Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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Dr. Ilja Seifert<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9231<br />
(A) sind. Insofern ist dort sehr viel ehrenamtliches Engage- ist die Übernutzung der Kulturlandschaft. Ein gutes (C)<br />
ment gefragt. Das ist positiv, und viele Menschen wollen Instrument gegen diese Entwicklung ist, Landschaft in<br />
sich dort ehrenamtlich und unentgeltlich engagieren. verschiedener Form unter Schutz zu stellen, beispiels-<br />
Gleichzeitig bieten die Naturparke eine hervorragende weise als Naturparke. Deswegen ist das letzte Jahr zum<br />
Möglichkeit – eben weil sie nicht profitorientiert sind –, Jahr der Naturparke erklärt worden. Alle haben dies be-<br />
einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor zu reits gelobt; wir alle waren damit einverstanden und fan-<br />
schaffen und dort nachhaltig und langfristig Arbeitsden das richtig.<br />
plätze nach tariflichen Löhnen zu schaffen, von denen<br />
die Menschen aus der Umgebung tatsächlich leben können.<br />
Das wäre Wirtschaftsförderung für die gesamte Region<br />
in einem sehr positiven Sinn.<br />
Es ist auch darauf hingewiesen worden, wie groß die<br />
Wechselbeziehung zwischen intakter Natur und der<br />
Möglichkeit, mit ihr im Tourismusbereich zu wirtschaften,<br />
ist. Das ist auch völlig richtig, Herr Hinsken hat da-<br />
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN) von berichtet. Man muss aber anmerken: Ihr Antrag trägt<br />
Lassen Sie uns darüber nachdenken, und legen Sie Ihre<br />
Scheuklappen gegenüber einem öffentlich geförderten<br />
Sektor ab!<br />
die Überschrift „Nationale Naturlandschaften – Chancen<br />
für Naturschutz, Tourismus, Umweltbildung und nachhaltige<br />
Regionalentwicklung“. Das Spektrum ist also<br />
schon etwas breiter.<br />
Drittens sind Naturparke von Natur aus nicht barrierefrei.<br />
Das hat Natur nun einmal an sich. Aber gerade deshalb<br />
bieten sie hervorragende Möglichkeiten zu zeigen,<br />
dass, gute und kluge Wege vorausgesetzt, Naturerlebnisse<br />
für Menschen mit Behinderungen – für Blinde, Rollstuhlfahrerinnen<br />
und Rollstuhlfahrer und andere – geschaffen<br />
werden können, die dann, wenn sie erst einmal installiert<br />
sind, wiederum allen nützen. Wenn beispielsweise eine<br />
Moorlandschaft mit Holzwegen begehbar bzw. berollbar<br />
gemacht wird, dann sind diese Wege allen zugänglich.<br />
Folgen Sie diesen Vorschlägen! Lassen Sie uns das,<br />
was wir heute beschließen, weiterführen. Die Nationale<br />
Koordinierungsstelle Tourismus für Alle – NatKo – hat<br />
entsprechende Vorschläge unterbreitet und Publikationen<br />
herausgegeben, die ich Ihnen allen empfehlen kann.<br />
Ich kann uns allen nur empfehlen, die Naturparke zu besuchen.<br />
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der LINKEN, der SPD, der CDU/CSU<br />
und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Ich gebe das Wort der Kollegin Undine Kurth, Bündnis<br />
90/Die Grünen.<br />
Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN):<br />
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen! Liebe Gäste auf den Rängen! In einer<br />
Pressekonferenz des Bundesumweltministers wurde gestern<br />
berichtet, wie stark gefährdet viele Biotope und<br />
Landschaftsformen in Deutschland sind. Ein Problem ist<br />
der zu hohe Flächenverbrauch. Ein weiteres Problem<br />
Es ist auch richtig, noch einmal auf Folgendes hinzuweisen:<br />
Ein solches Jahr der Naturparke kann den Bekanntheitsgrad<br />
von Naturparken erhöhen und dafür sorgen,<br />
dass mehr Aufmerksamkeit für die Potenziale, die<br />
darin stecken, erzeugt wird. Es kann auch dazu beitragen,<br />
das alte Vorurteil, Schutz hieße, man dürfe nicht<br />
nutzen, abzubauen. Denn das ist völlig falsch.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Mit dem Baumkronenpfad im Nationalpark Hainich<br />
Deshalb haben wir einen Antrag gestellt, in dem nicht<br />
nur steht, was klasse und schön ist, sondern der darauf<br />
in Thüringen zum Beispiel wurde etwas Tolles geschaf- abzielt zu prüfen, wie dieses Instrument der Naturparke<br />
fen. Bedauerlicherweise musste aber der Aufzug nach- – wenn es so gut ist – besser genutzt werden kann und<br />
träglich von den Behindertenverbänden erkämpft wer- welche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von<br />
(B) den. Das wurde extrem teuer und hat den Nachteil, dass<br />
die behinderten Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer<br />
die Spitze des Turmes nicht erreichen können. Das ist<br />
Naturparken dienen. Das ist das Entscheidende. Wir<br />
müssen prüfen, was wir unternehmen können, damit ein<br />
gut eingeschlagener Weg noch besser wird.<br />
(D)<br />
schade. Wenn der Fahrstuhl von Anfang an eingeplant<br />
worden wäre, dann wäre auch dies möglich gewesen.<br />
Das zeigt, was möglich ist, wenn man vernünftig plant.<br />
Uns ist von Ihnen, von der Koalition, vorgeworfen<br />
worden, dass sich unser Antrag nur mit dem Thema Naturparke<br />
befasst. Wir glauben, dass es Naturparke durchaus<br />
verdient haben, einmal besonders herausgestellt werden,<br />
weil sie nämlich gerne übersehen werden, auch ihr<br />
Potenzial für regionale Entwicklung. Deshalb meinen<br />
wir, dass es angemessen ist, sich mit diesem Thema zu<br />
befassen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Wir wollen noch einmal darauf hinweisen, welchen starken<br />
Beitrag Naturparke für die Regionalentwicklung,<br />
für den Erhalt der Vielfalt in der Natur leisten.<br />
Wenn wir schon gegenseitig über unsere Anträge urteilen,<br />
dann wäre es wünschenswert, wenn wir sie auch<br />
vorher gelesen hätten. Deshalb wundert es mich sehr,<br />
dass Sie alle uns vorwerfen, wir wollten eine Taxe erheben.<br />
In unserem Antrag steht nur, man möge bitte prüfen,<br />
ob das Erheben einer Taxe ein richtiger Weg ist. Ich<br />
meine, das ist ein ziemlich großer Unterschied.<br />
Es ist auch richtigerweise gesagt worden, dass es in<br />
Regionen wie der Müritz ganz erhebliche Wirtschaftseffekte<br />
gibt, dass dort mit Tourismus relativ viel Geld verdient<br />
wird. Trotzdem berichtet der Nationalparkleiter,<br />
dass für die Ranger keine Mittel mehr zur Verfügung stehen.<br />
Vielleicht ist es also doch richtig zu überlegen, wie<br />
man all die Gäste daran beteiligen kann, diese gute und