Plenarprotokoll 16/91 - Deutscher Bundestag
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<strong>91</strong>74 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>16</strong>. Wahlperiode – <strong>91</strong>. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. März 2007<br />
Anke Eymer (Lübeck)<br />
(A) Die Situation in Simbabwe, die ständigen Verletzun- passiert; vielmehr sind wir der Meinung, dass wir dafür (C)<br />
gen der Menschenrechte sind nicht länger hinzunehmen. mitverantwortlich sind.<br />
Die internationale Gemeinschaft, auch unsere deutsche<br />
Politik sind gefordert, zusammen mit unseren afrikanischen<br />
Partnern schnell dafür zu sorgen, dass die Men-<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/<br />
CSU und der FDP)<br />
schenrechte in Simbabwe wieder eingehalten werden<br />
und der Weg zur Demokratie freigemacht wird.<br />
Ein Problem ist, dass heute das in Bezug auf einige<br />
Länder Afrikas, auch des südlichen Afrikas, zwar sehr<br />
Ich danke für die Aufmerksamkeit.<br />
wohl klar ist, dass das aber für andere noch nicht gilt.<br />
Dazu gehört völlig eindeutig Simbabwe.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der SPD und des BÜNDNISSES 90/<br />
DIE GRÜNEN)<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
Das Wort hat die Kollegin Herta Däubler-Gmelin,<br />
SPD-Fraktion.<br />
Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):<br />
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Als letzte Rednerin in einer Aktuellen Stunde kann man<br />
eigentlich nur noch bekräftigen, was andere gesagt haben.<br />
Das will ich tun. Die Lage in Simbabwe ist verzweifelt.<br />
Willkür, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen<br />
sind an der Tagesordnung. Es ist nicht nur schrecklich,<br />
sondern nahezu tragisch, wie sehr sich an Präsident<br />
Mugabe und seiner Regierung bewahrheitet, was kluge<br />
Leute schon immer gesagt haben: Macht korrumpiert,<br />
lang dauernde totale Macht korrumpiert total.<br />
(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem<br />
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Auf der anderen Seite wissen wir ganz genau – das<br />
finden wir auch gut –, dass es in Afrika längst Bewegung<br />
gibt, die innerafrikanischen Probleme afrikanisch zu lösen.<br />
Das sollten wir unterstützen. Das ist einer derjenigen<br />
Grundsätze, auf die auch wir setzen sollten. Dieser<br />
Grundsatz wird über Fraktionsgrenzen hinweg geteilt. Er<br />
befindet sich auch in der Charta der Afrikanischen<br />
Union. Der Beauftragte für Frieden und Sicherheit, Said<br />
Djinnit, von dem der Staatsminister eben gesprochen<br />
hat, hat etwas, wie ich finde, Richtiges, Vernünftiges und<br />
allgemein Verständliches gesagt: Für Afrika gilt jetzt das<br />
Ende des Verbots der Einmischung, also End of Interference;<br />
jetzt gilt der Grundsatz „End of Indifference“,<br />
also wir Afrikaner hören endlich damit auf, gleichgültig<br />
zuzusehen, was Grauenvolles in den einzelnen Staaten<br />
Es hätte zur Kritik viele Anlässe gegeben. Ich darf daran<br />
erinnern: Auch wir haben die Wahlrechtsrichtlinien<br />
der SADC begrüßt, die für freie und faire Wahlen eintritt.<br />
Auch wir haben begrüßt, dass diese Wahlgrundsätze<br />
in den letzten Jahren eigentlich in allen SADC-Ländern<br />
eingehalten wurden, aber eben nicht in Simbabwe. Wir<br />
alle haben uns darüber geärgert, dass die SADC-Wahlkommission,<br />
die Kritik geübt hat, von den Nachbarländern<br />
Simbabwes nicht genügend oder gar nicht unterstützt<br />
wurde. Das war damals ein Riesenproblem, und<br />
das ist noch immer eines.<br />
(B)<br />
Es ist schrecklich, den Niedergang dieses Landes – es<br />
hat sich nicht nur gegen die Kolonialisierung kräftig gewehrt,<br />
sondern es hat sich auch im Antiapartheidkampf<br />
wirkliche Verdienste erworben – zu verfolgen; es befindet<br />
sich im freien Fall. Herr Kollege Vaatz, ich stimme<br />
Ihnen zu: Wer in diesem Land einmal oder mehrfach<br />
war, der ist nicht nur von der Schönheit, seiner unglaub-<br />
Heute sehen wir: Es gibt Hunderttausende von Flüchtlingen,<br />
die Wirtschaft Simbabwes bricht zusammen, das<br />
Leiden nimmt zu. Deswegen rührt sich natürlich Widerstand<br />
in Südafrika, aber auch in anderen Ländern – Sambia<br />
und Botswana seien da besonders hervorgehoben –,<br />
deshalb tritt man jetzt endlich dafür ein, mit der bisherigen<br />
stillen Diplomatie, die man aus persönlicher Rücksicht<br />
gegenüber Mugabe ständig propagiert hat, endlich<br />
Schluss zu machen.<br />
Es ist richtig, dass wir zu allem ermutigen müssen,<br />
was diese Haltung fördert, was den Neuanfang in Simbabwe,<br />
und zwar den friedlichen Neuanfang, befördert.<br />
Natürlich gehört auch die Befassung des Menschenrechtsrats<br />
der UN dazu; da stimme ich dem Kollegen<br />
Haibach völlig zu.<br />
(D)<br />
lich langen Geschichte und seiner uralten Kultur überwältigt,<br />
sondern auch von der Freundlichkeit seiner<br />
Menschen und – lassen Sie mich das hinzufügen – der<br />
hinreißenden Schönheit seiner Musik. Wenn man sieht,<br />
wie die Menschen dort hungern und leiden und wie sehr<br />
Aber was können wir eigentlich noch tun? Wir müssen<br />
an dieser Stelle klarmachen, dass wir die Arbeit der<br />
Stiftungen im südlichen Afrika, auch in Simbabwe, unterstützen<br />
und insofern Ermutigung betreiben.<br />
das alles auf Kosten und zulasten der Frauen geht, dann<br />
wird einem ganz schlecht.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/<br />
CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
Wir müssen das auch deutlich sagen, weil wir ganz genau<br />
wissen, dass nicht nur Journalisten unter Druck stehen,<br />
die den Mund aufmachen, sondern auch Stiftungsleute<br />
oder Kirchenvertreter. Die bedürfen ebenfalls<br />
unserer Unterstützung und unseres Schutzes.<br />
Der Herr Staatsminister hat völlig recht, wenn er sagt:<br />
Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten sehr<br />
darauf achten, dass die Überlegungen, Simbabwe auf den<br />
Weg der Menschenrechte und in die Richtung einer vernünftigen<br />
Politik für die Bevölkerung zurückzuführen,<br />
vonseiten der Europäischen Union und der Bundesregierung<br />
mitgetragen werden. – Das wird auch Unterstützung<br />
kosten. Peacebuilding ist aber eine Maßnahme, die sich<br />
langfristig immer lohnt. Hilfsmaßnahmen werden wir<br />
nicht nur für den Notfall jetzt brauchen, wo die Bevölkerung<br />
verhungert, sondern auch in Zukunft, wenn es da-