Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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9244 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
Gisela Piltz<br />
(A) (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten ten wir in Fragen des Datenschutzes möglicherweise (C)<br />
der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNIS- eine noch fortschrittlichere Situation im Lande.<br />
SES 90/DIE GRÜNEN)<br />
(Gisela Piltz [FDP]: Es gibt Farbenspiele, die<br />
mag ich mir gar nicht vorstellen!)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Das Wort hat jetzt der Kollege Jörg Tauss von der<br />
SPD-Fraktion.<br />
Aber jetzt haben wir einen neuen, liebenswerten Koalitionspartner,<br />
mit dem wir uns auch bemühen, zu entsprechenden<br />
Regelungen zu kommen.<br />
Jörg Tauss (SPD):<br />
Herr Präsident! Hochverehrte Kollegin Philipp, man<br />
(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Das ist eine Koalitionskrise!)<br />
hat mir in unseren gemeinsamen Besprechungen immer – Ach was, überhaupt nicht. Die sind ganz happy, mit<br />
wieder signalisiert, es würde Sie eher irritieren, wenn ich uns zusammenarbeiten zu dürfen. Die Kollegin Philipp<br />
teilnähme. Dass Sie mich derart vermissen, hätte ich ist ja ein lebender Beweis dafür. Was haben wir uns frü-<br />
nicht gedacht. Aber ich freue mich sehr darüber. Ich her nicht immer gekabbelt! Heute klatsche ich für Sie<br />
werde das nächste Mal wieder verstärkt persönlich prä- schon als Erster, noch bevor ihre eigenen Fraktionskollesent<br />
sein und nicht nur in Gestalt meines Mitarbeiters daginnen und -kollegen klatschen.<br />
ran mitwirken.<br />
Also, ich bin zufrieden mit dieser Entschließung und<br />
Dem lieben Kollegen Bürsch, der die Hauptarbeit ge- bedanke mich bei allen, die an ihrer Erarbeitung beteiligt<br />
macht hat, möchte ich dafür recht herzlich danken. waren.<br />
(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Er ist ja Berichterstatter!)<br />
Ich will für die SPD-Fraktion feststellen, dass Datenschutz<br />
für uns unabdingbarer Grundrechtsschutz ist. Er<br />
ist im Zeitalter der Informationsgesellschaft eine unver-<br />
– Er ist hier Berichterstatter, selbstverständlich.<br />
zichtbare Bedingung für das Funktionieren jeglichen de-<br />
Ich koordiniere für meine Fraktion die unterschiedlichen<br />
Bereiche des Datenschutzes, übrigens auch den Gesundheitsdatenschutz.<br />
Wir haben viele Themen, an denen<br />
wir gemeinsam arbeiten.<br />
mokratischen Gemeinwesens. Er ist kein lästiges Anhängsel,<br />
er ist keine überflüssige Bürokratie, er ist<br />
Voraussetzung dafür, dass auch in der Informationsgesellschaft<br />
das Recht auf informationelle Selbstbestimmung<br />
– ein Grundrecht, wie uns das Bundesverfassungsgericht<br />
(B)<br />
(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Tauss redet, Bürsch handelt<br />
nicht!)<br />
in vielen Entscheidungen immer wieder ausdrücklich bestätigt<br />
hat; dafür sind wir an dieser Stelle außerordentlich<br />
dankbar – durchgesetzt werden kann.<br />
(D)<br />
Frau Kollegin Piltz, Sie kritisieren, dass wir in der<br />
letzten Legislaturperiode und auch bis jetzt kein Daten-<br />
(Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg]<br />
[SPD])<br />
schutzauditgesetz vorgelegt haben. Kollegin Stokar<br />
und ich waren darüber nicht sehr glücklich. Doch wir<br />
haben den Reformprozess auf drei Teile ausgelegt – in<br />
Zu Recht hat Herr Schaar – Herr Schaar, ich freue<br />
mich, dass Sie hier sind – die Gefährdungspotenziale<br />
und Risiken, über die wir uns unterhalten müssen, kon-<br />
dieser Kontinuität stehen wir – und gesagt: Als Erstes kret benannt: Die RFIDs, die Funkchips, die an verschie-<br />
muss – das ist völlig klar – die Datenschutzrichtlinie denen Stellen zum Einsatz kommen, bieten natürlich<br />
umgesetzt werden. Da haben wir bewusst reingeschrie- neue Möglichkeiten zur Erstellung personenbezogener<br />
ben – übrigens auch gegen manchen Widerstand –, dass Verhaltens-, Nutzungs- oder gar Bewegungsprofile. Wir<br />
wir ein Datenschutzaudit wollen. Dann kam das Infor- können so etwas aber verhindern, wir können Technik<br />
mationsfreiheitsgesetz. Wir haben uns damit Zeit gelas- datenschutzrechtlich gestalten. Dafür brauchen wir allersen,<br />
und es ist ein gutes Gesetz, ein gründliches Gesetz dings gesellschaftspolitische Akzeptanz.<br />
geworden.<br />
Das deutsche Datenschutzrecht – das hat auch die An-<br />
(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE hörung vor einigen Wochen deutlich gemacht – hat Vor-<br />
GRÜNEN]: Na ja, ich hätte das schneller gebildfunktion für viele Staaten der Welt. Aber es ist an<br />
konnt!)<br />
vielen Stellen in die Jahre gekommen: Wir kommen<br />
Die dritte Stufe kam dann nicht wegen der <strong>Bundestag</strong>swahl.<br />
Ich freue mich sehr, dass wir uns nach dem, was<br />
die Kollegin Philipp hier vorgetragen hat, jetzt mit unserem<br />
neuen Koalitionspartner diesem Projekt zuwenden<br />
können.<br />
kaum hinterher, die technischen Entwicklungen gesetzgeberisch<br />
aufzugreifen. Diese zunehmende Konvergenz<br />
der Technik auch im Datenschutz muss uns herausfordern.<br />
Wir müssen das Datenschutzrecht modernisieren<br />
und fortentwickeln und hierbei – da stimme ich Ihnen,<br />
liebe Kollegin Philipp, völlig zu – zu unbürokratischen<br />
Auch ich begrüße sehr, dass wir uns in 13 – nicht nur<br />
und effizienten Instrumenten kommen.<br />
in wichtigen – Bereichen des Datenschutzes auf eine ge- Ein solches modernes und effizientes Datenschutzmeinsame<br />
Position einigen konnten. Kollegin Piltz, ich recht ist ein wirtschaftlicher Standortvorteil. Es geht<br />
hätte mir ebenfalls an anderer Stelle eine deutliche Posi- hier nicht nur darum, dem Datenschutz gegenüber den<br />
tionierung gewünscht. Sagen wir einmal so: Wenn Herr Bürgerinnen und Bürgern als Grundrecht zum Durch-<br />
Westerwelle Rot-Gelb-Grün nicht verhindert hätte, hätbruch zu verhelfen, sondern es ist, wie gesagt, als Instru-