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Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag

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Katja Kipping<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007 9249<br />

(A) Ein solches Projekt hat es in Sachsen gegeben; die strumentarium wirksam ergänzen würden. Vor allen Din- (C)<br />

Rede ist von „Teilzeit plus“. „Teilzeit plus“ funktiogen würden Projekte wie „Teilzeit plus“ so manche<br />

nierte wie folgt: Drohten einem Handwerksunternehmen drohende Arbeitslosigkeit verhindern und abwenden.<br />

wegen schlechter Auftragslage entweder Insolvenz oder<br />

Entlassungen, so konnte es die Teilnahme an „Teilzeit<br />

plus“ vereinbaren. Die Mitarbeiter gingen auf Teilzeit,<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert<br />

Winkelmeier [fraktionslos])<br />

bekamen aber trotzdem weiterhin 80 Prozent des Loh- Der § 10 Abs. 3 des SGB III, der Projektförderung ernes.<br />

Das Unternehmen zahlte davon bloß 50 Prozent, die möglicht, besteht noch. Wir brauchten also noch nicht<br />

Differenz wurde von der Bundesagentur übernommen. einmal eine Gesetzesänderung, um Projektförderung<br />

In der freigestellten Zeit wurde sinnvolle, gesellschaft- wieder möglich zu machen. Das Einzige, was wir<br />

lich notwendige Arbeit bei gemeinnützigen Vereinen ge- brauchten, ist, dass eine unternehmensinterne Entscheileistet.dung<br />

der Bundesagentur für Arbeit revidiert und richtig-<br />

Nach zwei Jahren „Teilzeit plus“ wurde eine klare Bilanz<br />

gezogen: Dieses Projekt kennt nur Gewinner. Die<br />

Handwerksunternehmen waren froh, dass sie, wenn sie<br />

in eine schwierige Lage gerieten, ihre Leute nicht entlassen<br />

mussten. Die Vereine profitierten davon, dass sie<br />

wirklich kompetente Leute bekamen. Den Mitarbeitern<br />

selber blieb die Arbeitslosigkeit erspart, und sie haben<br />

bei den Vereinen interessante Kontakte knüpfen können,<br />

die sie später – etwa nach dem Eintritt in die Rente –<br />

fortführen könnten. Die Bundesagentur zahlte den Zuschuss;<br />

aber dieser Zuschuss war für sie allemal preisgestellt<br />

wird. Wir, die Linke, meinen, es kann nicht Aufgabe<br />

der Bundesregierung und der Bundesagentur für<br />

Arbeit sein, dass man innovative Projekte, die Arbeitslosigkeit<br />

verhindern, behindert. Im Gegenteil: Sie müssen<br />

solche Projekte unterstützen. Deswegen fordern wir Sie,<br />

meine Damen und Herren von der Bundesregierung, auf:<br />

Nehmen Sie Ihren Einfluss auf die Bundesagentur für<br />

Arbeit wahr, und lassen Sie die Förderung von solchen<br />

innovativen Arbeitsmarktprojekten wie „Teilzeit plus“,<br />

die von allen Beteiligten als Gewinn wahrgenommen<br />

werden, wieder zu!<br />

werter, als es die Finanzierung von Arbeitslosigkeit ge- Besten Dank.<br />

wesen wäre.<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert<br />

Als ich zum ersten Mal von diesem Projekt hörte,<br />

wollte ich selbst nicht so recht glauben, dass es wirklich<br />

Winkelmeier [fraktionslos])<br />

(B)<br />

ein Projekt gibt, aus dem alle Beteiligten als Gewinner<br />

hervorgehen. Deswegen habe ich gemeinsam mit der<br />

Kreishandwerkerschaft, mit den Vereinen und mit der<br />

sächsischen Bundesagentur für Arbeit einen internen<br />

Workshop durchgeführt. Ich war erstaunt: Die breite Zustimmung<br />

– gerade auch von den beteiligten Handwerks-<br />

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Rauen von der<br />

CDU/CSU-Fraktion.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU)<br />

(D)<br />

unternehmen – war überwältigend. Selbst die sächsische Peter Rauen (CDU/CSU):<br />

Bundesagentur hat unterstrichen, dass sie dieses Projekt Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und<br />

sehr gerne gefördert hat.<br />

Herren! Frau Kipping hat eben das Projekt einer klassi-<br />

Mich hat vor allem nachdenklich gestimmt, dass mehrere<br />

Handwerksunternehmen Mitarbeiter entlassen<br />

mussten, nachdem dieses Projekt eingestellt werden<br />

musste; denn leider hat es 2003 eine interne Entscheidung<br />

der Bundesagentur für Arbeit gegeben, von nun an<br />

nur noch Einzelpersonen zu fördern und die Projektförschen<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme beschrieben, das<br />

in den Jahren 2002 bis 2004 in Dresden durchgeführt<br />

wurde. Solche Maßnahmen bezahlt die Bundesagentur<br />

für Arbeit heute Gott sei Dank nicht mehr. Wie richtig<br />

das ist, beweist Ihre eigene Begründung in Ihrem Antrag.<br />

Es heißt da – ich darf zitieren –:<br />

derung zukünftig zu unterlassen. Das muss man sich ein- Mit diesem Projekt wurden zwar keine neuen Armal<br />

vorstellen: Ein Projekt, das von allen Beteiligten als beitsplätze geschaffen, aber immerhin die Beschäf-<br />

Gewinn angesehen wird und für das sogar das nötige tigten in Handwerksbetrieben vor dem Schicksal<br />

Geld vorhanden war, muss wegen bürokratischer Prinzi- der Arbeitslosigkeit bewahrt.<br />

pienreiterei eingestellt werden. Ich finde, das ist ein<br />

Skandal.<br />

Was wir brauchen, sind neue Arbeitsplätze und keine<br />

sinnlosen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, für die das<br />

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Geld der Beitragszahler verpulvert wird.<br />

Winkelmeier [fraktionslos])<br />

(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

Besonders bedauerlich finde ich, dass die Bundesre- NEN]: Herr Rauen, was reden Sie da?)<br />

gierung das bisherige Vorgehen der Bundesagentur teilt.<br />

Herr Andres, ich habe in einer Kleinen Anfrage nachgefragt,<br />

und Sie haben sich in Ihrer Antwort die bisherige<br />

Position der Bundesagentur zu eigen gemacht. Sie sagen,<br />

Ich empfehle Ihnen, Frau Kipping, den Arbeitsmarktreport<br />

des Bezirks Dresden von heute durchzulesen.<br />

Dort heißt es:<br />

der regionale Förderbedarf werde mit den bestehenden Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegte sich<br />

Instrumenten befriedigt und sei abgedeckt. Ich persön- weiterhin auf hohem Niveau. So wurden den Mitarlich<br />

habe da einen anderen Eindruck gewinnen können. beitern des gemeinsamen Arbeitgeber-Services der<br />

Zum Beispiel für Sachsen weiß ich sehr genau, dass in- Agentur für Arbeit Dresden und der ARGE Dresnovative<br />

Projekte wie „Teilzeit plus“ das bestehende Inden im Berichtsmonat 1.183 Arbeitsstellen zur

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