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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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<strong>91</strong>98 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />

Nina Hauer<br />

(A) In Zukunft gibt es größere Klarheit über die Interes- durchaus Kunden bzw. Kundinnen gibt, die falsche Vor- (C)<br />

senlage bei der Beratung, und Geschäftsvorgänge werstellungen von den Gewinnchancen eines Investments in<br />

den dokumentiert, sodass sie nachvollziehbar sind. Man einen solchen Fonds haben.<br />

kann sich darauf verlassen, dass leichter nachzuvollziehen<br />

ist, was von wem versprochen wurde. Bei ganz normalen<br />

Bankkunden ist es nämlich oft der Fall, dass sie<br />

sich hinterher nicht mehr erinnern können, warum ihnen<br />

was gesagt wurde.<br />

Wir haben in unseren Gesetzentwurf die Definition<br />

einer Handelsplattform aufgenommen. Diese Definition<br />

umfasst nicht nur die Börse, sondern dazu gehören<br />

auch die multilateralen Handelssysteme und die sogenannten<br />

systematischen Internalisierer. Da herrscht mehr<br />

Es gibt immer mehr Menschen, die ihre privaten Transparenz. Weil wir dafür sorgen wollen, dass sich<br />

Geldgeschäfte abends, nach Feierabend im Internet erle- alle, die da kaufen und verkaufen, darauf verlassen köndigen.<br />

Das Onlinebroking hatte bisher einen zweifelnen, dass für sie Regeln gelten, wollen wir im Gegensatz<br />

haften Ruf. Ich denke, dass es diesen Ruf nicht unbe- zum Regierungsentwurf die aktienvertretenden Zertifidingt<br />

verdient hat. In Zukunft wird auch der Anleger, der kate in den Geltungsbereich des Gesetzes einbeziehen.<br />

im Rahmen des Onlinebroking investiert, informiert. Es soll also nicht möglich sein – das könnte nämlich pas-<br />

Aber er muss auch selber angeben, wie seine Vermösieren –, eine Plattform zu bilden, über die nur solche<br />

genslage und seine Risikosituation sind. Dann wird er Produkte gehandelt werden. Dieses Risiko erscheint uns<br />

unter Umständen gewarnt. Auch das Onlinebroking zu hoch. Denn bei diesen Produkten, die auf den Märk-<br />

kann also nicht dazu verführen, ein Derivat oder ein ähnten – nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika –<br />

liches Produkt zu kaufen, das eine hohe Risikostruktur sehr verbreitet sind, handelt es sich eindeutig um Wert-<br />

aufweist, vielleicht auch eine hohe Gewinnchance bietet, papiere. Dadurch, dass wir sie in Deutschland einbezie-<br />

für den einzelnen Anleger aber überhaupt nicht geeignet hen – alle Regeln dieses Gesetzes sollen auch für diese<br />

ist. Zumindest wird der Anleger vor dem Kauf solcher Produkte gelten –, sorgen wir für mehr Klarheit, wer mit<br />

Produkte gewarnt. Solche Geschäfte können nicht ver- was handeln darf.<br />

hindert werden. Aber man kann dafür sorgen, dass diejenigen,<br />

die vor ihrem Computer sitzen, ausreichende Informationen<br />

erhalten.<br />

Wir haben insgesamt klarere Spielregeln, wir haben<br />

eine ordentliche Beratung. Ich denke, dass dieses Gesetz<br />

den unterschiedlichen Erwartungen, die wir an den Fi-<br />

Für alle Aufträge gilt in Zukunft, dass derjenige, der nanzmarkt Deutschland haben, gerecht wird. Wir wollen<br />

anbietet, das günstigste und beste Produkt aussuchen einen Finanzmarkt, auf dem sich die Unternehmen Geld<br />

muss. Es gibt keinen Verkauf aufgrund der eigenen Ge- beschaffen können, um ihre Ideen umzusetzen. Aber<br />

schäftslage und aufgrund des eigenen Geschäftsinteres- auch ganz normale Leute, die ihr Einkommen in ihre Al-<br />

(B) ses mehr, sondern es gibt nur einen Verkauf nach dem<br />

besten Preis. Auch das ist neu und gilt europaweit.<br />

tersversorgung oder Vermögensbildung – und sei dieses<br />

Vermögen auch klein – stecken wollen, sollen einschätzen<br />

können, welches Risiko sie eingehen. Sie sollen gut<br />

über die Risikostruktur beraten werden und sich gegen<br />

Geschäftspraktiken wehren können, die dazu führen,<br />

dass sie ein hohes Risiko haben und, im schlimmsten<br />

Fall, auch einen hohen Verlust. Ich denke, dem wird unsere<br />

nationale Umsetzung dieser europäischen Richtlinie<br />

gerecht.<br />

(D)<br />

Wir haben in den Beratungen zu diesem Gesetzentwurf<br />

beschlossen, dass wir die Investmentfonds von<br />

dieser Regelung ausnehmen wollen. Diese Produkte sind<br />

hoch standardisiert. Sie haben einen speziellen Mechanismus<br />

bei der Preisbildung und einen eigenen Vertriebsweg.<br />

Unserer Einschätzung nach passen sie weder fachlich,<br />

noch gehören sie von der Verkaufsstrategie her in<br />

diesen Gesetzentwurf. Ich denke, das wird einleuchten,<br />

wenn man berücksichtigt, dass das Risiko in diesem Bereich<br />

extrem niedrig ist, weil es sich um ein standardisiertes<br />

Produkt handelt. Das heißt nicht, dass es in diesem<br />

Bereich nicht auch Produkte mit hohem Risiko gibt.<br />

Aber man kann diese Produkte leichter einordnen, weil<br />

sie in der Regel standardisiert sind.<br />

Wir haben lange darüber diskutiert, wie wir die<br />

geschlossenen Fonds behandeln. Wir haben beschlossen,<br />

dass wir uns in naher Zukunft mit den Vertriebswegen<br />

und mit der Nachfrage nach ihnen auseinandersetzen<br />

werden. Dabei muss man bedenken, dass manche Kunden<br />

vielleicht denken, dass ein geschlossener Fonds etwas<br />

Ähnliches wie ein Wertpapier ist. Da das aber nicht<br />

der Fall ist und geschlossene Fonds keine Wertpapiere<br />

sind und auch nicht wie solche gehandelt werden, haben<br />

wir sie von dieser Richtlinie ausgenommen. Das ist mit<br />

der Richtlinie insgesamt vereinbar, und das ergibt sich<br />

aus dem Sachzusammenhang. Trotzdem bedeutet das,<br />

dass wir uns genau ansehen müssen, wer was an wen<br />

verkauft. Denn es gibt einige Hinweise darauf, dass es<br />

Ich möchte mich für die Zusammenarbeit bedanken,<br />

auch bei den Berichterstattern der Oppositionsfraktionen,<br />

ebenso beim Bundesfinanzministerium. Ich bedanke<br />

mich für die gute Arbeit in den Beratungen. Im<br />

Hinblick auf manche Fragen bedanke ich mich auch<br />

herzlich für die Geduld. Ich denke, wir haben hier eine<br />

gute Umsetzung erreicht, die unseren Finanzmarkt nach<br />

vorne bringt.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />

Jetzt erteile ich das Wort dem Kollegen Frank<br />

Schäffler für die FDP-Fraktion.<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

Frank Schäffler (FDP):<br />

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />

Herren! Was hat der größte Anlegerbetrugsskandal der

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