Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Angelika Brunkhorst<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9223<br />
(A) (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Marco Bülow (SPD):<br />
(C)<br />
NEN]: Die deutsche Regierung sieht das aber<br />
anders!)<br />
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Herr Mißfelder, es ist ein interessanter Gedanke, einen<br />
neuen Vertrag mit der Atomenergie zu schließen, in den<br />
hineingeschrieben wird, dass wir ein bisschen für erneuerbare<br />
Energien ausgeben.<br />
So ist es: Kernkraftwerke sind keine attraktiven Ziele<br />
für terroristische Anschläge. – Wir werden Ihnen diese<br />
ideologische Süppchenkocherei nicht durchgehen lassen.<br />
Abgesehen davon haben wir vollstes Vertrauen in<br />
die Deutsche Flugsicherung. Sie verdient unser Vertrauen,<br />
und sie genießt auch das Vertrauen; das denke ich<br />
schon. Wenn wir hier so offen über irgendwelche terroranfälligen<br />
Kernkraftwerke reden, dann frage ich Sie:<br />
Wollen wir denn noch Koordinaten liefern, oder wie soll<br />
das in Zukunft gehen?<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Sie vertrauen doch der Deutschen Flugsicherung!<br />
Haben Sie jetzt doch Befürchtungen?<br />
Es ist doch alles so sicher!)<br />
Ich denke, im internationalen Vergleich steht Deutschland<br />
in der Forschung zur Kernsicherheit und auch im<br />
Grundschutz von Kernkraftwerken gegen Flugzeugangriffe<br />
am besten da.<br />
(Gerold Reichenbach [SPD]: Was?)<br />
– Ich weiß nicht, ob Sie dem widersprechen wollen.<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Da gibt es viele Evaluierungsmöglichkeiten!)<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Das ist der Beweis, dass es funktioniert?<br />
Jetzt weiß ich endlich, wo Ihre Beweisführung<br />
herkommt!)<br />
und dass während einer Pilotphase keine anderen Anlagen<br />
gebaut werden.<br />
Zuletzt möchte ich zusammenfassen: Angst ist ein<br />
schlechter Ratgeber, liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
von den Grünen.<br />
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Ich habe höchstens Angst vor Ihrer Argumentation!)<br />
Es gibt schon genug reale Bedrohungen, sodass wir nicht<br />
noch welche heraufbeschwören müssen, die es gar nicht<br />
gibt. Ihre Anträge sind aus Sicht der FDP eine Farce; tut<br />
mir leid.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Das Wort hat der Kollege Marco Bülow, SPD-Fraktion.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Alles!)<br />
Wenn wir wieder einen neuen Vertrag schließen, wer garantiert<br />
uns, dass die Atomenergie ihn nicht wieder brechen<br />
will? Jetzt ruft sie ja dazu auf, den Vertrag zu brechen.<br />
Also kann man sich auch nicht auf das verlassen,<br />
was in neuen Verträgen stehen würde. Deshalb würde<br />
ich keine neuen Verträge eingehen.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Genauso interessant finde ich den Gedanken, von<br />
Atomenergie nur noch als Übergangstechnologie zu<br />
sprechen, weil wir die ganzen Probleme kennen. So<br />
sagte zum Beispiel Herr Kauch hier im <strong>Bundestag</strong>. Das<br />
gleichzeitige Argument, die erneuerbaren Energien<br />
bräuchten noch Zeit, kann ich allerdings nicht mehr hören.<br />
Die erneuerbaren Energien brauchen deshalb noch<br />
Zeit, weil man seit mehreren Jahrzehnten sehr viel Geld<br />
in die falschen Energiestrukturen gesteckt hat.<br />
Ich will zum Schluss noch auf die Behauptung in Ih-<br />
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
(B)<br />
rem Antrag kommen, das Konzept der Vernebelungsanlagen<br />
– ganz gleich, wie man dazu steht – sei generell<br />
gescheitert. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass das<br />
Kernkraftwerk Grohnde im Moment eine Pilotanlage im<br />
Bau hat<br />
Aber selbst auf dem heutigen Stand der Technik können<br />
wir den Bereich der erneuerbaren Energien ganz<br />
schnell ausbauen und die Effizienz so steigern, dass wir<br />
keine Atomenergie mehr brauchen und trotzdem die<br />
40 Prozent CO2 einsparen können, wenn wir bei den einzelnen<br />
Beschlüssen zu KWK, Wärmegesetz usw. nur<br />
mutig genug sind. Wir laden die Union herzlich dazu<br />
ein, mit uns die geeigneten Beschlüsse zu finden.<br />
(D)<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Jetzt zum Klimaschutz und zu dem angeblich so klimaneutralen<br />
Instrument der Atomenergie. Wenn man<br />
sich die Untersuchungen vom Öko-Institut anschaut,<br />
stellt man fest, dass Atomkraftwerke so CO 2-frei gar<br />
nicht sind: Uran wird gefördert, muss transportiert werden,<br />
wird eingesetzt, die Atomanlagen werden gebaut<br />
usw. Dabei sind noch nicht einmal die Endlager aufgeführt.<br />
– Dann schauen wir uns einmal die Bilanz am<br />
Ende an: Ein neues GuD-Heizkraftwerk ist schon ganz<br />
nah an der CO 2-Emission eines AKWs dran. Mit KWK<br />
gekoppelt ist es sogar deutlich darunter. Eine Biogasanlage<br />
gekoppelt mit KWK liegt deutlich unter dem, was<br />
Atomkraft zu bieten hat. Bei Wind ist es genauso. Darüber<br />
sollten wir diskutieren, wenn wir über die Studie<br />
und über Klimafreundlichkeit reden.<br />
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD], zu<br />
Abg. Philipp Mißfelder [CDU/CSU] gewandt:<br />
Schon doof, wenn man die falschen Studien zitiert!)