Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Heinz-Peter Haustein<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9253<br />
(A) beitslosigkeit zu sprechen und viel zu wenig über die Er hat sogar die Streichung der Projektförderung gefor- (C)<br />
Förderung von Unternehmen. Die Gängelung von Unterdert.nehmen durch Statistik, Bürokratie und Bestimmungen,<br />
die wir den Unternehmen auferlegen, muss aufhören.<br />
Wenn es uns gelingt, mehr Arbeitsplätze zu schaffen,<br />
(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Hat er nicht!)<br />
dann brauchen wir auch keine Arbeitsagentur mehr. Das<br />
muss der Kerngedanke sein.<br />
– Hat er doch; aber Sie werden sicher darauf eingehen,<br />
Frau Pothmer. Nicht immer haben Sie recht.<br />
In diesem Sinne ein herzliches Glückauf aus dem Erzgebirge.<br />
(Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Frau<br />
Pothmer weiß das immer besser! – Gegenruf<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN]: Ich höre Ihnen immer aufmerksam<br />
zu, Herr Andres!)<br />
Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
Das Wort hat die Kollegin Gabriele Lösekrug-Möller<br />
von der SPD-Fraktion.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Fragte die Linke doch vor einem Dreivierteljahr nach,<br />
warum das Projekt „Teilzeit plus“, gefördert nach ebendiesem<br />
Paragrafen, 2004 eingestellt wurde und wer dies<br />
entschieden habe; Frau Kipping, Sie haben das heute<br />
Abend freundlicherweise erneut vorgetragen. Die Antwort<br />
wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben<br />
des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum<br />
15. August übermittelt.<br />
(Katja Kipping [DIE LINKE]: Meinen Sie,<br />
dass das Parlament nichts mehr zu sagen hat,<br />
nachdem die Regierung das beantwortet hat?)<br />
Aber offenkundig haben Sie sich mit den ausführlichen<br />
Antworten nicht hinreichend auseinandergesetzt; sonst<br />
wäre es wohl gar nicht zu dem Antrag gekommen.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Deshalb noch einmal zum Mithören für Sie und für<br />
uns alle zum Verstehen die zwei wirklich ausschlaggebenden<br />
Gründe, warum das Instrument nur noch sehr<br />
eingeschränkt angewandt wird. Herr Rauen hat einen<br />
wesentlichen Punkt schon genannt: Der Bundesrechnungshof<br />
hat wiederholt die Handhabung beanstandet.<br />
Zweitens betreffen die ab 2003 neu eingeführten Instrumente<br />
in erheblichem Umfang das Einsatzfeld der<br />
freien Förderung. Von daher hat sich der Bedarf an Projektförderung<br />
deutlich reduziert. Auf das Projekt in<br />
Dresden gehe ich gleich noch ein.<br />
Gabriele Lösekrug-Möller (SPD):<br />
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Uns liegt<br />
ein Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel vor:<br />
„Innovative Arbeitsförderung ermöglichen – Projektförderung<br />
nach § 10 SGB III zulassen“. Wer – frage ich Sie –<br />
kann schon gegen innovative Arbeitsförderung sein?<br />
Wahrscheinlich haben auch Sie sich gesagt, dass das im<br />
Prinzip gar nicht geht. Aber dieser Antrag macht es<br />
möglich, dass man sich auch dagegen ausspricht. Warum<br />
ist das so?<br />
Meine Damen und Herren, eigentlich wissen wir das<br />
alles schon. Liest man Ihren Antrag, könnte man allerdings<br />
auf die Idee kommen, nur die Mittel nach § 10<br />
SGB III dürften für innovative, regional verankerte und<br />
dezentrale Ansätze genutzt werden. Man bekommt den<br />
Eindruck, nur in 10 Prozent der Fälle dürfe die Agentur<br />
überhaupt auf diese Weise tätig werden; bei den übrigen<br />
90 Prozent sei es verboten, innovativ zu sein, regional<br />
verankerte Maßnahmen zu treffen oder gar dezentrale<br />
Ansätze zu befördern.<br />
Die SPD-Fraktion, für die ich hier spreche, braucht<br />
diesen Antrag in der Tat nicht,<br />
Gerade Sie nehmen doch bei den Debatten im Fachausschuss<br />
und im Plenum immer wieder für sich in An-<br />
(B)<br />
(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Die<br />
CDU/CSU auch nicht!)<br />
spruch, dass Sie ganz besonders, mehr als alle anderen<br />
Abgeordneten, die Arbeit der Agenturen vor Ort kennen.<br />
Wenn das auch nur zur Hälfte zuträfe, dann wüssten Sie,<br />
(D)<br />
zumal er wenig innovativ ist; denn die <strong>Bundestag</strong>sdruck- wie viel innovative und regional verankerte Arbeit in<br />
sachen <strong>16</strong>/2349 und <strong>16</strong>/2406 aus dem August 2006 ent- den Agenturen geleistet wird.<br />
halten in der Tat alles, was zum heutigen Tagesordnungspunkt<br />
zu sagen ist.<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />
Aber wer halb leere Gläser sehen will, der blickt eben<br />
nicht auf den vorhandenen guten Inhalt – schade eigentlich.<br />
Vielleicht geht es ja auch um etwas ganz anderes.<br />
(Katja Kipping [DIE LINKE]: Es spricht doch<br />
nichts dagegen, aufzufüllen!)<br />
– Wenn Sie mir zuhören würden, Frau Kipping, könnten<br />
Sie gegebenenfalls etwas lernen; aber passen Sie auf, das<br />
könnte gefährlich sein. – Denn wenn man die Begründung<br />
Ihres Antrages liest, wird deutlich, worum es geht.<br />
Sie haben hier noch einmal ein Projekt dargelegt, das<br />
meines Erachtens ein durchaus gutes war, allerdings ein<br />
begrenztes und zeitlich befristetes, und zwar aus einem<br />
guten Grund: Es sollte in einer konjunkturschwachen<br />
Phase helfen, Beschäftigte in Handwerksbetrieben zu<br />
halten. Die Bundesagentur hat neben diesem Projekt allerdings<br />
auch viele andere verschiedene innovative Instrumente<br />
entwickelt und genutzt. Was die Bundesagentur<br />
allerdings nicht in ihrem Aufgabenkatalog hat, ist das<br />
Instrument der Wirtschaftsförderung. Wenn Sie jetzt<br />
möchten, dass im Prinzip eine Entfristung solcher Projekte<br />
stattfindet, ist das kein Arbeitsmarktinstrument