Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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538 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong><br />
2. Theoretischer Rahmen<br />
Das Linsenmodell von Brunswik stellt einen allgemeinen deskriptiven Ansatz<br />
zur Interpretation von Urteilsprozessen dar und skizziert den methodischen Rahmen<br />
für die empirische Untersuchung der Arbeit. Weiterhin werden mit dem Ansatz der<br />
sozialen Informationsverarbeitung und dem ergänzenden Elaboration-Likelihood-<br />
Modell von Petty/Cacioppo zwei kognitive Theorien der Sozialpsychologie berücksichtigt,<br />
die sich zur Erklärung des Urteilerverhaltens auf Annahmen über nicht direkt<br />
beobachtbare innere Prozesse des Menschen stützen. Diese sind insbesondere zur Erklärung<br />
der Informationsverarbeitungsmotivation und -fähigkeit eines Beurteilers geeignet.<br />
Zur Analyse des Einflusses von Ver<strong>an</strong>twortung auf Beurteilungen wird das<br />
soziale Kontingenzmodell von Tetlock her<strong>an</strong>gezogen. Auf der Grundlage dieser Theorien<br />
werden detailliert vorliegende empirische Befunde der gen<strong>an</strong>nten Urteilsfaktoren<br />
diskutiert. Die vermuteten Zusammenhänge zwischen Determin<strong>an</strong>ten, Verlauf<br />
und Ergebnissen von Urteilsprozessen werden abschließend in einem umf<strong>an</strong>greichen<br />
Hypothesenmodell abgebildet.<br />
3. Methodik<br />
Als Forschungsform der empirischen Untersuchung wurde das Laborexperiment<br />
gewählt, <strong>an</strong> dem 102 studentische Versuchspersonen teilnahmen. Betrieblicher Anwendungsbereich<br />
für die experimentelle Gestaltung war die Personalvorauswahl, da<br />
diese im Rahmen der Urteilsforschung ein bisl<strong>an</strong>g vergleichsweise wenig erforschtes<br />
Gebiet darstellt. Es wurde eine spezielle Fallsimulation als experimentelle Beurteilungsaufgabe<br />
konzipiert. Konkrete Problemstellung war die Stellenbesetzung einer<br />
Nachwuchs-Führungskraft in einem großen Unternehmen. Die Versuchsperson hatte<br />
die Rolle eines Personalreferenten zu übernehmen.<br />
Ein Ziel der Untersuchung war es, Prozessvariablen zu erheben, die das Urteilsverhalten<br />
beziehungsweise die ‚black box’ der Informationsverarbeitung der Versuchsteilnehmer<br />
abbilden. Aus diesem Grund wurde ein Policy Capturing-Ansatz<br />
gewählt, mit dessen Hilfe es möglich ist zu erkennen, in welcher Weise Entscheidungsträger<br />
verfügbare Informationen nutzen, wenn sie Beurteilungen vornehmen.<br />
Der Zweck der Methodik liegt in der Erfassung der Entscheidungsstrategien von Beurteilern<br />
und ermöglicht insbesondere eine Messung von Abweichungen im subjektiv<br />
wahrgenommen Entscheidungsverhalten.<br />
4. Wichtigste Ergebnisse<br />
Als ausgewählte Befunde der Untersuchung können festgehalten werden:<br />
Die Erfahrung des Beurteilers besitzt den stärksten Einfluss auf die Urteilseffektivität.<br />
Durch die Urteilserfahrung werden sowohl die Urteilsgenauigkeit wie<br />
auch die Urteilskonsistenz und zum Teil auch die Urteilseinsicht des Beurteilers<br />
positiv beeinflusst. Im Einkl<strong>an</strong>g mit früheren empirischen Untersuchungen werden<br />
die Ergebnisse dahingehend interpretiert, dass bei erfahreneren Beurteilern<br />
geeignetere Beurteilungsschemata vorliegen.