Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Dr. Ernst Dieter Rossmann<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 <strong>91</strong>89<br />
(A) den neuen Bundesländern vorhanden ist, bedeutet, muss soren in Zukunft unter Umständen Lehrverpflichtun- (C)<br />
man – vielleicht wissen es schon alle – publik machen. gen in einem Umfang von zwölf statt bisher acht<br />
Stunden erfüllen sollen. Sowenig wie die Einheit von<br />
Forschung und Lehre dadurch gefährdet wird, dass die<br />
Lehrverpflichtungen von acht auf vier Stunden reduziert<br />
werden, so wenig wird sie dadurch gefährdet, dass sie<br />
von acht auf zwölf Stunden aufgestockt werden.<br />
Deshalb möchte ich eine Botschaft von hier aussenden:<br />
Junge Leute, ihr bekommt gute Studienbedingungen<br />
in den neuen Bundesländern. Richtet euren Blick<br />
nicht nur nach Bayern, nach Baden-Württemberg, nach<br />
NRW und nach Hessen, sondern schaut genauso nach<br />
Sachsen, nach Thüringen, nach Berlin, nach Brandenburg,<br />
nach Mecklenburg-Vorpommern und nach Sachsen-Anhalt!<br />
Dort sind Hochschulen,<br />
(Jörg Tauss [SPD]: Gute Hochschulen!)<br />
die jetzt schon exzellent sind.<br />
Von Vorteil wäre auch, wenn wir die dort bereits vorhandenen<br />
materiellen Reserven wirklich ausschöpften.<br />
Das Centrum für Hochschulentwicklung, CHE, hat Folgendes<br />
ermittelt: Wenn wir diese Reserven nicht ausschöpfen,<br />
setzen wir über 3 Milliarden Euro in den Sand.<br />
Diese Mittel wären schon jetzt nutzbar, wenn genügend<br />
junge Leute die sich dort bietenden Möglichkeiten in<br />
Anspruch nähmen.<br />
Offen bleibt, ob in diesem Bereich schon genügend<br />
getan wird. Ich will ergänzen: Auch in Bezug auf die übrigen<br />
Studienorte muss die Frage gestellt werden, ob der<br />
Lehre schon hinreichend Priorität eingeräumt wird.<br />
Wir wünschen uns, dass der Exzellenzansatz in der Forschung<br />
mit einem Bemühen um qualitativ hochwertige<br />
Lehre in der Breite einhergeht. Die Hochschulen sollten<br />
dies im Interesse der Studierenden ausgesprochen ernst<br />
nehmen.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />
Ich möchte einen Kritikpunkt nennen. Der Deutsche<br />
Hochschullehrerverband glaubt, die Einheit von Forschung<br />
und Lehre werde dadurch gefährdet, dass Profes-<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)<br />
Diese Schwerpunktsetzung muss doch möglich sein.<br />
Auch deshalb bitte ich den Deutschen Hochschullehrerverband,<br />
die mit Differenzierung und Verbindung von<br />
Forschung und Lehre verbundene Chance zu nutzen.<br />
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP<br />
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Wie erklären wir es uns eigentlich, dass wir mit dem<br />
Hochschulpakt zwar viele Chancen eröffnen wollen,<br />
gleichzeitig aber den Rückgang der Studienanfängerzah-<br />
Exzellente Hochschulen gibt es in Dresden, in Berlin len erleben? Hängt das vielleicht mit den Studiengebüh-<br />
und anderswo. Es gibt nicht nur exzellente Hochschulen, ren zusammen?<br />
sondern, was besonders wichtig ist, es entsteht auch ein<br />
Umfeld. Man kann nicht nur einen Studienabschluss erwerben,<br />
sondern auch Arbeit in der Forschung finden. Es<br />
entstehen Arbeitsplätze durch den Wissenstransfer, und<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der<br />
LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Eindeutig!)<br />
(B)<br />
es gibt Chancen, im universitären Umfeld den Schritt in<br />
die Selbstständigkeit zu tun. Jüngst ist die Prognos-Studie<br />
erschienen, die die Entwicklung der einzelnen Regionen<br />
Deutschlands in Bezug auf die Städte und Kreise<br />
anhand von 439 solcher Körperschaften untersucht hat.<br />
Es kann uns doch nur freuen, dass es nicht nur Dresden,<br />
Potsdam oder Jena, sondern genauso Greifswald, Leipzig,<br />
Magdeburg, Eisenach oder Cottbus sind, die gewaltige<br />
Sprünge nach vorne machen.<br />
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)<br />
Ich bin heute so koalitionsloyal, dass ich in meiner Frage<br />
ein „vielleicht“ benutzt habe. Vielleicht ist es ein Problem<br />
der Organisation von Studienplätzen: Serviceeinrichtungen,<br />
Studienvermittlungen müssten vielleicht<br />
besser ausgestaltet werden. Es geht sicherlich auch darum<br />
– das ist ein materielles Problem –, ob und wie wir<br />
es schaffen, das BAföG weiterzuentwickeln.<br />
Sozialdemokraten formulieren dieses „ceterum censeo“<br />
in dieser Legislaturperiode immer am Schluss ihrer<br />
Rede. Daher möchte auch ich es zum Ausdruck bringen:<br />
Lassen Sie uns die Chance ergreifen, die vorhandenen fi-<br />
(D)<br />
Man kann dort gut studieren, und man findet dort gute<br />
Voraussetzungen für ein erfolgreiches Berufsleben.<br />
Diese Chance sollten wir gemeinsam nutzen. Das wäre<br />
gut für die deutsche Einheit und für die Perspektiven der<br />
nanziellen Spielräume beim BAföG dafür zu nutzen,<br />
dass viel mehr junge Leute aus den Mittelschichten und<br />
vor allen Dingen junge Leute mit Eltern, die materiell<br />
nicht so gut ausgestattet sind, studieren können.<br />
jungen Leute.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Die Sozialdemokratie –<br />
(Uwe Barth [FDP]: Regiert mit!)<br />
– regiert mit –, und sie kämpft, und das sogar erfolgreich.<br />
Wir sind uns fast sicher: Andere werden bald mitkämpfen.<br />
Das ist doch ein gutes Zeichen für die Hochschulen.<br />
Danke.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />
Ich erteile jetzt Cornelia Hirsch das Wort für Die<br />
Linke.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Cornelia Hirsch (DIE LINKE):<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Herr Staatssekretär Storm, Sie haben eben behauptet,