Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
gesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Es geht aber auch noch um eine an<strong>de</strong>re Schuld, die anscheinend<br />
nichts mehr mit <strong>de</strong>n Eltern zu tun hat. Motive wie ‚Sumpf’ (bagno), aber auch ‚Lilie’<br />
(lilia) und ‚Verführungen’ (pokusy) <strong>de</strong>uten – insbeson<strong>de</strong>re im Kontext <strong>de</strong>r Lyrik<br />
Komornickas vor 1907 – einen sexuellen Bereich an. Von beson<strong>de</strong>rer Relevanz ist<br />
hier auch das Motiv <strong>de</strong>r ‚unbefleckten Ritterrüstung’. Eine Ritterrüstung kann,<br />
genauso wie ein Engelsmantel, <strong>de</strong>n Körper vor Übergriffen schützen. Zur<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Schuld gehört in „Hymny…“ auch die Imaginierung <strong>de</strong>s<br />
Gerichts, das über je<strong>de</strong>n Menschen irgendwann gehalten wird. An<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>r<br />
christlichen Eschatologie wird in <strong>de</strong>r Konzeption ‚Własts’ das göttliche Urteil auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall mil<strong>de</strong> ausfallen: Alle Menschen wer<strong>de</strong>n von ihren Sün<strong>de</strong>n freigesprochen.<br />
Berücksichtigt wird nämlich auch <strong>de</strong>r Erkenntnisstand <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>r: „Die<br />
SCHLIMMSTE Tat wird im Urteilsspruch für einen IRRTUM... DER EMBRYONEN<br />
erklärt.“ 113 (209)<br />
10.7. Der ‚transzen<strong>de</strong>ntale Narr’<br />
In <strong>de</strong>n visionären, erhabenen Diskurs wer<strong>de</strong>n in „Hymny…“ bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />
Bruchstücke <strong>de</strong>r Alltagsre<strong>de</strong> aber auch humorvolle Formulierungen und<br />
Kolloquialismen eingeflochten: „latajmy do siebie w odwiedziny!“, „krecia robota“,<br />
„waryacyja ze szczęścia“, „dobroć rycząca“. Dieses stilistische Merkmal gilt auch für<br />
zahlreiche an<strong>de</strong>re Dichtungen <strong>de</strong>r „Xięga“. Gera<strong>de</strong> in Bezug auf die Selbstkreation <strong>de</strong>s<br />
Dichters und Propheten taucht immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r autoironische Ton auf. Von einer<br />
solchen ironischen Distanz <strong>de</strong>s Subjekts zu sich selbst ist z.B. die episch-dramatische<br />
Dichtung „Układy o raj“ (Verhandlungen um das Paradies, 18-35) geprägt.<br />
Motivisch schöpft sie aus hinduistischen Vorstellungen über Wan<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
erlösten Seelen unter göttlicher Begleitung durch verschie<strong>de</strong>ne Arten von „vorläufigen<br />
113 Polnisch: „NAJGORSZE zwie się w Wyroku OMYŁKĄ… EMBRIONÓW“.<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu