Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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9200 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
(A) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Finanzausschus- (C)<br />
Als Nächster spricht der Kollege Georg Fahrenschon ses unter der Führung des Vorsitzenden Eduard Oswald,<br />
für die CDU/CSU-Fraktion.<br />
die in der vergangenen Nacht bis 2 Uhr am Bericht gearbeitet<br />
haben, damit wir den Gesetzentwurf heute beraten<br />
und darüber abstimmen können.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Georg Fahrenschon (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und<br />
Herren! Am vergangenen Wochenende haben wir hier in<br />
Berlin und in ganz Europa den 50. Jahrestag der Römischen<br />
Verträge gefeiert.<br />
(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)<br />
Das war schon ein besonderes Signal.<br />
Die Europäische Union ist ein Erfolg. Wir müssen<br />
uns aber auch damit auseinandersetzen, an welchen Stellen<br />
wir besonders darauf achtgeben müssen, dass sie<br />
auch in Zukunft erfolgreich sein kann. Damit sind wir<br />
unmittelbar bei der Frage, wie in Europa gewirtschaftet<br />
wird.<br />
Vor dem Hintergrund muss uns klar sein: Wenn wir<br />
die Rahmenbedingungen für die Finanzmärkte in Europa<br />
setzen, dann positionieren wir uns auch im direkten<br />
Wettbewerb mit anderen großen Märkten, wie zum Beispiel<br />
dem der Vereinigten Staaten. Deutschland hat innerhalb<br />
Europas natürlich ein ganz besonderes Interesse<br />
daran, weil die größte Volkswirtschaft allein durch die<br />
Rahmenbedingungen, die die Finanzmärkte für sie darstellen,<br />
mittendrin statt nur dabei ist.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Durch drei Zahlen soll das untermauert werden: Zum<br />
Ersten trägt der Finanzdienstleistungssektor mit einer<br />
Bruttowertschöpfung von rund 86 Milliarden Euro maßgeblich<br />
zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei. Zum<br />
Zweiten arbeiten in der Finanzbranche rund 1,4 Millionen<br />
hochqualifizierte Beschäftigte. Zum Dritten ist der<br />
deutsche Finanzmarkt mit über 80 Millionen Privatkunden<br />
der größte Markt für Finanzdienstleistungen in Europa.<br />
Das vorliegende Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz<br />
ist der zentrale Bestandteil zur Vollendung<br />
des Binnenmarktes. Denn mit diesem Gesetzesvorhaben<br />
ist die Umsetzung des EU-Aktionsplans für Finanzdienstleistungen<br />
in deutsches Recht für den kompletten<br />
Wertpapierbereich abgeschlossen. Deshalb gilt an dieser<br />
Stelle mein besonderer Dank dem BMF für die sachliche<br />
und hochqualifizierte Begleitung des Verfahrens und den<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie<br />
des Abg. Frank Schäffler [FDP] – Eduard<br />
Oswald [CDU/CSU]: Wir müssen uns schon<br />
selber loben, wenn es die anderen nicht tun!)<br />
Ich will auch den Berichterstattern herzlich danken – damit<br />
schließe ich mich der Kollegin Hauer an –, die sich<br />
meines Erachtens tief in jede Sachfrage eingearbeitet haben<br />
und mit denen wir gut und konzentriert zusammengearbeitet<br />
haben.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)<br />
Wenn wir uns mit den Rahmenbedingungen der Wirt-<br />
Mit dem Finanzmarkt-Richtlinie-Umsetzungsgesetz<br />
wird die europäische Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente<br />
umgesetzt. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin<br />
– der Wertpapierrichtlinie – erweitert die sogenannte<br />
MiFID das Spektrum der betroffenen Finanzdienstleistungen<br />
in zweierlei Hinsicht. Zum einen werden<br />
schaft in Europa auseinandersetzen, dann muss uns klar neben den bekannten Kreditinstituten, Banken, Wert-<br />
sein, dass die Finanzmärkte für eine Volkswirtschaft papierfirmen und Börsen in Zukunft auch die Anlagebe-<br />
von zentraler Bedeutung sind. Mehr Wachstum, mehr rater, die Betreiber sogenannter multilateraler Handels-<br />
Beschäftigung und auch die Stabilisierung unserer soziasysteme, die Vermögensverwalter und die vertraglich<br />
len Sicherungssysteme können nur funktionieren, wenn gebundenen Vermittler von dieser Richtlinie erfasst.<br />
die Finanzmärkte stabil sind, wenn sie Geld aber auch Zum anderen werden auch die betroffenen Instrumente<br />
möglichst preiswert zur Verfügung stellen. Je höher der erweitert. Über das klassische Wertpapier und die uns<br />
Grad der Integration ist, desto effizienter gestalten sich bekannten Derivate hinaus werden in Zukunft auch Kre-<br />
(B) die Verteilung von Kapital und langfristig auch die wirtschaftliche<br />
Leistungsfähigkeit.<br />
ditderivate, Derivatkontrakte sowie finanzielle Differenzgeschäfte<br />
durch die staatliche Gesetzgebung organisiert,<br />
kontrolliert und beaufsichtigt.<br />
(D)<br />
Im Rahmen der parlamentarischen Beratungen haben<br />
wir zudem die aktienvertretenden Zertifikate mit aufgenommen.<br />
Die Kollegin Hauer hat unsere Argumente bereits<br />
dargestellt.<br />
Wir haben uns auch mit einer großen Anzahl von<br />
Petita des Bundesrates auseinandergesetzt und sind auf<br />
viele Wünsche eingegangen. Wir haben die Anwendbarkeit<br />
der Vorgaben des Investment- und des Wertpapierprospektgesetzes<br />
für die Werbung mit aufgenommen.<br />
Wir haben die Kennzeichnungspflicht von allgemeinen<br />
Empfehlungen als Werbung konkretisiert. Wir haben<br />
eine Übergangsregelung zur Kundeneinstufung geschaffen<br />
und ein Paket zum Bürokratieabbau im Zusammenhang<br />
mit der Arbeit des Börsenrates und dem Institut des<br />
Skontroführers bei den Börsen geschnürt.<br />
In Bezug auf die vorgeschlagene Definition von Warenbörsen<br />
sind wir ebenfalls auf den Bundesrat eingegangen.<br />
In Zukunft werden nicht nur Emissionszertifikate<br />
und hierauf bezogene Termingeschäfte, sondern<br />
auch andere, warenbezogene Wirtschaftsgüter und<br />
volkswirtschaftlich bedeutsame Variablen wie etwa<br />
Frachtsätze oder Klimavariablen entsprechend der europäischen<br />
Vorgabe ausdrücklich zugelassen.<br />
Hinsichtlich des neuen dritten Weges neben den Banken<br />
und Börsen – den MTFs, den sogenannten multilateralen<br />
Handelsplattformen – konnten wir dem Wunsch