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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

am Pranger stand. Und ich glaube ihm am ehesten.“ 81 (449) Die heutige Zeit wird im<br />

zweiten Gedichtteil <strong>de</strong>n nostalgischen Erinnerungen diametral entgegengesetzt. Der<br />

Zauber ist endgültig weg, die Welt um ‚Włast’ herum ist kalt gewor<strong>de</strong>n. Das lange,<br />

vierteilige Gedicht en<strong>de</strong>t jedoch nicht mit dieser pessimistischen Aussage, son<strong>de</strong>rn mit<br />

<strong>de</strong>r Aktivierung eines seit <strong>de</strong>r Kindheit <strong>de</strong>s lyrischen Ichs immer wie<strong>de</strong>r<br />

zurückkehren<strong>de</strong>n Traums vom Fliegen zu <strong>de</strong>n Sternen. 82 In ‚Własts’ Weltbild ist, wie<br />

bereits ange<strong>de</strong>utet, je<strong>de</strong>r Baum mit seinem Stern, einer Art persönlichem Gott, durch<br />

einen magnetischen Strahl verbun<strong>de</strong>n. Auf diesem Strahl möchte er sich zum Himmel<br />

tragen lassen. Rückwärtsgewandte Kindheitsnostalgie verwan<strong>de</strong>lt sich in eine<br />

Sehnsucht nach <strong>de</strong>m spirituellen Aufgehobensein, nach einer engelhaften Existenz auf<br />

einem „mütterlichen Stern“: 83<br />

Seit meiner Kindheit packt mich die Lust,<br />

Auf einen Baum zu klettern, auf <strong>de</strong>n höchsten,<br />

Auf <strong>de</strong>n am stärksten duften<strong>de</strong>n und gottesfürchtig rauschen<strong>de</strong>n Baum,<br />

Dann zu seinem Stern zu blicken – und von einem magnetischen Strahl hingezogen<br />

Meine Arme, meine nostalgischen Flügel, wie die Vögel auszubreiten,<br />

Um in Richtung <strong>de</strong>s diamant-weißen,<br />

mütterlichen Sterns zu eilen... (451) 84<br />

An <strong>de</strong>r eigenen Lebenslegen<strong>de</strong> bzw. Erlösungsgeschichte schreibt Włast u.a. auch in<br />

einem kurzen und prägnanten, in <strong>de</strong>r Alltagssprache geschriebenen Gedicht<br />

„Kołowrotek“ (Spinnrädchen, 160). Die eigene Geschichte wird, auch hier in<br />

81 Polnisch: „Lecz się nie zgodził na to, / kiedy pod pręgierzem, / Dorósłszy, stanął. A ja jemu raczej<br />

wierzę.“<br />

82 Motive <strong>de</strong>s Fliegens, <strong>de</strong>r Flügel und <strong>de</strong>r Engelwerdung gehören zum festen Repertoire <strong>de</strong>r „Xięga“. Die<br />

Zusammenhänge dieser Motive mit <strong>de</strong>r Ästhetik <strong>de</strong>s mystischen Słowacki erläutern Janion (1996) und<br />

Boniecki (1998).<br />

83 Den engen Zusammenhang zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Arten von Sehnsucht erläutert Jaco<strong>by</strong> (1980, 18):<br />

„Tiefenpsychologisch bringt man Vorstellungen vom Paradies, <strong>de</strong>m gol<strong>de</strong>nen Zeitalter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r heilen<br />

Welt, mit <strong>de</strong>m vorbewussten Zustand <strong>de</strong>r Säuglingszeit in Zusammenhang, in <strong>de</strong>m das ‚Ich’ als Zentrum<br />

menschlichen Bewusstseins noch nicht wirksam ist. E. Neumann bezeichnete diese früheste, vor-ichhafte<br />

Zeit <strong>de</strong>r Urbeziehung auch als ‚Sein in <strong>de</strong>r Einheitswirklichkeit’, weil es in <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>s Säuglings<br />

noch keine Polarisierung gibt in Innen und Außen, Subjekt-Ich und Objekt, Ich und Selbst.“<br />

84 Polnisch: „I od dziecka bierze mnie ochota / Wejść na drzewo, na najwyższe drzewo, / Najwonniejsze,<br />

najpobożniej szumne, – / W gwiazdę jego spojrzeć – i strumieniem / Magnetycznym – tak jak ptaki,<br />

szerząc / Swoich ramion nostalgiczne skrzydła, – / Pomknąć ku dyamentowo-białej, / Macierzystej<br />

Gwieździe... “<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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