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Komm Heim - new Sturmer

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ZWEITER DEUTUNGSVERSUCH DES GESCHICHTSPROZESSES 357<br />

addiert werden konnte. Die Leistungskraft ist aber nur der eine, der momentane<br />

„Brunnen“, aus dem staatliche Macht geschöpft wird. Die zweite, weitaus tiefere und<br />

wichtigere Machtquelle, ist der angesammelte Bestand, die Gesamtsumme der Leistungskraft<br />

der Vergangenheit, die nicht sofort verbraucht und konsumiert wurde und<br />

unter dem Begriff Vermögen zusammengefaßt werden kann.<br />

Jede der europäischen Mächte, bis hin zu Mittel- und Kleinmächten, hatte sich<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts irgendwo auf dieser Welt große und kleine Flecken<br />

zugeeignet, und versuchte, diese zum eigenen Vorteil und Nutzen maximal auszubeuten.<br />

Die mit riesigem Abstand, insbesondere was den wirtschaftlichen Ausbeutungserfolg<br />

anging, führende Macht war England, das sein Imperium unter dem Begriff des<br />

Britischen Empire zusammengefaßt hatte.<br />

Englands Jahrhunderte andauernder Aufstieg zur Weltmacht war gegründet auf<br />

die Unterwerfung und die anschließende Ausbeutung militärisch unterlegener Kulturen<br />

und Völker. Anfänglich, wie auch z.B. von Spanien praktiziert, als ausschließlich<br />

staatliche Beutezüge betrieben, dominierte England über alle Konkurrenten, wobei es<br />

selbst vor staatlich sanktionierter Piraterie nicht zurückschreckte. Der außerordentliche<br />

Erfolg Englands dadurch ermöglicht, weil der englische Staat, als Demokratie<br />

organisiert, die gesamte Nation ganz direkt an den kolonialen Bereicherungen und<br />

Plünderungen hatte teilhaben lassen. Der direkte staatliche Anteil der damit verbundenen<br />

Arbeit war auf die machtpolitische und militärische Unterwerfung und Sicherung<br />

reduziert, während die gesamte wirtschaftliche Ausbeutung privaten Personen<br />

und Gesellschaften übertragen wurde, die anschließend den staatlichen Anteil in Form<br />

von Steuern abführten.<br />

Das Britische Empire entstand dabei als Abbild der englischen Gesellschaft: Ein<br />

politisch-militärischer Staatsapparat als Beherrschungsinstrumentarium, und daneben<br />

die zweidimensionale englische Gesellschaft, die wie überall auf der Welt in Adel und<br />

Volk aufgeteilt war, wobei die Besonderheit Englands darin lag, daß das Volk, das<br />

auch die Regierung wählte, demokratisch organisiert war und über weitreichende<br />

Rechte und Freiheiten verfügte. Darüber stand ein allein vermögensseitig abgegrenzter<br />

Adel mit weitestgehend gleichen Rechten. Der englische Land- und Geldadel,<br />

dessen Gesamtheit den Kern und die Stütze der englischen Gesellschaft bildete, hatte<br />

annähernd formal nicht weitgehendere Rechte wie jedermann, verfügte aber über die<br />

weitaus größten Anteile am Volks- und insbesondere am Kolonialvermögen. Bei ihr,<br />

der englischen Oberschicht, hatte sich nahezu die gesamte koloniale Beute in Form<br />

großer Vermögen angehäuft. Die englische Gesellschaftsstruktur entsprach somit<br />

weitestgehend der eines kapitalistischen Unternehmens, wobei die Regierung das<br />

„Top-Management“, das Volk die „Arbeitnehmer“ und der Adel die „Eigentümer“,<br />

d.h., die Kapitalgeber repräsentierten.<br />

Die Jahrhunderte der kolonialen Ausbeutung hatten so bis zum Jahre 1900 zu einer<br />

phantastischen Anhäufung von Vermögen im englischen Hoheits- und Machtbereich<br />

geführt. Aber nicht so sehr die jährliche Wertschöpfung und Wirtschaftskraft,<br />

sondern deren Ergebnisspeicherung in Vermögensform ist das weitaus Beachtenswertere.<br />

Neben dem auch nicht unbedeutenden Staatsvermögen befand sich der weitaus<br />

größere Teil des Vermögens des Britisch Empire Anfang des 20. Jahrhunderts in

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