Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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9<strong>16</strong>6 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
Arnold Vaatz<br />
(A) Weg aufzugeben. Ich bin nicht der Meinung, dass wir den korrupten Präsidenten Conté, einen Teil seiner abso- (C)<br />
mit dem, was Thabo Mbeki in diesem Zusammenhang luten Herrschaft abzugeben. Das ist eine Botschaft an<br />
bisher geleistet hat, zufrieden sein können.<br />
alle Regierungen dieser Erde. Es muss ein Recht auf po-<br />
(Beifall des Abg. Florian Toncar [FDP])<br />
litischen Streik geben, damit sich das Volk wehren kann.<br />
Er ist einer der wichtigsten Verteidiger von Robert<br />
Mugabe.<br />
Erzbischof Pius Ncube aus Simbabwe hat diese Woche<br />
gesagt:<br />
(Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Vorsichtig ausgedrückt!)<br />
Ich bin bereit, mich an die Spitze einer gewaltlosen<br />
Massendemonstration zu setzen, denn dieser Diktator<br />
muss verschwinden …<br />
Es ist nicht zu viel, wenn wir von diesem Land, das demnächst<br />
die Fußballweltmeisterschaft ausrichten wird,<br />
Dieser Meinung bin auch ich.<br />
verlangen, wenigstens die aktive Unterstützung des Dik- Die Entschlossenheit der Opposition ist bewundernstators<br />
von Simbabwe einzustellen. Genau das sollten wir wert. Nicht so bewundernswert sind die Reaktionen<br />
verlangen. Ich hoffe, unser Drängen führt letzten Endes mancher Nachbarstaaten. Die südafrikanische Staatenge-<br />
dazu.<br />
meinschaft SADC hat aus meiner Sicht versagt. Die<br />
Ich bedanke mich.<br />
ANC-Regierung in Südafrika äußert bislang keine offene<br />
Kritik an Mugabe. Angolas Innenminister Ramos<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Monteiro hat der simbabwischen Regierung die Entsenneten<br />
der SPD und des Abg. Florian Toncar dung von rund 2 500 Sondereinsatzkräften zugesagt. Sie<br />
[FDP] und der Abg. Kerstin Müller [Köln] sollen zwei Tage vor dem bevorstehenden Streik zur<br />
[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])<br />
Verfügung stehen. Das ist ein skandalöser Vorgang. Ich<br />
erwarte von der Bundesregierung ein deutliches Wort<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: der Kritik an Angolas Regierung.<br />
Das Wort hat der Kollege Hüseyin-Kenan Aydin,<br />
Fraktion Die Linke.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten<br />
der FDP)<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Internationale Solidarität erfährt das simbabwische<br />
Volk von anderer Seite. Bischof Tutu hat das Still-<br />
Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE):<br />
schweigen der Regierung in Pretoria verurteilt. Der süd-<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit bruafrikanische Gewerkschaftsdachverband Cosatu hat an-<br />
(B)<br />
taler Gewalt versucht das Regime in Simbabwe, die<br />
Kontrolle über das Land zu behalten. Die andauernden<br />
gekündigt, am Tag des Streiks in Simbabwe einen<br />
Solidaritätsmarsch in Johannisburg zu organisieren. Die<br />
(D)<br />
Übergriffe gegen die Opposition sind nur die Spitze des Solidarität im südlichen Afrika kommt von unten, von<br />
Eisbergs. Bereits im September 2006 wurden 15 Ge- den Gewerkschaften, von den Aktivisten und Aktivistinwerkschafter<br />
in der Haft so schwer misshandelt, dass sie nen.<br />
in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Vor zwei<br />
Wochen stürmte die Polizei die Gewerkschaftszentrale<br />
in Harare. Sie beschlagnahmten Plakate und Flugblätter,<br />
die zum Streik am 3. und 4. April aufrufen.<br />
Wir, die Abgeordneten von der Linksfraktion, unterstützen<br />
sie dabei. Lassen Sie mich das hervorheben. Als<br />
Gewerkschafter wünsche ich den Kollegen und Kolleginnen<br />
vom Gewerkschaftsdachverband Simbabwes für<br />
Das Regime hat Angst vor der Wut in der Bevölke- den Streik am 3. und 4. April viel Erfolg. Wir, Die<br />
rung. Im Armenviertel Highfield in Harare vergeht kaum Linke, unterstützen die Forderungen nach einer neuen<br />
ein Tag ohne Proteste gegen die Lebensmittelknappheit. Verfassung und nach fairen Neuwahlen in Simbabwe.<br />
Es herrscht eine Inflation, die an Weimarer Zeiten erin- Das polizeiliche Versammlungsverbot muss ganz aufgenert.<br />
Vorgestern wurden über Nacht die Preise für die hoben werden.<br />
Benutzung wichtiger Zugverbindungen verdoppelt. Das<br />
heißt, Arme sind nicht mehr mobil.<br />
Das alles wird mit Mugabe nicht zu machen sein.<br />
Doch der Wechsel darf nicht auf eine Palastrevolte be-<br />
Deshalb kämpfen die Gewerkschaften in Simbabwe schränkt bleiben. Dass führende Politiker der ehemali-<br />
für einen an die Inflation gekoppelten Mindestlohn. Das gen Kolonialmacht Großbritannien erkennen lassen,<br />
mögen die Unternehmer nicht, weder in Simbabwe noch dass sie sich gegebenenfalls auch mit dem Austausch ei-<br />
in Deutschland. Das mag auch Mugabe nicht. Je schwäniger Köpfe zufriedengeben würden, ist zynisch. In Simcher<br />
seine Position wird, desto mehr spitzt das Regime babwe geht es nicht um die Interessen Blairs oder Euro-<br />
die Situation zu. Der Innenminister hat in dieser Woche pas, sondern es geht um die Interessen des<br />
der Polizei einen Freibrief für den Einsatz scharfer Mu- simbabwischen Volkes.<br />
nition erteilt. Doch alle Waffengewalt wird Mugabe<br />
nichts nützen, wenn die Opposition endlich ihre Spal-<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
tung überwindet. Der Streik am 3. und 4. April, den die Wir, Die Linke, sind an der Seite derer, die für die<br />
Gewerkschaften organisieren, kann auch zum Mobilisie- Rechte der Menschen kämpfen.<br />
rungspunkt für die Masse der Arbeitlosen werden.<br />
Eine letzte kurze Anmerkung. Auch wir, die Fraktion<br />
So wie in Guinea. Dort zwang ein von den Gewerk- Die Linke, haben gestern dem interfraktionellen Antrag<br />
schaften organisierter Generalstreik vor einem Monat im Ausschuss für Menschenrechte zugestimmt. Aber