Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Gisela Piltz<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9243<br />
(A) auch das muss man einmal sagen. Ich möchte mich auch dass hier Handlungsbedarf besteht. Ich kann mich erin- (C)<br />
bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei nern, dass das, als ich Anfang 2004 eine diesbezügliche<br />
denen der Ministerien bedanken, auch wenn sie man- Anfrage gestellt habe, noch ganz anders war. Daher<br />
ches, was wir gerne gehabt hätten, fleißig verhindert ha- möchte ich loben, dass bei Ihnen ein Erkenntnisgewinn<br />
ben. Ganz besonders bedanke ich mich beim Bundesbe- erfolgt ist.<br />
auftragten für den Datenschutz,<br />
(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN<br />
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie<br />
bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Ich freue mich vor allem darüber, dass wir offensichtlich<br />
auf dem richtigen Weg sind, wenn es darum geht,<br />
den Datenschutz zu modernisieren. Aus meiner Sicht hat<br />
eine wirklich eindrucksvolle Anhörung stattgefunden,<br />
der auf der Tribüne sitzt und uns zuhört, und bei seinen<br />
Mitarbeitern. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit!<br />
auf die Frau Kollegin Philipp bereits Bezug genommen<br />
hat. Diese Anhörung hat gezeigt, dass wir von einem<br />
maßnahmeorientierten zu einem zielorientierten Daten-<br />
Am vorliegenden Beschluss wird deutlich, dass der schutz kommen müssen. Das wird eine Aufgabe aller<br />
Datenschutz ein Thema ist, zu dem sich das Parlament Fraktionen sein. Ich nehme die Einladung, die Beatrix<br />
die Informationen, die es erhalten möchte, erkämpfen Philipp im Ausschuss geäußert hat, ideologiefrei über<br />
muss. Wenn wir nur darauf warten, dass uns die Regie- die Modernisierung des Datenschutzes zu diskutieren,<br />
rung etwas vorlegt, dauert das in der Regel lange. im Namen meiner Fraktion gerne an. Wir sind dazu in<br />
der Lage. Wenn es etwas nützt, helfen wir gerne.<br />
(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Leider<br />
sehr richtig!)<br />
(B)<br />
Es wurden eine Menge positiver Aspekte erwähnt.<br />
Von Bedeutung sind aber auch die Forderungen nach einem<br />
Datenschutzaudit und einem Arbeitnehmerdatenschutzgesetz,<br />
die leider schon zum wiederholten Male<br />
von uns erhoben werden mussten. Herr Tauss, zu der Bemerkung,<br />
die Sie eben gemacht haben, möchte ich Ihnen<br />
sagen: Sie regieren jetzt schon in der dritten Legislaturperiode<br />
in Folge. Es ist wirklich ein Armutszeugnis, das<br />
Sie das noch nicht hinbekommen haben; das habe ich<br />
auch schon im Ausschuss gesagt. Die Grünen haben das<br />
Datenschutzauditgesetz bestimmt nicht verhindert. Ich<br />
hoffe, dass Sie sich jetzt einmal an das halten, was Sie<br />
hier großspurig verkünden.<br />
Leider gibt es aber auch Themen, die uns fehlen, zum<br />
Beispiel das bereits angesprochene Thema Biometrie.<br />
Wir wollten dafür sorgen, dass biometrische Daten nur<br />
erhoben und verwendet werden, wenn dies erforderlich,<br />
sinnvoll und verhältnismäßig ist und wenn Maßnahmen<br />
zum Schutz vor Missbrauch getroffen werden. Das ist<br />
bei der Gesetzgebung eigentlich eine Selbstverständlichkeit.<br />
Der Text, den wir zu diesem Zweck formuliert haben,<br />
war relativ harmlos. Da Sie – vor allen Dingen auf<br />
Druck des BMI – nicht einmal wollten, dass dieser Text<br />
in unserem Beschluss enthalten ist, habe ich die Befürchtung,<br />
dass Sie, wenn es um die Einführung des<br />
elektronischen Personalausweises geht, hinter diesen<br />
Zielen zurückbleiben. Wir werden sehr genau verfolgen,<br />
ob dem wirklich so ist.<br />
(D)<br />
(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Silke<br />
Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Ja, ja!)<br />
Wir haben zu SWIFT, zur Übermittlung von Fluggastdaten,<br />
zur Genomanalyse und zur Gesundheitskarte eine<br />
Position gefunden. Mehr wäre sicherlich gut gewesen.<br />
Aber das, was wir hier erreicht haben, ist für den Datenschutz<br />
besser als nichts.<br />
Besonders hervorheben möchte ich folgende Punkte:<br />
Wir fordern gemeinsam als Parlament, in der dritten<br />
Säule der EU einen hohen und harmonisierten Datenschutzstandard<br />
zu verwirklichen. Darüber hinaus fordert<br />
das Parlament die Bundesregierung auf, dieses<br />
Thema noch während ihrer EU-Ratspräsidentschaft zu<br />
einem Ende zu bringen. Ich wünsche Ihnen viel Glück<br />
dabei, über die – wie hieß es in einer Ihrer Vorlagen so<br />
schön? – politische Orientierungsdebatte hinauszukommen<br />
und einen Beschluss zu fassen, der uns allen etwas<br />
bringt.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der FDP)<br />
Interessant ist auch, dass Sie es geschafft haben, die<br />
RFID-Technologie zu erwähnen. Sie stellt nämlich eine<br />
neue Dimension für den Datenschutz dar, weil sie es ermöglicht,<br />
aus diesem Chip Daten zu lesen, ohne dass<br />
man davon etwas bemerkt. Es ist ein erfreulicher Fortschritt,<br />
dass die Regierungsfraktionen erkannt haben,<br />
Darüber hinaus fehlt uns eine gemeinsame Entschließung<br />
zur Kontenabfrage. In der letzten Entschließung<br />
war dieses Thema noch enthalten. Es ist schade, dass wir<br />
uns hier nicht einigen konnten. Das ist für den Datenschutz<br />
ein trauriges Kapitel.<br />
(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Völlig<br />
richtig!)<br />
Ursprünglich ging es einmal um Terrorbekämpfung.<br />
Jetzt geht es darum, Steuerhinterziehung zu bekämpfen.<br />
Mir wurde erzählt – daran kann ich mich noch sehr genau<br />
erinnern –, dass die jetzige Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium,<br />
als es im Vermittlungsausschuss<br />
um das Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit ging,<br />
gesagt hat, dass die Abfrage der Kontenstammdaten ab<br />
dem Moment, in dem es eine Abgeltungsteuer gibt, entfällt.<br />
Meine Damen und Herren, an dieses Versprechen<br />
werden wir Sie immer wieder erinnern. Das ist das<br />
Schicksal, das viele Gesetze teilen: Sie werden für die<br />
Terrorabwehr gemacht und treffen schließlich jeden. Das<br />
ist etwas, was wir als Datenschützer immer im Blick haben<br />
müssen.<br />
Es gibt beim Datenschutz noch viel zu tun. Wir werden<br />
uns daran beteiligen; denn der Datenschutz ist die<br />
gemeinsame Aufgabe des Parlamentes.<br />
Herzlichen Dank.