Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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Zeitschrift für <strong>Personalforschung</strong>, 17. Jg., Heft 4, 2003 423<br />
rung. Können für den Umg<strong>an</strong>g mit diesem Mitarbeiterpotenzial Charakteristika gefunden<br />
werden, Konst<strong>an</strong>ten, die Personalver<strong>an</strong>twortlichen Orientierung bei der Beurteilung<br />
und Gestaltung dieses Leistungsverhaltens zu geben vermögen?<br />
Allgemeinen personalwirtschaftlichen Aussagesystemen liegt – mit etwas spekulativem<br />
Mut – implizit oder explizit folgendes Bild des Normalmitarbeiters zu Grunde:<br />
männlich, von mittlerem Alter, körperlich gesund, deutsch, Lehr- oder Meisterqualifikation,<br />
Angestellter und nicht zuletzt in traditioneller Vollzeiterwerbstätigkeit.<br />
Weil rechtlich herleitbar oder vermeintlich sichtbar werden als „besondere“ Mitarbeitergruppen<br />
immer wieder gerne Ältere, Frauen oder etwa Ausländer beh<strong>an</strong>delt – als<br />
Abweichungen vom skizzierten Bild. Christo Stojtschkow, Europas Fußballer des<br />
Jahres 1994, wird der Satz zugeschrieben: „Es gibt keine jungen oder alten Spieler, es<br />
gibt nur gute oder schlechte.“ Treffender lässt sich kaum ausdrücken, dass soziodemographische<br />
Merkmale nur sehr bedingt aussagekräftig für Leistungsverhalten<br />
sind und dass wichtige Orientierungspunkte für Personalver<strong>an</strong>twortliche eher im<br />
Verborgenen liegen. Es gilt also, differenzierter zu denken. Genau dafür bietet sich<br />
die Differentielle Personalwirtschaft <strong>an</strong> – nicht nur vom Namen her in bewusster Anlehnung<br />
<strong>an</strong> die Differentielle Psychologie. Denn im Vordergrund steht die Ergänzung<br />
allgemeiner personalwirtschaftlicher Aussagesysteme durch differentielle Aussagesysteme<br />
– und dies auf einem soliden theoretischen Fundament. Es geht um weit<br />
mehr als eine l’art pour l’art. Denn es ergibt sich damit die Ch<strong>an</strong>ce, zu Subgruppen<br />
von Mitarbeitern zu gel<strong>an</strong>gen, deren Leistungsverhalten zutreffender als bisher prognostiziert<br />
werden k<strong>an</strong>n. Aus dieser Erkenntnis heraus lassen sich personalwirtschaftliche<br />
Gestaltungsmaßnahmen ergreifen, welche die Effizienz der Personalarbeit (z.B.<br />
durch fundiertere Maßnahmenauswahl im o.g. Beispiel) und damit letztlich auch einer<br />
gesamten Org<strong>an</strong>isation steigern.<br />
2. Vorgehensweise und Ergebnisse<br />
Die Arbeit gel<strong>an</strong>gt in drei Hauptteilen zu ihren Ergebnissen:<br />
In Teil I werden die Grundlagen der Differentiellen Personalwirtschaft gelegt:<br />
Aus der Diskussion der Relev<strong>an</strong>z des Themas und der Analyse des aktuellen St<strong>an</strong>des<br />
der Forschung wird dabei deutlich, dass die Betrachtung „gängiger“ Abweichungen<br />
vom Bild des Normalmitarbeiters für das Ziel der Arbeit wenig aufschlussreich ist.<br />
Andererseits scheint erst durch den <strong>an</strong>gelsächsischen (Re-)Import der Diversity-<br />
Forschung eine breitere Diskussion über die Verschiedenartigkeit von Mitarbeiterbedürfnissen<br />
<strong>an</strong>gestoßen zu werden. Denn die ged<strong>an</strong>klichen Wurzeln einer differenzierteren<br />
Betrachtungsweise lassen sich im deutschsprachigen Raum durchaus bis zu<br />
Heinrich Nicklisch, Oswald von Nell-Breuning und Guido Fischer zurückverfolgen.<br />
Seit den 1970er Jahren lieferten Ulich, Sch<strong>an</strong>z, Drumm oder Marr hilfreiche Problemskizzen.<br />
Klar wird: Die Arbeit unternimmt einen Bal<strong>an</strong>ceakt zwischen Generalisierung<br />
und Individualisierung. In methodischer Hinsicht wird dazu im Sinne einer<br />
pluralistischen Vorgehensweise eine interdisziplinär <strong>an</strong>gelegte Modellbau-Strategie<br />
verfolgt. Am Ende von Teil I führen die Überlegungen zu einem tragfähigen Rah-