Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Frank Schäffler<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 <strong>91</strong>99<br />
(A) deutschen Nachkriegsgeschichte mit der Umsetzung der<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
(C)<br />
MiFID-Richtlinie in deutsches Recht zu tun?<br />
Diese Chance lassen Sie von der Großen Koalition heute<br />
(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Gar nichts!) aber verstreichen. Die EdW darf zwar Anleger entschädigen,<br />
deren Ansprüche gegenüber Dritten werden derzeit<br />
aber nicht automatisch auf die EdW übertragen.<br />
Diese Gesetzeslücke haben wir als Gesetzgeber zu verantworten.<br />
Dies könnte durch eine kleine, aber wichtige<br />
Änderung beseitigt werden.<br />
Bei Phoenix geht es in den nächsten Wochen um die Entschädigung<br />
von knapp 30 000 Anlegern durch die Entschädigungseinrichtung<br />
der Wertpapierhandelsunternehmen,<br />
in der 750 Unternehmen als Zwangsmitglieder<br />
zusammengeschlossen sind. Die Unternehmen müssen<br />
bis zu 180 Millionen Euro nachschießen. Das bringt<br />
viele dieser Unternehmen an den Rand ihrer Existenz.<br />
Viele verlassen inzwischen unser Land oder beschreiten<br />
den Klageweg.<br />
Mit dem Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz<br />
regeln wir die Bedingungen für den Wertpapierhandel in<br />
Deutschland. Der vorliegende Gesetzentwurf orientiert<br />
sich weitestgehend am Prinzip der Eins-zu-eins-Umsetzung.<br />
Endlich; oft genug hat sich diese Koalition nicht<br />
an dieses Prinzip gehalten.<br />
(Beifall bei der FDP – Zuruf von der FDP:<br />
Leider! – Georg Fahrenschon [CDU/CSU]:<br />
Betreiben Sie einmal Beweisführung!)<br />
– Da können wir viele Beispiele nennen, zum Beispiel<br />
die Umsetzung von Basel II.<br />
Beide Sachverhalte – MiFID-Umsetzung und Phoenix –<br />
haben einen engen Zeithorizont: Die Banken müssen die<br />
Vorschriften dieses Gesetzes bis zum 1. November umsetzen.<br />
Das erfordert erhebliche Anstrengungen der Branche.<br />
Wir hätten uns gewünscht, es wäre der Bundesregierung<br />
gelungen, diese Frist zu verlängern. Bei Phoenix<br />
wird der Insolvenzverwalter im April die Schadensumme<br />
nennen. Dann hat die Entschädigungseinrichtung drei<br />
Monate Zeit, die Anleger zu entschädigen.<br />
Wir wollten im Rahmen des vorliegenden Gesetzgebungsverfahrens<br />
die Lösung des Anlegerbetrugsskandals<br />
Phoenix voranbringen und die 750 Unternehmen entlasten.<br />
Diese meist mittelständischen Unternehmen haben<br />
nichts mit dem Phoenix-Skandal zu tun. Viele der betroffenen<br />
Zwangsmitglieder können nicht einmal einen<br />
Entschädigungsfall auslösen. Sie sind mehr oder weniger<br />
willkürlich der Entschädigungseinrichtung zugeordnet<br />
worden und jetzt in ihrer Existenz gefährdet.<br />
(Zuruf von der FDP: Das ist wirklich ein Problem!)<br />
Eigentlich müsste der Gesetzgeber alles dafür tun, um<br />
den Schaden für diese Unternehmen zu minimieren.<br />
Natürlich müssen wir uns auch grundsätzlich über die<br />
Entschädigungseinrichtung EdW unterhalten. Das hilft<br />
den Zwangsmitgliedern im Fall von Phoenix aber nicht<br />
mehr. Gerade nach aktuellen Medienberichten ist das<br />
aber umso wichtiger. Durch die Geltendmachung solcher<br />
Ansprüche durch die EdW könnte die Entschädigungssumme<br />
erheblich verringert werden. Dass die Summe<br />
nicht weiter reduziert werden kann, müssen Sie, meine<br />
Damen und Herren von der Koalition, den Unternehmen<br />
einmal erklären.<br />
Erst werden die Unternehmen in einen Zwangsverband<br />
gepresst, und nun lassen Sie sie im Regen stehen.<br />
Wir haben im internationalen Vergleich ohnehin nur eine<br />
sehr geringe Zahl von Vermögensverwaltern. Wenn wir<br />
hier nicht entschieden einschreiten, droht der Markt weiter<br />
Schaden zu nehmen.<br />
Das Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie über<br />
Märkte für Finanzinstrumente und der Durchführungsrichtlinie<br />
der Kommission ist nicht nur vom Namen her<br />
(Beifall bei der FDP – Leo Dautzenberg<br />
[CDU/CSU]: Man kann das auch herbeireden,<br />
Herr Kollege!)<br />
(B)<br />
ein Ungetüm. Auch die Umsetzung in die Praxis bedeutet<br />
eine gewaltige Belastung für die Finanzwirtschaft.<br />
Wichtig war uns bei diesem Gesetz, die Finanzwirtschaft<br />
nicht zu überfordern und den Anwendungsbereich nicht<br />
Sie haben ja auch keine Sachargumente dafür. Ihr eigenes<br />
Finanzministerium hat den Weg als gangbar bezeichnet.<br />
(D)<br />
über den von der Richtlinie vorgegebenen Rahmen auszudehnen.<br />
Das Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz<br />
dient dem Ziel, gleiche Wettbewerbsbedingungen in<br />
Europa zu schaffen.<br />
Sie haben davon gesprochen, dass Sie das Gesetz<br />
nicht mit anderen Regeln überfrachten wollen.<br />
(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Thema ist<br />
doch MiFID!)<br />
Das war schon ein hilfloses Argument, zumal Sie Regelungen<br />
der Basel-II-Umsetzung oder zur Geldwäschebekämpfung<br />
in das Gesetz eingeführt haben. Grund für<br />
Ihre Ablehnung scheint allein eine gekränkte Eitelkeit zu<br />
sein nach dem Motto: Warum ist uns das nicht eingefallen?<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Meine Damen und Herren von der Koalition, hier<br />
geht es nicht um einen parteipolitischen Streit, sondern<br />
es geht um die Existenz von 750 Unternehmen und ihrer<br />
Mitarbeiter.<br />
(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist richtig!)<br />
Sie haben immerhin zugestanden, dass das Thema in der<br />
nächsten Sitzungswoche erneut auf der Tagesordnung<br />
stehen soll. Ich hoffe nur, dass es dann nicht spät sein<br />
wird.<br />
Vielen Dank.<br />
(Beifall bei der FDP)