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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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9<strong>16</strong>4 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />

Christoph Strässer<br />

(A) Die EU hat die Sanktionen gegen Simbabwe wegen afrikanischer Staatspräsident residiert in einem so gro- (C)<br />

massiver Verletzung wesentlicher Elemente erweitert. ßen und prächtigen Palast wie Mugabe. Gleichzeitig ist<br />

Das ist richtig. Aber ich denke – damit will ich schließen –, aber die Lebenserwartung in Simbabwe in nur zehn Jah-<br />

der Schlüssel für die Lösung der Probleme liegt in der ren von 55 auf knapp über 35 Jahre zurückgegangen. Ich<br />

Tat im südlichen Afrika. Ich finde es bemerkenswert und glaube, plastischer als mit der Gegenüberstellung dieser<br />

unterstützenswert, dass sowohl der südafrikanische Prä- beiden Entwicklungen kann man die Widersinnigkeit,<br />

sident Mbeki als auch insbesondere der zukünftige Präsi- wenn nicht sogar die Perversion dieses Regimes von<br />

dent Sambias klar erkannt haben, dass die Spirale des Mugabe kaum illustrieren und schildern.<br />

Schweigens durchbrochen werden muss. Die Verhältnisse<br />

werden sich nicht allein von innen reformieren las-<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

sen.<br />

Es ist allerdings unverkennbar, dass in jüngerer Zeit<br />

Ich hoffe und wünsche, dass die Europäer gemeinsam<br />

mit der Weltgemeinschaft, also auch mit den Staaten in<br />

der südlichen Region Afrikas, dafür sorgen, dass die<br />

Menschen in Simbabwe eine lebenswerte Zukunft haben,<br />

die dem entspricht, was sie sich von ihrem Leben<br />

erträumen.<br />

die Machtbasis von Mugabe bröckelt, auch in der eigenen<br />

Partei. Deshalb ist Europa jetzt und in den kommenden<br />

Monaten gefragt, darauf eine Antwort zu finden. Ich<br />

finde es gut und richtig, dass die heutige Aktuelle Stunde<br />

auf die jüngsten Entwicklungen in Simbabwe eingeht;<br />

denn sie gehen über das hinaus, was wir seit vielen Jahren<br />

aus diesem Land erfahren müssen.<br />

Danke schön.<br />

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />

Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:<br />

Nächster Redner ist der Kollege Florian Toncar für<br />

die FDP-Fraktion.<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie<br />

bei Abgeordneten der SPD und des BÜND-<br />

NISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />

Die jüngste Zuspitzung der Lage hat jedoch tiefere<br />

Ursachen. Es wird immer mehr erkennbar, dass sich<br />

Robert Mugabe und die Seinen die Taschen vollgestopft<br />

haben, während die Bevölkerung in einer verzweifelten<br />

und immer schlimmer werdenden Lage verharrt. Kein<br />

Es hat mich gefreut, dass die deutsche Ratspräsidentschaft<br />

umgehend und entschlossen auf die Verhaftung<br />

von Tsvangirai Mitte März reagiert hat. Das darf aber<br />

kein Ausreißer bleiben. Vielmehr muss Europa jetzt eine<br />

Strategie entwickeln, wie es mit der sich verändernden<br />

Situation in Simbabwe umgeht. Denn freiwillig – das<br />

können wir dieser Tage erkennen – wird Robert Mugabe<br />

das Feld nicht räumen.<br />

Deshalb muss nun die portugiesische Regierung, die<br />

ab Juli dieses Jahres die Ratspräsidentschaft der EU über-<br />

Florian Toncar (FDP):<br />

nimmt, ganz eng eingebunden werden; denn sie muss das,<br />

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und was Europa jetzt entwickelt, später fortsetzen. Das Re-<br />

(B)<br />

Herren! Kollege Strässer hat es schon angesprochen: Die<br />

derzeitige Lage in Simbabwe ist ausgesprochen ernst.<br />

gime Mugabe muss – und kann – weiter international isoliert<br />

werden. Gerade die afrikanischen Nachbarstaaten<br />

(D)<br />

Dass der dortige Machthaber Robert Mugabe ein fürch- Simbabwes sind an dieser Stelle gefragt. Der Regierungterliches<br />

und rücksichtsloses Regiment führt, ist schon schef von Sambia hat bereits harsche, deutliche Worte zur<br />

seit langem bekannt. Wir haben seit fast 20 Jahren etwa Situation in Simbabwe gefunden und sie mit der Situation<br />

die Diskriminierung, die Verfolgung und die Vertreibung auf der „Titanic“ kurz vor ihrem Untergang verglichen.<br />

von weißen Farmern auf dem Land. Wir stellen fest, dass Derartige Worte und einen stärkeren Druck würde ich mir<br />

Simbabwe eines der Länder ist, wo es am wenigsten An- in Zukunft auch von Südafrikas Präsidenten Thabo Mbeki<br />

sätze einer freien Presse gibt. Wir stellen außerdem fest, wünschen.<br />

dass Andersdenkende jeder Richtung verfolgt und verhaftet<br />

werden oder dass sie schlicht und ergreifend spurlos<br />

verschwinden. Das alles ist leider seit längerem be-<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei<br />

Abgeordneten der SPD und der LINKEN)<br />

kannt.<br />

Doch auch die Europäische Union kann selbstver-<br />

Doch aktuell hat sich die Lage in Simbabwe dramatisch<br />

zugespitzt. Äußerlich ist das an der Festnahme und<br />

Misshandlung des Oppositionsführers Tsvangirai Mitte<br />

des Monats erkennbar. Gestern haben wir zur Kenntnis<br />

nehmen müssen, dass Herr Tsvangirai und weitere Oppositionelle<br />

in Simbabwe erneut festgenommen worden<br />

sind. Wir verurteilen dies und verlangen, dass Herr<br />

Tsvangirai und die anderen Oppositionspolitiker sofort<br />

freigelassen werden.<br />

ständlich mehr tun, damit es in Simbabwe zu einer guten<br />

Entwicklung kommt. Es gibt bereits Reisebeschränkungen<br />

gegen zahlreiche Angehörige der Regierung. Doch<br />

es gibt weiterhin prominente und wichtige Teile des Apparats,<br />

die von diesen Reisebeschränkungen nicht betroffen<br />

sind. Ich möchte stellvertretend nur den Zentralbankchef<br />

Gideon Gono nennen. Er ist einer derjenigen,<br />

die bisher noch nicht unter die Reisebeschränkungen fallen.<br />

Ich glaube, die EU sollte schnellstens darüber diskutieren,<br />

ob man die Reisebeschränkungen nicht auch auf<br />

ihn und andere ausweiten kann.<br />

Nicht zuletzt gibt es eine Initiative Großbritanniens,<br />

Australiens und Neuseelands. Diese Länder verlangen,<br />

dass man Mugabe sowie seine Regierungsmitglieder und<br />

engsten Helfer vor den Internationalen Strafgerichtshof<br />

in Den Haag bringt. Auch Kollege Strässer hat gefordert,<br />

dass man den Komplex Simbabwe vor dem Internationalen<br />

Strafgerichtshof zur Sprache bringt – was auch im-

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