Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zeitschrift für <strong>Personalforschung</strong>, 17. Jg., Heft 4, 2003 461<br />
4. Ergebnisse<br />
Grundsätzlich lassen sich alle drei Effekte – ein Betriebszugehörigkeitsdauer-,<br />
ein Perioden- und ein Kohorteneffekt – identifizieren. Dabei zeigt sich sowohl in bivariaten<br />
als auch in multivariaten Analysen stets ein verhältnismäßig starker Periodeneffekt.<br />
Insbesondere können ein (positiver) Einfluss der wirtschaftlichen Lage des<br />
betrachteten Unternehmens und des damit zusammenhängenden Verkleinerungsprozesses<br />
(d.h., mit zunehmendem Volumen der Auftragseingänge und während des<br />
Verkleinerungsprozesses steigt der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d) sowie ein (negativer) Einfluss der<br />
Arbeitsmarktlage (d.h., mit zunehmender Arbeitslosenquote sinkt der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d)<br />
festgestellt werden. Diese Zusammenhänge lassen sich vor dem Hintergrund des<br />
Konzeptes von Gibson in einer sehr plausiblen und konsistenten Weise interpretieren,<br />
denn diese Aspekte des historischen Kontextes beeinflussen sowohl die Tauschbeziehung<br />
zwischen Individuum und Org<strong>an</strong>isation als auch die Tauschalternativen unmittelbar.<br />
Ein Einfluss der Änderungen der gesetzlichen Regelungen zur Entgeltfortzahlung<br />
im Kr<strong>an</strong>kheitsfall im Oktober 1996 lässt sich nur bedingt zeigen.<br />
Insgesamt scheint der Periodeneffekt klar zu dominieren, allerdings nicht für alle<br />
Betriebszugehörigkeitsdauerjahre bzw. nicht für alle Kohorten gleichermaßen. So ist<br />
beispielsweise während des Verkleinerungsprozesses, der in dem Unternehmen stattgefunden<br />
hat, der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d der älteren Kohorten deutlich höher als der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d<br />
der jüngeren Kohorten. Außerdem lässt sich ein (negativer) Einfluss der Betriebszugehörigkeitsdauer<br />
zeigen (d.h., mit zunehmender Betriebszugehörigkeitsdauer<br />
sinkt der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d). Und auch ein Kohorteneffekt k<strong>an</strong>n identifiziert werden,<br />
d.h., der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d einiger Kohorten unterscheidet sich deutlich vom Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d<br />
<strong>an</strong>derer Kohorten. Allerdings lässt sich das Muster solcher Unterschiede nur<br />
schwer interpretieren, und der Kohorteneffekt ist insgesamt verhältnismäßig schwach.<br />
5. Fazit<br />
Vor allem die Befunde in Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Periodeneffekt zeigen, dass<br />
die Vari<strong>an</strong>z des Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>des keineswegs nur über individuelle Unterschiede, sondern<br />
unabhängig davon zu einem guten Teil über – viele Personen gleichermaßen<br />
betreffende – Situationsdifferenzen erklärt werden k<strong>an</strong>n. Dies legt nahe, den Fokus<br />
von häufig vorfindbaren Argumentations- und Attributionsweisen sowie von betrieblichen<br />
Praktiken zu verlagern – nämlich weg von bestimmten Personen und Personengruppen<br />
hin zu bestimmten Situationen. Außerdem ist wegen der zentralen Rolle<br />
der situativen – auch außer-org<strong>an</strong>isationaler – Situationsvariablen fraglich, inwieweit<br />
der betriebliche Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d grundsätzlich m<strong>an</strong>agebar ist. Das heißt, vermutlich ist<br />
der Kr<strong>an</strong>kenst<strong>an</strong>d über Gestaltungsmaßnahmen, die auf der Individualebene <strong>an</strong>setzen,<br />
in erheblich geringerem Ausmaß veränderbar, als m<strong>an</strong> nach der Lektüre gestaltungsorientierter<br />
Literatur meinen sollte.<br />
Sowohl das (präzisierte) Konzept von Gibson als auch das Konzept der Kohorten<strong>an</strong>alyse<br />
erweisen sich in der Analyse als fruchtbar, dennoch wird weiterer Präzisierungsbedarf<br />
deutlich: In Bezug auf das Konzept von Gibson betrifft dies insbeson-