Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
9252 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
(A) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />
nen und Mitarbeiter in Nürnberg, bei den Landesarbeits- (C)<br />
Das Wort hat jetzt der Kollege Heinz-Peter Haustein ämtern und in den Arbeitsämtern vor Ort machen eine<br />
von der FDP-Fraktion.<br />
gute Arbeit. Aber der Ansatz ist falsch. Das System<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
stimmt so nicht. Gestalten Sie es föderalistisch! Geben<br />
Sie den Ländern und Kommunen die Arbeitsvermittlung<br />
an die Hand!<br />
Heinz-Peter Haustein (FDP):<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Der Antrag der Linken, um den es hier geht, enthält<br />
viele schöne Formulierungen.<br />
(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das<br />
war schon alles!)<br />
Da ist die Rede von innovativen, von regional verankerten<br />
und von dezentralen Ansätzen. Das alles sind Vokabeln,<br />
die einem Liberalen wie mir gefallen.<br />
Auch der Gedanke der Projektförderung nach § 10<br />
SGB III ist richtig. Die Vorstellung, dass Erwerbslose<br />
oder von Arbeitslosigkeit Bedrohte in Zusammenarbeit<br />
mit dem staatlichen Träger Projekte entwickeln, entspricht<br />
der meinen. Es ist richtig, den Menschen die<br />
Möglichkeit an die Hand zu geben, sich eigenverantwortlich<br />
und unter Bezug auf die lokalen Verhältnisse ihrer<br />
Situation anzunehmen.<br />
Im Ernst: Der Gedanke Ihres Antrages, wie ich ihn<br />
wiedergegeben habe, ist richtig. Es ist richtig, auf die lokalen<br />
Kräfte, auf die Arbeitsagenturen vor Ort zu setzen.<br />
Wenn die FDP immer wieder sagt – das muss sie auch<br />
tun –: „Die Bundesagentur für Arbeit muss aufgelöst<br />
werden“, dann heißt das nicht, dass sie abgeschafft gehört.<br />
(Beifall bei der FDP – Irmingard Schewe-<br />
Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was<br />
sagt denn Herr Niebel dazu?)<br />
Sie hat ihre Berechtigung. Wir wollen aber eine dezentrale<br />
Arbeitsvermittlung. Die Landkreise und Kommunen<br />
vor Ort können das besser. Das genau ist unser Ansatzpunkt.<br />
(Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe<br />
[CDU/CSU]: Sag doch mal deine ehrliche<br />
Meinung!)<br />
Der Überbau der Verwaltung in Nürnberg ist nicht das<br />
Ideale. Dabei sage ich ausdrücklich: Die Mitarbeiterin-<br />
(Beifall bei der FDP – Zuruf von der CDU/<br />
CSU: Die wollen das doch gar nicht!)<br />
Das ist der eine Punkt.<br />
Der andere Punkt ist viel wichtiger. Wir wollen, dass<br />
Arbeit vermittelt wird. Wir reden von Arbeitsvermittlung,<br />
von Förderprogrammen, von SGB II, SGB III und<br />
sonst was. Wir müssen aber auch Arbeitsplätze schaffen.<br />
Das kann die Arbeitsagentur nicht. Wir als Politiker haben<br />
die Rahmenbedingungen richtig zu gestalten.<br />
(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das<br />
machen wir doch!)<br />
Die Rahmenbedingungen sind eben nicht sehr optimal,<br />
auch wenn die Große Koalition sich daran erfreut – auch<br />
ich freue mich darüber –, dass es mehr Arbeitsplätze<br />
gibt.<br />
In dem Antrag heißt es aber auch:<br />
Wir machen aber einen grundlegenden Fehler: Wir<br />
führen die Reformen, die erforderlich sind, um Nach-<br />
Der Deutsche <strong>Bundestag</strong> fordert die Bundesregiehaltigkeit zu erreichen, nicht durch. Wir geben uns damit<br />
rung auf, die Bundesagentur für Arbeit zu einer zufrieden, dass mehr Arbeitsplätze, vor allem mehr ver-<br />
Änderung ihrer Geschäftspolitik zu bewegen, um sicherungspflichtige Arbeitsplätze, entstehen. Aber das<br />
zukünftig wieder Projektförderungen nach § 10 reicht nicht aus. Den Herausforderungen, die bei uns im<br />
SGB III zu ermöglichen.<br />
Lande durch die Globalisierung und durch Umstruktu-<br />
(B)<br />
Die FDP hat besondere Probleme damit, überflüssiger<br />
Bürokratie sowie unnützen Vorschriften und Regelungen<br />
zuzustimmen. Wir wollten schon immer eine schlanke<br />
Verwaltung.<br />
rierungen entstehen, müssen wir mit richtigen Reformen<br />
begegnen. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die so<br />
gestaltet sind, dass nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen<br />
werden. Wir brauchen auch keinen dritten und vierten<br />
Arbeitsmarkt, sondern gestärkte Firmen. Dazu gehören<br />
(D)<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Bürokratieabbau und eine richtige Unternehmensteuer-<br />
Da werden Sie sicherlich verstehen, dass wir Ihren Antrag<br />
nicht unterstützen können, sondern uns der Stimme<br />
enthalten.<br />
reform. Dazu gehört auch, dass man die Rahmenbedingungen<br />
so gestaltet, dass gerne eingestellt wird. Auch<br />
der Kündigungsschutz ist in seiner jetzigen Form nicht<br />
optimal; das muss man einfach so sagen.<br />
(Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/<br />
CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)<br />
Erst wenn wir das alles bewerkstelligen, wird es auch<br />
mit den Arbeitsplätzen langfristig aufwärtsgehen; das<br />
muss doch unser Ziel sein. Es werden genug Ausbildungsplätze<br />
da sein. Es gibt die Lissabonstrategie. Wir<br />
müssen sie nur mit Leben erfüllen und dafür kämpfen,<br />
dass in diesem Lande wieder Vollbeschäftigung einzieht,<br />
dass jeder, der arbeiten möchte und kann, einen Arbeitsplatz<br />
hat. Spätestens dann, wenn jeder einen Arbeitsplatz<br />
hat, brauchen wir – das werden Sie mir zugestehen –<br />
keine Arbeitsvermittlung mehr. Dann brauchen wir<br />
keine Arbeitsagentur in Nürnberg mehr. Das ist das richtige<br />
Ziel. Wir brauchen so viele Arbeitsplätze, dass es<br />
keiner Arbeitslosenvermittlung mehr bedarf.<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Ich denke, dies ist möglich und machbar. Dieses Ziel<br />
muss man sich aber auch setzen, anstatt, wie es derzeit<br />
geschieht, jede Woche über irgendein Problem der Ar-