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Komm Heim - new Sturmer

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DIE WESENSGESTALTEN DER GESELLSCHAFTSPOLITISCHEN SYSTEME 467<br />

Ob Liberalkapitalismus oder Marxismus, der Bauernstand 769 und gewerblicher<br />

Mittelstand als traditionsbewußtes und kulturtragendes Kleinbürgertum ist offenbar in<br />

jedem Fall zum Tode verurteilt worden. Übrig bleibt eine dünne internationale Oberschicht,<br />

die Bourgeoisie und eine aus ihren soziokulturellen Boden entwurzelte und<br />

mobilisierte Menschenmasse, beliebig austauschbare Individuen, das globale Proletariat,<br />

daß als Verbraucher und Lohnsklave zugleich der internationalen Hochfinanz nur<br />

noch als Viehfutter für ihre Kapitalherden dient.<br />

Die eineiigen Zwillinge<br />

Bis zur Auflösung der Sowjetunion lebten auf beiden Seiten des politischen und<br />

geographischen Status quo von Jalta und Helsinki die Systeme im gegenseitigen<br />

Wetteifer zusammen, wobei jedes Lager das andere an Egalitarismus, Rationalisierung,<br />

Wirtschaftskult, Verplanung, Vereinzelung des Menschen und schwammiger<br />

Vermassung zu überbieten suchte. Auf beiden Seiten des Status quo wähnte die<br />

egalitäre Gesellschaft, die organischen Volksgemeinschaften auslöschen zu können.<br />

Sowohl der Marxismus als auch der Liberalkapitalismus sind mit dem Primat des<br />

Wirtschaftlichen von demselben materialistischen Volksgeist geprägt, der gemeinhin<br />

als der bewegliche, der nomadische Geist oder Händlergeist bezeichnet wird. Auf der<br />

einen Seite werden die Völker zu verplanten Gesellschaften, zu „Rohstoff-Völkern“<br />

im Namen des Kollektivismus, auf der anderen verkümmern sie zu bloßen Verbrauchern<br />

im Sinne des Liberalismus. Hier wie da hatte man geglaubt, die Menschen den<br />

Sachen unterwerfen zu können, und veräußerte ihr Geschick an die teuflische Allmacht<br />

ein und desselben Monotheismus: der Wirtschaft. Marxistische Halbintelligenzler<br />

hatten sich eingebildet, man könne das Volk ungehindert in der Masse auflösen,<br />

während liberale Technokraten immer noch der Überzeugung sind, die Person 770<br />

im verkapselten Individuum ausmerzen zu können. Die einen wie die anderen scheinen<br />

der Auffassung zu sein, man könne Träume, Mythen, Geschichte schrittweise<br />

ausradieren: ob durch die marxistisch-leninistische Gehirnwäsche oder durch eine<br />

fortschreitende, lähmende Mechanisierung der Lebensweisen sowie durch die zunehmende<br />

Verdinglichung der sozialen Beziehungen in der liberalen Gesellschaft.<br />

Der amerikanische Schriftsteller FÜLÖP-MILLER hatte Anfang der 1920er Jahre die<br />

Gelegenheit, den egalitaristischen Wahn des kommunistische System an Ort und<br />

Stelle zu studieren. Über seine Bebachtungen veröffentlichte er ein aufsehenerregendes<br />

Buch 771 , worin man zum Beispiel erfährt, daß der <strong>Komm</strong>unismus darauf abziele,<br />

den kollektiven, mechanisierten, ununterschiedenen Menschen statt des positiven<br />

menschlichen Einzelwesens und der organischen Freiheit zu züchten. Zur Erzeugung<br />

des Massenmenschen, seien alle kulturpolitischen Mittel recht: „Konstruktionsbühne“,<br />

mechanistische Baukunst von TATLIN, der „Maschinentanz“ von FOREGGER,<br />

„antidekorative“ Bühnenkunst von GRINSKI, „Gruppendichtung“, die sog. „Lärmorchester“,<br />

die den Ton zugunsten der Wiedergabe aller Geräusche des mechanistischen<br />

769 Das Nomadentum ist als anti-neolithische Konterrevolution dem Bauerntum spinnefeind.<br />

770 Mensch als individuelles geistiges Wesen, in seiner spezifischen Eigenart als Träger eines einheitlichen,<br />

bewußten Ichs.<br />

771 René Fülöp-Miller: Geist und Gesicht des Bolschewismus, Amalthea Verlag, Wien 1926

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