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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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Jörg Tauss<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9245<br />

(A) ment auch ein Standortvorteil. Das ziert Deutschland schen Untersuchungen für medizinische Zwecke im Ver- (C)<br />

übrigens. Wir kritisieren ja oft, dass der Sichersicherungsbereich und im Arbeitsleben, Frau Kollegin.<br />

heitsbegriff – Risikokapital und Ähnliches – bei uns etwas<br />

desavouiert ist. Die Sicherheit, die bei uns auch kulturell<br />

verankert und ein Grundbedürfnis der Bevölkerung<br />

ist, können wir auch zu einem Wettbewerbsvorteil<br />

machen, nämlich über die IT-Sicherheit als der anderen<br />

Seite der Medaille des Datenschutzes. Diese Chance<br />

sollten wir auch ökonomisch nutzen. Ein Instrument dafür<br />

kann ein Datenschutzaudit sein, wie es in § 9 a des<br />

Bundesdatenschutzgesetzes vorgesehen ist.<br />

Herr Staatssekretär, wir haben kürzlich in einer Besprechung<br />

eine erste Runde veranstaltet. Liebe Kollegin<br />

Piltz, insofern kann ich Sie beruhigen: Wir sind nicht nur<br />

untereinander im Gespräch.<br />

(Gisela Piltz [FDP]: Sie können mich gar nicht<br />

beruhigen!)<br />

Ich sage dies in aller Deutlichkeit: Ich war gegenüber<br />

einem Arbeitnehmerdatenschutzgesetz immer skeptisch.<br />

Ich habe mir immer gewünscht, dass der Datenschutz<br />

nicht immer mehr in Sonderbereiche zersplittert.<br />

Darüber kann man aber in der Tat reden. Richtig ist allerdings<br />

die Feststellung, dass gerade genetische Untersuchungen<br />

für medizinische Zwecke zu erheblichen Problemen<br />

führen können. Dieses Thema sollte uns<br />

beschäftigen. Wenn wir hier die Gemeinsamkeit so finden<br />

wie in dem anderen Bereich auch, finde ich das gut.<br />

Die biometrischen Verfahren sind angesprochen worden.<br />

Ich sage in aller Deutlichkeit, dass die Biometrie<br />

für mich keine Sache von Übel ist. Sie ist für mich aber<br />

auch nicht so, wie das gelegentlich dargestellt wird:<br />

Wenn wir die Biometrie in allen möglichen Ausweisen<br />

– Ich kann Sie jederzeit beruhigen, überhaupt kein Problem;<br />

fühlen Sie sich völlig entspannt. – Wir haben diese<br />

Frage in einer sehr entspannten Sitzung mit dem Herrn<br />

Staatssekretär erörtert. In der Tat haben wir gesagt, dass<br />

wir jetzt die Gespräche mit der Wirtschaft und den Wirtschaftsverbänden<br />

führen wollen, um auszuloten, wo deren<br />

Interessen liegen.<br />

haben, bricht ein – was weiß ich – sicherheitspolitisches<br />

Paradies aus. Damit können auch erhebliche Probleme<br />

verbunden sein. Spätestens dann, wenn es um den Personalausweis<br />

geht – ich glaube, auch beim Pass –, werden<br />

wir darüber natürlich nochmals reden müssen. Die Biometrie<br />

muss Sinn machen und natürlich muss dabei<br />

– wie bei anderen Dingen auch – der informationellen<br />

Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger Rechnung<br />

getragen werden.<br />

(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Intelligenter<br />

Ansatz!)<br />

Das gilt übrigens auch für die Vorratsdatenspeiche-<br />

(B)<br />

Es ist völlig klar – ich kann es nur noch einmal<br />

betonen –: Wir wollen ein auf dem Prinzip der Freiwilligkeit<br />

beruhendes Datenschutzaudit. Sonst hätten wir ja<br />

auch keinen Wettbewerbsvorteil. Es würde keinen Sinn<br />

machen, wenn man das zu einer Zwangsmaßnahme machen<br />

würde. Wir wollen den Wettbewerb hier in den<br />

Mittelpunkt stellen.<br />

rung, der wir uns im <strong>Bundestag</strong> bereits mit einem Antrag<br />

zugewandt haben. Ich nehme das, was die Datenschutzbeauftragten<br />

hier vorgetragen haben, sehr ernst.<br />

Es kommt natürlich darauf an, dass wir uns auch für diesen<br />

Bereich überlegen, wo möglicherweise ein zusätzliches<br />

Risiko für den Datenschutz entstehen kann, dem<br />

kein Gewinn an innerer Sicherheit auch nur annähernd<br />

entgegensteht.<br />

(D)<br />

Dass es immer mehr Firmen gibt, die davon überzeugt<br />

sind, zeigt das jüngste Beispiel, das mich sehr überrascht<br />

hat. Ich habe hier oft genug auf Microsoft herumgehackt<br />

und sogar einmal gesagt, der Deutsche <strong>Bundestag</strong> solle<br />

eine Microsoft-freie Zone werden.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

– Sie verwenden auch nicht in jedem Bezirk die richtige<br />

Software; das ist jetzt aber nicht mein Punkt. – Ich begrüße<br />

es ausdrücklich, dass sich die Firma Microsoft – um<br />

einmal eine Firma zu nennen – diesem Auditierungsverfahren<br />

in Schleswig-Holstein unterzogen hat. Das ist eine<br />

wirklich erfreuliche Entwicklung.<br />

(Gisela Piltz [FDP]: Aber nicht das ganze Unternehmen<br />

dort!)<br />

Wie gesagt: Das ist eine Chance für den Datenschutz<br />

und für diese Fortentwicklung.<br />

Lassen Sie mich dies als Forschungspolitiker sagen:<br />

Es gibt natürlich auch noch eine Reihe anderer Punkte<br />

beim technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt,<br />

die wir betrachten müssen. Ich spreche jetzt die<br />

molekulargenetische Forschung an, die ja auch im Bericht<br />

des Datenschutzbeauftragten eine wichtige Rolle<br />

spielt. Hier gibt es Chancen, aber auch Möglichkeiten<br />

des Missbrauchs und Risiken, gerade auch bei geneti-<br />

Wir als SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion stellen uns selbstverständlich<br />

der Verantwortung für eine wirkungsvolle<br />

Kriminalitätsbekämpfung. Das ist überhaupt gar keine<br />

Frage. Gerade auch hier im parlamentarischen Verfahren<br />

muss es aber zu einem sachgerechten Interessenausgleich<br />

zwischen den Freiheitsrechten der Bürgerinnen<br />

und Bürger und dem Interesse an einer effektiven Strafverfolgung<br />

kommen.<br />

Datenschutz ist kein Thema, das unter ferner liefen zu<br />

behandeln ist. Er ist ein Bürgerrecht und stellt einen<br />

Standortvorteil dar. Insofern sage ich denjenigen herzlichen<br />

Dank, die am Datenschutzbericht und an der Entschließung<br />

dazu mitgewirkt haben. Ich bin sicher, dass<br />

gemeinsam mit dem Datenschutzbeauftragten auch von<br />

diesem Parlament weitere Impulse für den Datenschutz<br />

in Deutschland ausgehen werden, Herr Schaar.<br />

Wenn dies fraktionsübergreifend und mit der Zustimmung<br />

der Kollegin Philipp, über die ich mich immer<br />

freue, erfolgt, dann werden wir auch für die Bürgerrechte<br />

in diesem Bereich etwas bewirken.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />

des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

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