Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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Zeitschrift für <strong>Personalforschung</strong>, 17. Jg., Heft 4, 2003 487<br />
Holger J. Dürrfeld<br />
Konzerngesellschaften effizient steuern. Eine entscheidungsprozessorientierte<br />
Analyse *<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Macharzina, Universität<br />
Hohenheim<br />
1. Fragestellung der Untersuchung<br />
Setzen Konzernzentralen den von ihnen für die strategische Steuerung von<br />
Tochtergesellschaften definierten (De)Zentralisierungsgrad tatsächlich auch um? Die<br />
Relev<strong>an</strong>z dieser Thematik ergibt sich aus der Diskussion um effiziente Konzernstrukturen:<br />
Strebt die Konzernzentrale bspw. eine stark zentralisierte strategische Steuerung<br />
ihrer Gesellschaften <strong>an</strong>, k<strong>an</strong>n diese aber – möglicherweise auf Grund einer zu<br />
starken Entfernung von deren Geschäftssystemen – nicht (mehr) realisieren, führt<br />
dies im Gesamtkonzern zu Ineffizienzen. Erstens werden in der Konzernzentrale entsprechende<br />
Strukturen vorgehalten, die im Hinblick auf die strategische Steuerung<br />
der Gesellschaften kaum einen „Mehrwert“ erbringen, und zweitens müssen in den<br />
Konzerngesellschaften parallele Strukturen aufgebaut werden, die ihrerseits Ressourcen<br />
binden. Darüber hinaus k<strong>an</strong>n es in solchen Fällen bspw. auch zu Verzögerungen<br />
im Entscheidungsprozess oder sogar zu Demotivation und Blockadehaltungen kommen,<br />
wenn beide Org<strong>an</strong>isationseinheiten um eine Vormachtstellung ringen.<br />
Die hier besonders fokussierte Frage, wie Konzernzentralen bei der strategischen<br />
Steuerung von Konzerngesellschaften im Vergleich zum intendierten Verhalten tatsächlich<br />
agieren, berührt sowohl die Aspekte effizienter Konzernstrukturen und der<br />
Größe von Konzernzentralen, als auch die Diskussion um einen von der Zentrale zu<br />
schaffenden Mehrwert sowie die Analyse des realen Steuerungs- oder Führungsverhaltens<br />
im Konzern.<br />
Im Hinblick auf den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn ergibt sich als vorr<strong>an</strong>giges<br />
Ziel der Arbeit die Tr<strong>an</strong>sformation von bisher überwiegend qualitativ beschreibenden<br />
Positionierungen des Steuerungs- oder Führungsverhaltens auf dem<br />
Kontinuum zwischen maximaler Zentralität und maximaler Dezentralität in qualitativ<br />
begründete und qu<strong>an</strong>titativ erfassbare Positionierungen. Dazu wird ein Prozessbewertungsmodell<br />
entwickelt, das Entscheidungsprozesse zwischen Zentrale und Dezentrale<br />
abbildet und es erlaubt, deren (De-)Zentralisationsgrade zu bestimmen. Besonderes<br />
Augenmerk soll dabei auf den Bereich koordinativer Steuerung gelegt werden, der<br />
bisher häufig als schwer zu fassender „Graubereich“ in der Mitte des Kontinuums<br />
vernachlässigt wird. Unter einer qualitativ begründeten Zentralitätsbewertung von<br />
Entscheidungsprozessen wird hier eine auf Basis theoretischer Erkenntnisse argumen-<br />
*<br />
Die Arbeit ist im Gabler <strong>Verlag</strong> erschienen, Wiesbaden 2003.