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Komm Heim - new Sturmer

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BEGRIFFSDEFINITIONEN UND ERLÄUTERUNGEN 411<br />

schen Entstehungsprozesse, die die jeweiligen Kulturen geprägt haben zurück. Die<br />

entscheidenden Faktoren – politisches System, Familienstruktur, religiöses Erbe –<br />

zeige, daß jede Kultur aus einer besonderen geschichtlichen Entwicklung hervorgegangen<br />

sei und als vorübergehend stabiles Produkt von dominierenden Verhaltensweisen<br />

verstanden werden kann. In Deutschland wie in Frankreich haben Situationen<br />

Gewohnheiten hervorgebracht, die zu einem kohärenten Ganzen, zu einem kulturellen<br />

System geworden seien. Diese Kohärenz hätte es jeder Gesellschaft erlaubt, ihre<br />

Besonderheiten zu entwickeln und sich durch ‚Paraphrasierung‘ ihrer selbst zu<br />

verändern. 673 Wie stabil das „Produkt von dominieren Verhaltensweisen“ ist, und ob<br />

das eine aus dem anderen folgt oder umgekehrt, spielt bei dieser Betrachtung keine<br />

Rolle. Entscheidend ist, daß hier zwei Nachbarvölker mit tiefgreifenden Unterschieden<br />

in ihrer Wesensart erblüht sind, und hierfür eine gewisse Kohärenz abgegrenzter<br />

Gesellschaften erforderlich war. Ferner ist entscheidend, daß die unterschiedlichen<br />

Wesensarten zweier interagierender Völker eine beiderseitig nutzbringende Ressource<br />

unter der Voraussetzung darstellen kann, daß man sowohl die eigene, als auch die<br />

Wesensart des anderen versteht und begreift. Hierzu muß man allerdings erst einmal<br />

die volksbezogenen Unterschiede anerkennen und sich von dem Dogma: „Alle<br />

Menschen sind gleich!“ verabschieden, denn nichts ist unterschiedlicher als Menschen,<br />

und jeder Mensch sieht sich nur im Mittelpunkt seines Horizontes. Aber nur<br />

bewußte Unterschiede und Gegensätze zum anderen ermöglichen das Eigene zu<br />

relativieren, zu bewerten und damit weiter zu entwickeln.<br />

Völker bilden natürlich gewachsene Abgrenzungen, die durch zahlreiche und vielfältige<br />

Unterschiede bestimmt sind. Seit Jahrzehnten wird nahezu ausschließlich nach<br />

Gemeinsamkeiten gesucht, sind diese auch noch so klein oder in ihre Gewichtung<br />

vollkommen unterschiedlich, werden diese allesamt in den Vordergrund gestellt. Die<br />

Unterschiede sind aber bei weitem zahlreicher, unklarer und komplizierter. Klammert<br />

man sich einseitig an Gemeinsamkeiten, wird man sich nie verstehen können, im<br />

Gegenteil es kommt zur fortschreitenden Entfremdung, die dann mit noch mehr<br />

Gemeinsamkeitssuche kompensiert werden soll. Brücken kann man nur bauen, wenn<br />

man beide Seiten des Ufers kennt. Um seine Eigenarten, seine Kultur zu erkennen,<br />

muß man sie von anderen unterscheiden können. Um letztlich seine Eigenarten, seine<br />

Kultur zu entwickeln, muß man werten, auf und abwerten, diskriminieren können.<br />

Zur Kennzeichnung der unterschiedlichen Mentalität von Franzosen und Deutschen<br />

sollen beispielhaft die spezifischen sozialen Bedeutungsräume von Franzosen<br />

und Deutschen in Bezug auf Freiheit, Individualismus und Gemeinsinn skizziert<br />

werden. Das hier vorgestellte geschichtliche Beispiel ist dem Buch „Ernte 1940“ von<br />

Jaques BENOIST-MÉCHIN entnommen. Vor dem Hintergrund des beendeten Frankreichfeldzuges,<br />

als sich tausender Franzosen in Kriegsgefangenschaft befanden, gibt<br />

BENOIST-MÉCHIN ein Gespräch mit dem jungen deutschen Leutnant STEIN wieder,<br />

mit dem er gemeinsam den Ernteeinsatz organisierte. Leutnant STEIN fragt den<br />

Verfasser:<br />

„Nun, sind Ihre Kameraden jetzt zufrieden?“<br />

673 J. Pateau, a.a.O. S. 14

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