Komm Heim - new Sturmer

DIE DEMOKRATIE ALS GARANT DES KAPITALISMUS 487
aufweisen kann. Den Menschen auf seine Biologie zu reduzieren, macht ihn zum Tier,
zum Zombie, zu einer geistlosen Roboterkreatur. In dieser Eigenschaft ist er aber
nicht Person 798 , denn Menschen werden zur Person durch ihre geistig-kulturelle und
nicht nur durch ihre seelische bzw. genetische Prägung, so daß diese durch sie erklingt.
Menschen, die die prägenden Jahre nach ihrer Geburt „verpassen“, wie Kaspar
HAUSER, der südfranzösische Junge Victor oder die beiden Mädchen Amala und
Kamala, die in Isolation oder unter Tieren in der Wildnis aufwachsen, bleiben Zeit
ihres Lebens immer ein stark reduziertes Wesen, die sich stets eher tierähnlich als
menschenähnlich gebärden, deren Sinne zwar wie beim Tier aufs Überleben geschärft
sind, intellektuellen Fähigkeiten und Sprachvermögen bleiben aber völlig unterentwickelt.
Solche „Menschen an sich“ sind vielleicht menschähnliche Wesen aber
niemals Person. Ein Mensch wird nur dadurch zur Person, insoweit er Deutscher,
Franzose oder Yanonami Indianer ist. Da die Menschheit aber kein gemeinsames
kulturelles Bezugssystem besitzt, kann es auch nicht eine „menschliche Person“
geben. Der Glaube an eine „menschliche Natur“ ist damit auch hinfällig.
Die einen ziehen vereinzelt mit ihren Tieren durch die Seppe, die anderen arbeiten
im Kollektiv auf einem Hof, und beide Gruppen fühlen sich nur deswegen frei, weil
sie gemäß ihren unterschiedlichen Naturen leben können. Auch der Glaube an den
Vorrang des Individuums über die organischen und historischen Gemeinschaften, die
Völker, wäre noch in den 1950er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur von uns
Deutschen mehrheitlich als blanker Unsinn erkannt worden. Ein Volk ist ein geistiger
und willensfähiger Organismus, der eine höhere Ordnungsebene bekleidet als eines
seiner Individuen, auch wenn die offizielle Nachkriegssoziologie den Begriff „Volk“
als soziologischen Ordnungsbegriff in seiner Bedeutung negiert. Der Vergleich mag
abgeschmackt und vielleicht unpassend erscheinen, aber was bei einem Bienen- oder
Armeisenvolk gilt, gilt auch bei humanen Völkern: die Gesamtheit der Individuen ist
mehr als ihre bloße Summe, eben deswegen bezeichnet man diese Gesamtheit als
Volk und nicht als Haufen oder Masse.
Darüber hinaus ist die Religion der Menschenrechte mit dem europäischen
Rechtsbegriff unvereinbar. Wenn Gesetze ausleget werden, heißt es: „Es ist der Wille
des Gesetzgebers.“ Das ist richtig und bezieht sich auf das gesetzte Recht. Wer ist
aber „Gesetzgeber“, wenn nicht ein bestimmtes Volk (= Volksgeist)? Nun gibt es aber
auch ungeschriebenes Recht. Ist dieses möglicherweise kein Wille? Wie entsteht
Gewohnheitsrecht? Durch „longa diuturna consuetudo et opinio necessitatis“ (lang
andauernde Übung in der Überzeugung von der Notwendigkeit derselben. Aus der
Einsicht in die Notwendigkeit fließt der Wille, daß es so sei.). Recht ist dem Begriffe
nach praktischer Geist (Wille) und insofern allgemeiner Wille, als es (praktischer)
Geist eines Volkes ist. Die „Weltgemeinschaft“, die „Vereinten Nationen“ usw. sind
keine aktualen Lebewesen, keine natürlichen Organismen, die einen Willen haben
könnten. Sie können allenfalls einem Willen – wessen auch immer – Ausdruck und
Geltung verschaffen. Genau deswegen können sie aber niemals Recht setzen.
Unterschiedliche Völker haben einen unterschiedlichen Willen. Die europäischen
Völker haben unterschiedliche Willen, die sich zudem sehr ähneln. Die europäischen
798 Person: lat. per = durch, sono = (er)tönen, (er)klingen