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Komm Heim - new Sturmer

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BEGRIFFSDEFINITIONEN UND ERLÄUTERUNGEN 401<br />

sätzlich auf alle Völker und Länder übertragbar, sie ist universal im Gegensatz zu<br />

Kultur, die eng an Zeit, Volk und Raum gebunden ist.<br />

Exkurs Neurobiologie<br />

Soziale Systeme sind oft äußerst komplex und unterliegen in ihrem Verhalten eigenen<br />

Gesetzmäßigkeiten. Zum besseren Verständnis dieser Gesetzmäßigkeiten soll<br />

hier auf einige Ergebnisse der neurobiologischen Forschung eingegangen werden. Im<br />

Rahmen dieser Forschung sollte die Frage, warum wir intuitiv verstehen oder spontan<br />

fühlen, was andere fühlen und warum wir uns überhaupt eine Vorstellung davon<br />

machen können, was andere denken, beantwortet werden. Der Professor für Psychoneuroimmunologie<br />

Joachim BAUER schreit dazu in seinem Buch „Warum ich fühle,<br />

was du fühlst“ 648 , daß die Erklärung dieser Phänomene in den sogenannten „Spiegelneuronen“<br />

liegt. Prof. Bauer definiert diese als Nervenzellen des Gehirns, die im<br />

eigenen Körper einen bestimmten Vorgang, zum Beispiel eine Handlung oder eine<br />

Empfindung, steuern können, zugleich aber auch dann aktiv werden, wenn der gleiche<br />

Vorgang bei einer anderen Person nur beobachtet wird. Ihre Resonanz setzt dabei<br />

spontan, unwillkürlich und ohne jedes Nachdenken, also unbewußt ein. Spiegelneurone<br />

benutzen das neurobiologische Inventar des Beobachters, um ihn in einer Art<br />

inneren Simulation spüren zu lassen, was in anderen, die er beobachtet, vorgeht. Die<br />

Spiegelresonanz ist die neurobiologische Basis für spontanes, intuitives Verstehen,<br />

die Basis für die Vorstellung darüber, was ein anderer denkt. Diese Spiegelresonanz<br />

vermag bei der in Beobachterposition befindlichen Person nicht nur Vorstellungen<br />

anzuregen, Gedanken und Gefühle hervorzurufen, sie kann unter bestimmten Voraussetzungen<br />

sogar den biologischen Körperzustand verändern. 649 Die Spiegelneuronen<br />

bzw. deren Funktion ist also grundsätzlich entscheidend für das Funktionieren und die<br />

Verhaltensweise sozialer Systeme.<br />

Aufgrund der neurobiologischen Resonanz 650 mittels der Spiegelneurone wird im<br />

Beobachter – rein durch Beobachtung –, einer durch einen anderen vollzogenen<br />

Handlung, ein eigenes neurobiologisches Programm aktiviert bzw. „programmiert“,<br />

das die beobachtete Handlung bei ihm selbst zur Ausführung bringen könnte. Voraussetzung<br />

für die Resonanz bzw. die Programmierung ist allerdings, daß der Beobachter<br />

sich mit dem Gegenüber identifizieren kann. Würde etwa ein Roboter oder ein Tier<br />

eine entsprechende Handlung ausführen, würden Resonanz und „Programmierung“<br />

ausbleiben. Allein aufgrund einer entsprechenden Beobachtung wird also eine interne<br />

neuronale Kopie von der wahrgenommenen Handlung erstellt, als vollzöge der<br />

Bebachter diese Handlung selbst. Vom Zeitpunkt der Beobachtung an existiert dann<br />

die beobachtete Handlung als Potential im Gehirn, und nur die Ausführung ist dem<br />

648 Prof. Joachim Bauer: Warum ich fühle, was du fühlst – Intuitive <strong>Komm</strong>unikation und das Geheimnis<br />

der Spiegelneuronen, Hoffmann und Campe, Hamburg 2005<br />

649 J. Bauer, a.a.O. S. 55 f.<br />

650 Resonanz (lat: Wieder-Erklingen oder Zurück-Erklingen) wurde ursprünglich als physikalisches<br />

Phänomen untersucht: Schwingende Saiten eines Instruments können bestimmte andere Saiten zum<br />

Mitschwingen und damit auch zum Mitklingen bringen.

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