Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Sylvia Kotting-Uhl<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9267<br />
(A) eines Endlagers. Auch wer Atomkraft befürwortet, In Deutschland haben wir dank der Endlager und der (C)<br />
müsste von daher größtes Interesse daran haben, dieses Sicherheitsforschung wertvolle Erkenntnisse und einen<br />
Forschungsergebnis so nicht stehen zu lassen.<br />
hohen Wissensstand, was die Einlagerung von radio-<br />
Ich danke Ihnen.<br />
aktiven Abfällen angeht. Das gilt nicht nur für Karlsruhe,<br />
sondern auch für viele andere Forschungseinrichtungen,<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) lieber Kollege Tauss. Hier spielt die Schachtanlage Asse<br />
eine wichtige, hervorgehobene Rolle.<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />
Ich erteile das Wort Kollegen Axel Fischer, CDU/<br />
CSU-Fraktion.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
(Zuruf der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN])<br />
– Da stimmen Sie zu. Es freut mich sehr, dass vonseiten<br />
der Grünen Zustimmung kommt. Ich bitte, das im Protokoll<br />
entsprechend zu vermerken.<br />
Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU):<br />
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Meine Damen und Herren! Weltweit sind mehr als<br />
440 Kernkraftwerke in Betrieb.<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Nein, nur noch 434! Es<br />
sind sechs stillgelegt worden!)<br />
In den nächsten zehn Jahren werden 120 bis 140 neue<br />
Kernkraftwerkprojekte realisiert.<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Und 150 abgeschaltet!)<br />
Die Uranvorräte reichen für mehr als 1 000 Jahre, auch<br />
wenn Sie das in Zwischenrufen bezweifeln mögen. Der<br />
Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung beträgt<br />
derzeit weltweit <strong>16</strong> Prozent.<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Und sinkt!)<br />
Dort wurden über Jahrzehnte die Entwicklung und die<br />
Erprobung von Methoden zur Einlagerung von wärmeerzeugenden,<br />
vor allem von hochradioaktiven Abfällen<br />
erfolgreich erforscht und damit zusammenhängende sicherheitstechnische<br />
Fragen bearbeitet. Die Einlagerung der<br />
Fässer mit leicht- und mittelradioaktiven Abfällen bis<br />
1979, die Sie auch in Ihrem Antrag benennen, diente<br />
dazu, unterschiedliche Einlagerungstechniken zu untersuchen.<br />
Art, Menge und Zusammensetzung der Abfälle<br />
sind aus dieser Zeit bekannt. Wir haben Einlagerungen<br />
in der Salzformation. Das Salzgestein wurde mit dem<br />
Ziel einer Abschirmung gegen die Biosphäre beobachtet.<br />
Es kam zu einem dauerhaften Einschluss und zur Erprobung<br />
verschiedener Einlagerungstechniken.<br />
China will in großem Stil fossile Brennstoffe durch<br />
Als am 30. Juni 1995 das dortige Forschungsinstitut<br />
nach 30 Jahren erfolgreicher Arbeit aufgelöst wurde,<br />
begann eine neue Ära. Seither bereitet die GSF die<br />
(B)<br />
Kernenergie ersetzen und plant 30 neue Kernkraftwerke.<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Und noch mehr erneu-<br />
Schließung der Anlage nach Bundesberggesetz vor.<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist die Leugnung<br />
(D)<br />
erbare Energien! Schauen Sie sich die chinesi-<br />
von Realität!)<br />
schen Programme an!)<br />
Auch wenn Ihnen das nicht gefallen mag: Finnland baut<br />
derzeit sein fünftes Kernkraftwerk – auch mit deutscher<br />
Technik, ein Glück; wir sind immer noch vorne mit dabei<br />
– und plant schon das nächste. Schweden ist 1997<br />
Asse ist das erste Bergwerk mit radioaktiven Abfällen,<br />
das geschlossen wird.<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das ist das einzige Bergwerk!)<br />
– nach dem Ausstieg – wieder in die Kernkraft eingestiegen<br />
und hat unbefristete Betriebsgenehmigungen für seine<br />
Kernkraftwerke erteilt.<br />
Das ist ebenso wie die vormalige Erforschung der Endlagerung<br />
radioaktiver Abfälle eine Pionieraufgabe, der<br />
wir uns als Mitglieder einer zukunftsoffenen und inno-<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Stimmt nicht!)<br />
– Das stimmt sehr wohl, Herr Kollege.<br />
vativen Gesellschaft gerne stellen. Dass im Fall der<br />
Schließung dieses Bergwerks sichergestellt werden wird,<br />
dass den Vorschriften nach Bergrecht, Atomrecht und<br />
(Ulrich Kelber [SPD]: Die meisten stehen aber<br />
gerade still!)<br />
Warum erzähle ich das,<br />
(Manfred Grund [CDU/CSU]: Damit es Tauss<br />
begreift!)<br />
Wasserrecht Genüge getan wird, das ist für mich, für<br />
meine Fraktion und, wie ich denke, auch für die Koalition<br />
eine Selbstverständlichkeit.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU – Ute Kumpf [SPD]:<br />
Das klingt so, als wüssten Sie gar nicht, was Sie<br />
da vortragen! – Ulrich Kelber [SPD]: Ich<br />
obwohl wir heute über einen Antrag zur Schließung der<br />
Schachtanlage Asse debattieren? Der Grund ist einfach;<br />
möchte einmal wissen, wer Ihnen das aufgeschrieben<br />
hat! Sie leugnen die Realität!)<br />
vielleicht werden auch Sie ihn nach meinen Ausführungen<br />
verstehen. Auch wenn der Atomausstieg Deutschlands<br />
besiegelt sein sollte, brauchen nicht nur wir, sondern<br />
auch andere Länder Endlager. Der Kollege Krummacher<br />
hat völlig recht – er betont es auch im Ausschuss immer<br />
– Ich bin etwas überrascht, dass es bei der SPD-Fraktion<br />
an Unterstützung für diese Aussagen fehlt. Die Dinge,<br />
die ich angesprochen habe, müssten in der Koalition<br />
wohl unstrittig sein.<br />
wieder –: Endlager sollen die letzte Ruhestätte für die radio- (Marco Bülow [SPD]: Der Atomausstieg müsste<br />
aktiven Rückstände sein, die einer weiteren Verwertung auch unstrittig sein! Steht im Koalitionsvertrag!<br />
nicht mehr zugeführt werden können.<br />
Das ist gar keine Frage!)