Wort dem Kollegen Philipp Mißfelder,<br />

CDU/CSU-Fraktion.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU)<br />

Philipp Mißfelder (CDU/CSU):<br />

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Klimawandel gehört<br />

sicherlich zu den zentralen Herausforderungen

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