Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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Zeitschrift für <strong>Personalforschung</strong>, 17. Jg., Heft 4, 2003 469<br />
weit mehr als nur normalen Einsatz abverl<strong>an</strong>gt – bei gleichzeitiger Unsicherheit<br />
über die Bewährungskriterien im konkreten Fall.<br />
Neu ern<strong>an</strong>nte Führungskräfte müssen auch erkennen, dass ihnen zwar die Aufgabe<br />
der Personalführung übertragen wird, für die sie kaum vorbereitet werden,<br />
dass aber zugleich fachliche Kompetenz und hoher Output weit höher gewichtet<br />
werden.<br />
Junge Führungskräfte müssen lernen, dass zwar Regeln und Vorschriften zu beachten<br />
sind, gleichzeitig aber Spielräume (bis hin zur Regelverletzung) vorh<strong>an</strong>den<br />
sind und genutzt werden müssen, will m<strong>an</strong> den heterogenen und z.T. <strong>an</strong>tagonistischen<br />
Erwartungen genügen.<br />
Gleichzeitig müssen sie dar<strong>an</strong> arbeiten, ihren Ver<strong>an</strong>twortungsbereich auszudehnen,<br />
neue Aufgaben zu finden, in denen sie (ihre Vorgesetzten) überzeugen und<br />
ihre Position absichern können.<br />
zu (2): Bei den interaktionalen Prozessen wird Folgendes hervorgehoben:<br />
Die meisten neuen Führungskräften fühlen sich von ihren unmittelbaren Vorgesetzten<br />
(und der Personalabteilung) im Stich gelassen. Nicht selten werden sie<br />
„ihrer M<strong>an</strong>nschaft“ gar nicht richtig vorgestellt, bereits vor der formellen Ernennung<br />
mit Führungsaufgaben betraut (ohne offiziell dazu die Kompetenzen zu<br />
erhalten) und müssen mit Rivalen um die Abgrenzung ihrer Aufgabengebiete<br />
und nötige Ressourcen konkurrieren. Sie werden, kurz gesagt, ins kalte Wasser<br />
geworfen.<br />
Besonderes Gewicht hat der Aufbau von guten Beziehungen zu den unterstellten<br />
MitarbeiterInnen, die oft genug – weil „Beförderung aus den eigenen Reihen“<br />
eine sehr häufige Politik ist – früher KollegInnen waren. In einem m<strong>an</strong>chmal<br />
enttäuschungsreichen Prozess müssen die jungen Führungskräfte erkennen, dass<br />
sie ihre eigenen Leistungshaltungen nicht generalisieren dürfen, dass sie Aufgaben<br />
(die sie selbst besser und schneller lösen könnten) abgeben müssen, dass sie<br />
MitarbeiterInnen vertrauen müssen und dennoch mit Rivalität oder Illoyalität<br />
fertig werden und sich ab und zu sehr entschieden durchsetzen müssen.<br />
Dies alles läuft unter Beobachtung, nicht nur durch den unmittelbaren und die<br />
höheren Vorgesetzten, die erwarten – diese Formel zitiert Bischoff des öfteren –<br />
dass der oder die Neue keine Probleme macht, sondern Probleme löst. Die vorherrschende<br />
Outputorientierung bringt es mit sich, dass sich Führungskräfte<br />
trotz unklaren und wechselnden Zielen, selten expliziten Stellenbeschreibungen<br />
und Ressourcenausstattungen als verlässliche Ausführungsorg<strong>an</strong>e bewähren sollen<br />
und nicht durch „Personalprobleme“ auffallen dürfen.<br />
Für die formalen Personalinstrumente (Durchsprachen, Mitarbeitergespräche<br />
etc.) werden sie wenig trainiert; zudem erleben sie, dass reale (Personal-)Entscheidungen<br />
häufig „von oben“ nach <strong>an</strong>deren Kriterien getroffen werden, als es<br />
die geltenden Leitsätze und öffentlichen Bekundungen proklamieren.<br />
Auf diese Weise werden die „Rookies“ dazu gebracht, die mikropolitischen<br />
Spielregeln zu lernen und <strong>an</strong>zuwenden; in ihrem Umfeld, vor allem in den Füh-