Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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9242 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
Beatrix Philipp<br />
(A) In dieser Anhörung wurden insbesondere die eingetion und der der SPD. Wir sind uns über die exakte An- (C)<br />
schränkten Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen gegen wendung und Umsetzung noch nicht ganz einig. Aber<br />
das Datenschutzrecht, fehlendes Unrechtsbewusstsein wir sind auf einem guten Weg und geben auch da die<br />
bei vielen Unternehmen, aber auch Widersprüche hin- Hoffnung auf eine gemeinsame Lösung nicht auf. Das<br />
sichtlich bußgeldbewehrter Tatbestände als Hauptdefi- Pilotprojekt am Frankfurter Flughafen – ich erwähne es<br />
zite des geltenden Rechts benannt. So stellt zum Beispiel hier noch einmal – hat bei der Bevölkerung große Ak-<br />
die unzulässige Speicherung von Daten zwar eine Ordzeptanz gefunden. Das darf man sicherlich sagen.<br />
nungswidrigkeit dar, das rechtswidrige Nutzen dieser<br />
Daten jedoch nicht. Deswegen fand ich es ausgesprochen<br />
interessant – man muss der Sache sicherlich intensiver<br />
nachgehen –, dass der Sachverständige Professor<br />
Abel bei der Anhörung klar zum Ausdruck gebracht hat,<br />
dass eine Modernisierung des Datenschutzrechtes weder<br />
in einem großen Wurf noch durch eine Vielzahl einzelfallbezogener<br />
Regelungen und Rechtsvorschriften gelingen<br />
kann.<br />
Ich fasse zusammen: Die CDU/CSU-Fraktion steht<br />
für einen aufgeklärten und vor allen Dingen pragmatischen<br />
Datenschutz, der nicht im luftleeren Raum steht,<br />
sondern immer von Fall zu Fall hinter kollidierende<br />
Rechtsgüter zurückzutreten hat, und zwar dann, wenn<br />
die Abwägung so ausgeht, wie ich es eben beschrieben<br />
habe. Gerade heute in Anbetracht unseres sicherheitspolitischen<br />
Umfeldes, in dem zwischen innerer und äußerer<br />
Sicherheit nicht mehr eindeutig unterschieden werden<br />
Aber er sieht insbesondere im Bereich des Zivilrechtes kann, darf Datenschutz nicht dazu instrumentalisiert<br />
Verbesserungsmöglichkeiten, etwa durch die Konkreti- werden, sicherheitspolitisch notwendige Maßnahmen zu<br />
sierung des Wettbewerbsrechts. So hat er ausgeführt – ich blockieren.<br />
darf das in Erinnerung rufen –: Datenschutzrechtliche<br />
Verstöße und auch das Unterlassen datenschutzrechtlich<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
erforderlicher Maßnahmen würden dann als unlauterer Wir nehmen die Sorgen der Menschen in unserem<br />
Vorsprung durch Rechtsbruch angesehen und mit dem Land ernst. Wir warnen aber davor, so wie es gestern der<br />
wettbewerbsrechtlichen Instrumentarium geahndet. Ich Berliner Datenschutzbeauftragte, Herr Dr. Dix, wieder<br />
glaube, dass diese Sichtweise sehr interessant ist. Wir einmal bei der Vorstellung seines Jahresberichts getan<br />
sollten etwas intensiver darüber nachdenken.<br />
hat, davon zu sprechen, dass wir vor einer Überwa-<br />
(B)<br />
Zweitens. Eine weitere Forderung ist die nach einem<br />
Datenschutzaudit nach § 9 a des Bundesdatenschutzgesetzes.<br />
Da stehen wir trotz heftiger Bedenken vor der<br />
Beschlussfassung. Natürlich folgen wir der guten parlamentarischen<br />
Gepflogenheit, die Konsequenzen nach einem<br />
Beschluss mitzutragen.<br />
(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] und der<br />
Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN] – Gisela Piltz [FDP]:<br />
chungs- und Präventionsgesellschaft stehen. Das ist sicherlich<br />
nicht hilfreich, wenn man einen sinnvollen Datenschutz<br />
will.<br />
Ich hoffe für die Zukunft darauf, dass wir bei dem<br />
neuen, eigentlich schon auf dem Tisch liegenden Datenschutzbericht<br />
für die beiden folgenden Jahre ebenfalls zu<br />
einer sachlichen Diskussion über dieses Thema gelangen.<br />
Vielen Dank.<br />
(D)<br />
Warum hat die SPD das in zwei Legislaturperioden<br />
nicht hinbekommen?)<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD und der Abg. Silke Stokar von<br />
Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])<br />
Denn wir haben uns darauf geeinigt, dass es in jedem<br />
Fall freiwillig sein wird. Es soll auch unbürokratisch<br />
sein. Diese beiden Bedingungen waren für uns ausreichend,<br />
um dem Kompromiss zuzustimmen. Keinesfalls<br />
darf es zu einer indirekten Benachteiligung von kleinen<br />
und mittleren Unternehmen kommen. Natürlich darf es<br />
auch nicht von der Finanzkraft eines Unternehmens abhängen.<br />
Hier wird es auf die Kreativität aller Beteiligten<br />
ankommen.<br />
Drittens. Ein gemeinsamer Standpunkt zum Thema<br />
RFID. Hier gilt es, wie im Datenschutz insgesamt die<br />
Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Deswegen<br />
haben wir in die Ihnen vorliegende gemeinsame Entschließung<br />
einige Bedingungen geschrieben.<br />
Bei aller Gemeinsamkeit gibt es, wie bereits erwähnt,<br />
nach wie vor gravierende Unterschiede beim Datenschutz,<br />
insbesondere in sicherheitspolitischen Fragen.<br />
Ich nenne nur das Thema Biometrie. Diese Technologie<br />
hat bereits in Deutschland Einzug gehalten und Anwendung<br />
gefunden. Ich denke zum Beispiel an Frankfurt,<br />
aber auch an heute Morgen und die zurückliegenden<br />
Diskussionen zwischen der CDU/CSU-<strong>Bundestag</strong>sfrak-<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Das Wort hat jetzt die Kollegin Gisela Piltz von der<br />
FDP-Fraktion.<br />
Gisela Piltz (FDP):<br />
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ungefähr<br />
alle zwei Jahre, wenn nicht gerade eine Neuwahl<br />
des <strong>Bundestag</strong>es dazwischenkommt, befassen wir uns<br />
hier fraktionsübergreifend mit dem Datenschutz. Ich<br />
finde es gut, dass es auch in diesem Jahr zu einer Fortsetzung<br />
der schon von Frau Philipp angesprochenen Tradition<br />
gekommen ist: Wir haben eine fraktionsübergreifende<br />
Erklärung zum 20. Bericht des Datenschutzbeauftragten.<br />
Ebenso wie Frau Philipp möchte ich mich zunächst<br />
bei meinen Kolleginnen und Kollegen bedanken, insbesondere<br />
bei Ihnen, Herr Bürsch. Dass Sie heute nicht zu<br />
diesem Thema sprechen, finde ich schade, weil Sie Teil<br />
des Ganzen waren;<br />
(Dr. Michael Bürsch [SPD]: Da bin ich doch<br />
großzügig!)