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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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<strong>91</strong>92 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />

Kai Gehring<br />

(A) Hochschulpakt für Qualität und nicht nur für fleischlose turen zum Aufbau von Studienplätzen schaffen und in- (C)<br />

Quantität.<br />

dem Sie die Länder wirklich belohnen, die bislang über<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann<br />

den Eigenbedarf hinaus Studierende ausgebildet haben<br />

und dies auch in Zukunft tun werden.<br />

[SPD])<br />

Es muss für ein Land teurer sein, keine neuen Stu-<br />

Der von Ihnen verhandelte Hochschulpakt hat zentrale<br />

Konstruktionsfehler; darauf haben wir immer hingewiesen.<br />

Er ist erstens unterfinanziert. 22 000 Euro pro<br />

dienplätze einzurichten, als neue zu schaffen. Dies gelingt<br />

in einem intelligenten Verteilungs- und Ausgleichsmechanismus<br />

nach dem Motto „Geld folgt Studierenden“.<br />

Studierenden reichen weder für ein Bachelor-Studium (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/<br />

noch für einen anschließenden Master-Abschluss.<br />

DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)<br />

Zweitens. Ihr Pakt ist zu kurz gesprungen. Dreieinhalb<br />

Jahre nach Verabschiedung des Hochschulpakts<br />

laufen die Mittel bereits wieder aus. Wie es in den<br />

Spitzenjahren 2011 bis 2013 weitergeht, wird erst dann<br />

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Ende.<br />

feststehen.<br />

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />

(Jörg Tauss [SPD]: Dann regieren wir wieder!<br />

Ich komme zum Ende.<br />

Da könnt ihr zulangen!)<br />

Ich fordere die Koalition auf: Korrigieren Sie bitte die<br />

Diese Kurzsichtigkeit wird kaum zu einem stetigen<br />

und nachhaltigen Aufbau führen. So kann kein Hochschulkanzler<br />

langfristig planen, weder finanziell noch<br />

personell.<br />

Webfehler in diesem Hochschulpakt, bevor es zu spät ist –<br />

im Interesse der Wirtschaft, die dringend mehr Fachkräfte<br />

benötigt, aber vor allen Dingen im Interesse aller<br />

jungen Menschen, die jetzt und künftig an die Hochschulen<br />

drängen.<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Vielen Dank.<br />

Das darf so nicht bleiben. Wir Grüne fordern ganz klar<br />

eine langfristige Planungssicherheit statt Kurzsichtig-<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

(B)<br />

keit.<br />

Drittens. Der Hochschulpakt droht auch, eine Mogelpackung<br />

zu werden. Auf den Unterschied von Studienplätzen<br />

und Studienanfänger ist ja hier hinlänglich eingegangen<br />

worden. Ob den jungen Menschen, die dann<br />

als Studienanfänger an die Hochschulen kommen, entsprechend<br />

mehr Seminarplätze, mehr Lehrbücher und<br />

Professoren, eine bessere soziale Infrastruktur und bes-<br />

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />

Es spricht jetzt Frau Professorin Monika Grütters für<br />

die CDU/CSU-Fraktion.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU – Michael<br />

Kretschmer [CDU/CSU]: Hervorragende<br />

Frau!)<br />

(D)<br />

sere Lern- und Studienbedingungen zur Verfügung ste- Monika Grütters (CDU/CSU):<br />

hen, ist zurzeit mehr als fraglich.<br />

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im ver-<br />

Das Schlimmste ist aber: Der Hochschulpakt droht<br />

sein eigentliches Ziel klar zu verfehlen. Die Zahl von<br />

90 000 zusätzlichen Studienplätzen bis 2010 wird wohl<br />

nicht erreicht. Darauf deuten unsere Anfragen in den<br />

Bundesländern hin. Wir befürchten, dass die Länder<br />

deutlich weniger Geld auf den Tisch legen als der Bund.<br />

gangenen Oktober – das zum Thema Winterschlaf, Herr<br />

Gehring – haben wir über den Hochschulpakt zuletzt diskutiert.<br />

Damals meinte die Opposition, uns alle mahnen<br />

zu müssen, dass wir noch ein bisschen schneller und ein<br />

bisschen besser an diesem Werk arbeiten und Bund und<br />

Länder möglichst einstimmig auf eine Melodie verpflichten.<br />

(Jörg Tauss [SPD]: Das wäre empörend!)<br />

Dass das schwierig ist, weil es in der KMK der Län-<br />

Dies hätte Billigstudienplätze zur Folge, die niemandem derkammer – nicht etwa hier – das Einstimmigkeitsprin-<br />

helfen, am wenigsten den Studierenden. Dies müssen zip gibt, weshalb es übrigens das Bonmot gibt, die Kul-<br />

wir verhindern.<br />

tusministerkonferenz sei der letzte Hort der Reaktion,<br />

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss<br />

[SPD]: Das stimmt!)<br />

wissen wir. Aber immerhin: Keine fünf Monate später<br />

können wir ein, wie ich meine – ich mache seit 13 Jahren<br />

Wissenschaftspolitik, unter anderem in Berlin –, beispielloses,<br />

innovatives Reformwerk, den Hochschul-<br />

Ich bin gespannt darauf, welche Zusicherungen die pakt 2020, abschließend zur Abstimmung stellen. Weil<br />

Länder bis übermorgen vorlegen; vor allem bin ich ge- das so ist, bin ich enttäuscht von der kleinlichen Kritik,<br />

spannt darauf, wie belastbar sich diese dann in der Reali- die in erster Linie aus der Opposition kam, Herr Barth<br />

tät erweisen. Da haben wir leider noch erhebliche Zwei- und Frau Hirsch. Es ist natürlich immer so, dass es noch<br />

fel. Sie müssen in der Koalition verhindern, dass der ein bisschen besser sein könnte. Natürlich hätte auch<br />

Pakt scheitert, indem Sie klare Zielvorgaben für die dieser Hochschulpakt anders ausfallen können; das wis-<br />

Zahl ausfinanzierter Studienplätze und auch die Höhe sen wir. Aber es ist doch mindestens eine Erleichterung<br />

der Gegenfinanzierung durch die Länder machen, indem und auch eine große Anerkennung wert, dass erstmals in<br />

Sie im Hochschulpakt auch wirklich echte Anreizstruk- der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine

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