Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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9226 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
Gerold Reichenbach<br />
(A) könnten Sicherheit herstellen, wenn wir nur wollten. Das Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: (C)<br />
ist nicht so.<br />
Herr Meierhofer, bitte.<br />
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Horst Meierhofer (FDP):<br />
Nachdem ich auch in der Rede des Herrn Bülow nicht<br />
gehört habe, wie Ihre Fraktion abstimmen will, frage ich:<br />
Sehe ich es richtig, dass die Gefahren, die Sie gerade geschildert<br />
haben, für Sie nur den Schluss zulassen, dem<br />
Antrag der Grünen zuzustimmen?<br />
Terroranschläge aus der Luft sind übrigens nicht das<br />
einzige Bedrohungsszenario. Die Ausschaltung der<br />
Strom- und Notstromversorgung, der Totalausfall der<br />
Steuerungstechnik, herbeigeführt durch Eingriffe von<br />
außen, all das sind durchaus realistische Wege, einen<br />
GAU herbeizuführen.<br />
Gerold Reichenbach (SPD):<br />
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es<br />
hat übrigens – Frau Kollegin Brunkhorst, Sie können<br />
in diesem Zusammenhang also mehrere Gutachten<br />
lesen – eine lange Liste von erfolgreichen möglichen<br />
Anschlagsszenarien auf Atomkraftwerke, die im Internet<br />
zur Verfügung stehen, zusammengestellt. Natürlich stehen<br />
die Sicherheitspolitiker immer vor dem Problem und<br />
dem Dilemma, genau das nicht widerlegen zu können,<br />
was Sie eben dargestellt haben. Ich könnte es tun. Ich<br />
schlage Ihnen vor: Gehen Sie in die Sicherheitsstelle und<br />
lesen Sie die entsprechenden Gutachten, die der Bundesregierung<br />
vorliegen! Dann werden Sie merken, welchen<br />
Unsinn Sie hier verbreiten. Aber darüber kann natürlich<br />
nicht öffentlich diskutiert werden. Die Kraftwerkbetreiber<br />
wissen das. Sie nutzen nämlich die Tatsache, dass<br />
wir über diese Szenarien nicht öffentlich diskutieren<br />
Ich antworte Ihnen gerne auf Ihre Frage. – Wenn man<br />
weiß, wie verwundbar diese Anlagen sind, dann weiß<br />
man auch, dass sich die Diskussion über die Laufzeitverlängerung<br />
um nichts anderes dreht, als um die Maximierung<br />
von Risiken in zeitlicher Hinsicht. Ich begrüße diese<br />
Sicherheitsdebatte über die Anträge der Grünen – die<br />
SPD wird diese Debatte auch in Zukunft führen –, aber<br />
mit Maximalforderungen führen wir die Debatte in die<br />
Fatalität.<br />
Ich sage: Der Ausstieg ist das Richtige. Wir setzen Ihrer<br />
Strategie der Maximierung von Sicherheitsrisiken<br />
aufgrund ökonomischer Interessen eine Schritt für Schritt<br />
erfolgende Minimierung der Sicherheitsrisiken bei einem<br />
parallel erfolgenden Ausbau der regenerativen Energien<br />
entgegen.<br />
können, weil wir natürlich nicht unfreiwillig Handlungsanleitungen<br />
für Terroranschläge bieten wollen. Sie insinuieren,<br />
es sei eine Sicherheit vorhanden. Diese ist aber<br />
Wenn Sie die Frage stellen, wie die Stromlücke gefüllt<br />
werden soll – ich habe das Beispiel Biblis genannt – –<br />
(B)<br />
auf keinen Fall vorhanden.<br />
(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem<br />
(Horst Meierhofer [FDP]: Das war nicht meine<br />
Frage!)<br />
(D)<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
In der Tat war das nicht seine Frage, Herr Kollege.<br />
Dieses Ausblenden von Terrorgefahren bei der Diskussion<br />
um die Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken<br />
entspricht übrigens einer gewissen Sicherheitsbigotterie,<br />
die wir bei der inneren Sicherheit immer<br />
wieder feststellen: Auf der einen Seite werden alle möglichen<br />
Überwachungsmaßnahmen und Gesetzesverschärfungen<br />
gefordert, sinnvolle und teilweise auch unsinnige<br />
– ich erinnere an die sogenannten Rail-Marshalls,<br />
die in jedem Zug mitfahren sollten –, und auf der anderen<br />
Seite ist man, wenn wirtschaftliche Interessen, wenn<br />
Lobbyinteressen ins Spiel kommen, bereit, zusätzliche<br />
Risiken in Kauf zu nehmen. Genau das ist hier der Fall.<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Herr Kollege, darf ich Sie einmal unterbrechen?<br />
Gerold Reichenbach (SPD):<br />
Ja.<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Der Kollege Meierhofer würde gerne eine Zwischenfrage<br />
stellen.<br />
Gerold Reichenbach (SPD):<br />
Das ist gut, weil das die Redezeit verlängert. – Gerne,<br />
Herr Kollege.<br />
Gerold Reichenbach (SPD):<br />
Wenn Sie die Frage stellen, wie die Stromlücke gefüllt<br />
werden soll – –<br />
(Horst Meierhofer [FDP]: Das habe ich aber<br />
nicht!)<br />
– Es ist okay. Sie dürfen sich ja wieder setzen.<br />
Wenn Sie die Frage stellen – sie ist gestellt worden –,<br />
wie die Stromlücke gefüllt werden soll,<br />
(Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)<br />
antworte ich: Die hessische SPD hat einen ambitionierten,<br />
aber realistischen Vorschlag gemacht, wie die Stromlücke<br />
gefüllt werden kann. Mit dem Vorantreiben regenerativer<br />
Energien schaffen wir nicht nur Arbeitsplätze,<br />
sondern können den Atomstrom beispielsweise in Hessen<br />
ersetzen.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)<br />
Sowohl für den Klimaschutz als auch für die Sicherheit<br />
gilt gleichermaßen: Mit Laufzeitverlängerungen maximieren<br />
wir das Sicherheitsrisiko, mit dem Atomausstieg<br />
minimieren wir es. Die SPD wird sich an einer