Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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9254 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
Gabriele Lösekrug-Möller<br />
(A) mehr, sondern eine gezielte Maßnahme für sich beteili- (Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sie müs- (C)<br />
gende Betriebe.<br />
sen einmal zuhören!)<br />
Die brauchen wir aber nicht. Denn es hat eine andere<br />
– sehr erfreuliche – Entwicklung gegeben, von der ich<br />
berichten will; vielleicht hören Sie mir ja diesmal zu.<br />
Wir haben mit milliardenschweren Investitionen<br />
Schwung in den Arbeitsmarkt bringen können. Wir haben<br />
mit Reformen einen erfreulichen Rückgang der Zahl<br />
der Arbeitslosen in unserem Land befördert. Wir haben<br />
– ich will nur diese Beispiele nennen – durch energetische<br />
Gebäudesanierung und die Absetzbarkeit von<br />
Handwerkerleistungen für jede Menge Innovation gesorgt.<br />
Das Resultat ist eine solide Perspektive des Aufschwungs.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der<br />
CDU/CSU)<br />
Danke schön.<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie<br />
bei Abgeordneten der FDP)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Das Wort hat die Kollegin Brigitte Pothmer vom<br />
Bündnis 90/Die Grünen.<br />
(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]:<br />
Jetzt bin ich aber gespannt!)<br />
Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr<br />
Rauen, wenn man das, was Sie hier vorgetragen haben,<br />
einmal konsequent zu Ende denkt, dann hieße das, dass<br />
das Bundesministerium für Arbeit alle Maßnahmen im<br />
Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik einstellt.<br />
(Peter Rauen [CDU/CSU]: Davon habe ich<br />
kein Wort gesagt!)<br />
– Sie haben hier vorgetragen: Es gibt einen Aufschwung,<br />
soundso viele Arbeitsplätze sind in dieser Zeit entstanden;<br />
deswegen brauchen wir das alles gar nicht mehr.<br />
Ich will Ihnen, Herr Rauen, aber sagen, dass wir nach<br />
wie vor einen sehr gespaltenen Arbeitsmarkt haben.<br />
Nach wie vor profitieren von diesem Aufschwung im<br />
Wesentlichen die Kurzzeitarbeitslosen und die qualifizierten<br />
Arbeitslosen. Alle Arbeitsmarktexperten warnen<br />
uns davor, die Augen vor der Tatsache zu verschließen,<br />
dass es seit vielen Jahren eine hohe Sockelarbeitslosigkeit<br />
in Deutschland gibt. Wir müssen diesen Aufschwung<br />
jetzt nutzen, um mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik<br />
auch diesen Menschen eine Chance zu<br />
geben.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN –<br />
Peter Rauen [CDU/CSU]: Reine Bewirtschaftung!)<br />
Deshalb sind die Auftragsbücher im Handwerk voll.<br />
Ich habe gerade in dieser Woche bei den Berliner Wirtschaftsgesprächen<br />
hören können, wie der Präsident der<br />
Berliner Handwerkskammer genau diese Maßnahmen<br />
lobte und sagte, dass er das höchst angenehme Problem<br />
habe, dass er gar nicht alle Aufträge prompt erledigen<br />
könne. Das hat mir als Rückmeldung gut gefallen.<br />
Die Projektförderung kann tatsächlich ein geeignetes<br />
Instrument sein – ich betone: ein Instrument –, um einen<br />
Beitrag dazu zu leisten, diesen Menschen zu helfen.<br />
Denn die Problemstellungen auf dem Arbeitsmarkt sind<br />
in der Tat regional sehr unterschiedlich. Es kann absolut<br />
sinnvoll sein – auch mit finanzieller Unterstützung der<br />
Arbeitsagenturen –, Projekte zu entwickeln und aufzubauen,<br />
die präventiv wirken und damit einen Beitrag<br />
Ich fasse also zusammen: Wir haben Grund, uns zu dazu leisten, dass Arbeitslosigkeit gar nicht erst entsteht.<br />
freuen über eine kraftvolle wirtschaftliche Entwicklung,<br />
über einen Arbeitsmarkt, der davon profitiert, und über<br />
eine Agentur für Arbeit, die in der Lage ist, auch ohne<br />
(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang<br />
Thierse)<br />
das von Ihnen Beantragte gute Arbeit zu leisten. Aber Frau Lösekrug-Möller, dieses Instrument hat Rotauch<br />
da würden Sie wieder sagen, dass das Glas halb Grün auf den Weg gebracht. Wir fanden es damals rich-<br />
(B) leer ist.<br />
tig. Angesichts von über 4 Millionen Arbeitslosen, da- (D)<br />
Ich habe eingangs auf zwei Drucksachen verwiesen.<br />
Aus der Anfrage wurde ein Antrag. Die Methode ist bekannt;<br />
innovativ ist das nicht. Aber seien wir ehrlich:<br />
Haben wir das wirklich erwartet?<br />
runter 2 Millionen Langzeitarbeitslose, kann man nicht<br />
sagen, man brauche solche Instrumente nicht. Es geht<br />
nicht um ein einzelnes Projekt. Es geht vielmehr darum,<br />
ob das Instrument Projektförderung sinnvoll ist oder<br />
nicht. Ich sage Ihnen: Es ist ein sinnvolles Instrument.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN)<br />
Insgesamt muss gelten: Der Vielfalt der Problemlagen<br />
arbeitsloser Menschen muss eine ebenso große Vielfalt<br />
von Angeboten an Förderinstrumenten entgegengestellt<br />
werden.<br />
(Gabriele Lösekrug-Möller [SPD]: Morgen sagen<br />
Sie, dass es zu viele Instrumente sind!)<br />
Lassen Sie uns dieses Instrument doch vor Ort anbieten!<br />
Keine Agentur wird gezwungen, dieses Instrument in<br />
Anspruch zu nehmen. Nur diejenigen Agenturen werden<br />
es in Anspruch nehmen, denen ein entsprechendes Angebot<br />
fehlt. Geben wir ihnen doch in Gottes Namen die<br />
Möglichkeit, dieses Angebot zu entwickeln.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
und bei der LINKEN)<br />
Es stimmt doch gar nicht, dass der Bundesrechnungshof<br />
gesagt hat, die Projektförderung an und für<br />
sich sei schlecht und dürfe es auf keinen Fall mehr geben.<br />
Der Bundesrechnungshof hat die Bundesagentur für<br />
Arbeit vielmehr dafür kritisiert, dass sie keine verbindlichen<br />
Rahmenbedingungen für diese Projektförderung