Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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Zeitschrift für <strong>Personalforschung</strong>, 17. Jg., Heft 4, 2003 427<br />
von, ob diese der Realität entspricht – eine eigene, direkte Wirkung auf das Entscheidungskalkül<br />
hinsichtlich der Erwerbswahl hat. Die folgende Analyse der latenten Erwerbsentscheidung<br />
vor dem Hintergrund institutioneller Regulierungen fokussiert<br />
drei Faktoren, die im Wirkungszusammenh<strong>an</strong>g zu dem Entscheidungsproblem stehen.<br />
Die Analyse ist wie folgt aufgebaut: Es wird ein einfaches ökonomisches Entscheidungsproblem<br />
der Erwerbsneigung vorgestellt, auf dessen Basis verschiedene<br />
Entscheidungsregeln <strong>an</strong>gewendet werden. Zunächst wird dem klassischen Unternehmermodell<br />
folgend, die Erwartungswertregel betrachtet. Der Residualeinkommensempfänger<br />
wird hier als risikoneutral definiert, d.h., indifferent gegenüber Einkommensvolatilitäten.<br />
Weiterhin differenzieren sich die Entscheidungsträger <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d unterschiedlich<br />
wahrgenommener personalpolitischer Flexibilität. Dieser Wahrnehmungsunterschied<br />
bildet die Grundlage für die Generierung der ersten Hypothese.<br />
Anschließend wird der möglichen Risikoaversion von Unternehmensgründern durch<br />
die Erwartungsnutzentheorie Rechnung getragen und darauf aufbauend die zweite<br />
Hypothese formuliert. Nachfolgend werden Erkenntnisse über die eingeschränkt rationale<br />
Entscheidung von Akteuren, die die Prognosekraft der ökonomischen Modellierung<br />
schwächen, aufgearbeitet und in dem Kalkül der Entscheidungsträger durch<br />
die Einbeziehung prospecttheoretischer Implikationen in der Antizipierung von<br />
Markttendenzen berücksichtigt. Dieses bildet die Grundlage für die Entwicklung der<br />
dritten Hypothese.<br />
4. Die empirische Überprüfung<br />
Im Rahmen des Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) „Interdisziplinäre Gründungsforschung” wurde das Forschungsprojekt<br />
GrünCol! (Gründungen in Cologne!) durchgeführt. Dabei wurde der so gen<strong>an</strong>nte<br />
GrünCol!-Hochschuldatensatz auf Basis der st<strong>an</strong>dardisierten Fragebogenaktion generiert.<br />
Ziel der Erstellung des Hochschuldatensatzes war es, das Potenzial <strong>an</strong> Unternehmensgründern<br />
durch die Befragung der Studierenden in Köln zu <strong>an</strong>alysieren.<br />
Hierbei lag das Hauptinteresse auf der Vorgründungsphase, wobei insbesondere der<br />
Einfluss hum<strong>an</strong>kapitaltheoretisch und entscheidungstheoretisch motivierter Überlegungen<br />
zur Gründungsneigung von Hochschülern untersucht werden sollte. Aufgrund<br />
der absoluten Größe der Nettostichprobe (Zahl der gültigen Fragebögen) mit 5.520<br />
Fragebögen liegt ein für die Fragestellung der hochschulinduzierten Unternehmensgründungen<br />
einzigartiger Datensatz vor. Die Analyse der Hypothesen wurde auf Basis<br />
einer multivariaten Regressions<strong>an</strong>alyse durchgeführt.<br />
5. Ergebnisse der Untersuchung<br />
Die Analyse der de facto Wirkung personalpolitisch relev<strong>an</strong>ter Institutionen<br />
zeigt, dass der Vorwurf eines zu rigiden Regelkorsetts für Unternehmensgründungen<br />
derart pauschal nicht aufrecht erhalten werden k<strong>an</strong>n. Kleine Unternehmen überbieten<br />
die rechtlichen Mindest<strong>an</strong>forderungen sogar freiwillig und viele rechtliche Eingriffe<br />
sind, für die typische Unternehmensgründung – aufgrund der Mitarbeitergröße –