06.11.2013 Aufrufe

Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zeitschrift für <strong>Personalforschung</strong>, 17. Jg., Heft 4, 2003 519<br />

Literatur der 70er Jahre konzentrierte sich eher auf die demokratietheoretische<br />

Grundlage der Mitbestimmung und versuchte, vermutete und tatsächliche Defizite zu<br />

ermitteln. Gegenüber dieser eher normativen Haltung haben die 90er Jahre eine deutliche<br />

Hinwendung zu einer ökonomischen Bewertung der Mitbestimmung mit sich<br />

gebracht. Die Literatur ist unter Verwendung institutionenökonomischer Denkfiguren<br />

eher theoretisch ausgerichtet. Die empirische Erforschung im Rahmen dieses Ansatzes<br />

ist ausgesprochen schwierig und kommt über die Verknüpfung von ökonomischen<br />

Outputdaten und einigen die Mitbestimmung charakterisierenden Variablen<br />

kaum hinaus. Es wurden meist weniger die Entscheidungsprozesse selbst und die<br />

Mitbestimmungswirkungen im Einzelnen untersucht als vielmehr die Wirkung der<br />

Existenz eines Betriebsrats, also der Betriebsratspräsenz, überhaupt. Was in der Mitbestimmungsforschung<br />

vor allem fehlt, sind Detailstudien, die sowohl die Abläufe als<br />

auch die Ergebnisse mitbestimmungsgeprägten H<strong>an</strong>delns berücksichtigen. Eine am<br />

Betriebsrat als wichtigstem Akteur der Mitbestimmung ausgerichtete Analyse betrieblicher<br />

Entscheidungen ist in besonderer Weise wünschenswert.<br />

Ziel dieser Arbeit war es daher, <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von 25 Praxisfällen durch teilnehmende<br />

Beobachtung in einem international tätigen Großunternehmen der Elektronikbr<strong>an</strong>che<br />

im Zeitraum von 1980 bis 1995 zu klären, welche Konsequenzen die betriebliche<br />

Mitbestimmung hat. Der Autor war im dortigen Hauptbetrieb 15 Jahre l<strong>an</strong>g Betriebsratsmitglied.<br />

Bei der Analyse ging es im Wesentlichen um die praktische Anwendung<br />

des Betriebsverfassungsgesetzes im Sinne eines Arbeitnehmerschutzes: Wie sieht eine<br />

Entscheidungsbeteiligung konkret aus und welche Wirkungsmech<strong>an</strong>ismen laufen<br />

in den Aush<strong>an</strong>dlungsprozessen ab? Für viele Ökonomen gilt heute die Mitbestimmung<br />

d<strong>an</strong>n als wirtschaftlich effizient, wenn bestimmte unternehmerische oder<br />

volkswirtschaftliche Kennzahlen – wie Börsenkurse, Gewinnraten, Arbeitsproduktivität,<br />

Lohnstückkosten, Beschäftigungsniveau oder Innovation – günstigere Werte<br />

aufweisen als in Unternehmen ohne Mitbestimmung.<br />

Folgende Forschungsfragen sollten mit der Untersuchung be<strong>an</strong>twortet werden:<br />

4. Inwieweit sind die immer komplexeren H<strong>an</strong>dlungsfelder des Betriebsrats durch<br />

gesetzliche und tarifliche Regelungen erfasst?<br />

5. In welchem Umf<strong>an</strong>g nutzt der Betriebsrat die sich eröffnenden H<strong>an</strong>dlungsspielräume?<br />

6. Welche Faktoren beeinflussen hauptsächlich das Betriebsh<strong>an</strong>deln?<br />

7. Welche Wirkungen hat das Betriebratsh<strong>an</strong>deln auf Entscheidungsprozesse, -ergebnisse<br />

und Unternehmensziele?<br />

Bei der theoretischen betriebswirtschaftlichen Fundierung konzentrierte sich die<br />

Arbeit sowohl auf die demokratische Teilhabe als auch auf den Hum<strong>an</strong>kapital- und<br />

den Hum<strong>an</strong> Resource M<strong>an</strong>agement-Ansatz.<br />

2. Untersuchungsdesign<br />

Die Analyse von Mitbestimmungsprozessen und -wirkungen erfolgt in den 25<br />

Praxisfällen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d eines abstrakten Rahmenmodells. Der Tr<strong>an</strong>sformationsprozess

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!