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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

283<br />

dies ist es auch, was in Tetmajers Gedicht das männliche Subjekt als äußerst erotisch<br />

empfin<strong>de</strong>t. 53<br />

In „Miłość“ spricht eine weibliche Stimme bei vollem Bewusstsein von ihrer Lust.<br />

Dies heißt nicht, dass sie die kulturellen Schranken hinter sich lässt und einer<br />

Befreiung von <strong>de</strong>r patriarchalen Spaltung <strong>de</strong>r Frau entgegensteuert. Von <strong>de</strong>r ersten<br />

Zeile an wird das Begehren von extremen Hass- und Selbsthassausbrüchen, mehr<br />

noch, von Mord- bzw. Selbstmordphantasien begleitet. Der Frau, die sich zu ihrer<br />

„schrecklichen, brutalen Liebe“ bekennt, „die vor Begehren heult und das Begehren<br />

verachtet“ (198) bleibt am En<strong>de</strong> eine Alternative – entwe<strong>de</strong>r bringt sie sich selbst o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Geliebten um:<br />

Allein diese Bil<strong>de</strong>r entfachten mein Blut zu unheilvollem Feuer – im höllischen, ewigen<br />

Verlangen verbotener Begier<strong>de</strong> – und ich sterbe. Ich wer<strong>de</strong> sterben, sofern nicht du durch meine<br />

Hand <strong>de</strong>n Tod fin<strong>de</strong>st. (...) Stirb! Du, <strong>de</strong>ssen Existenz die meinige tötet (...). (199) 54<br />

In „Miłość“ entschei<strong>de</strong>t sich das weibliche Textsubjekt für die zweite Variante. Der<br />

Hass und die Zerstörungswut richten sich in erster Linie auf <strong>de</strong>n Mann, <strong>de</strong>n Verführer,<br />

<strong>de</strong>r ihr „<strong>de</strong>n Körper geoffenbart hat“. Das eigene Begehren wird quasi an ihn<br />

<strong>de</strong>legiert. Der Mann wird somit zum Inbegriff seelenloser animalischer Lust (selbst<br />

seine Seele ist ‚tierisch’!):<br />

Ich liebe zum ersten Mal – obwohl viele, ach so viele Küsse meine Lippen verbrannten. Ich liebe<br />

<strong>de</strong>n herrlichsten Er<strong>de</strong>nsohn, das prächtigste Menschentier mit brennen<strong>de</strong>n Augen und einer<br />

schlummern<strong>de</strong>n Seele. Ich liebe grauenhaft und wun<strong>de</strong>rbar, ich liebe und hasse, ich begehre und<br />

53 Auf diese Aporien <strong>de</strong>s weiblichen Lustempfin<strong>de</strong>ns machte bereits 1949 Simone <strong>de</strong> Beauvoir (1997, 806<br />

f.) aufmerksam: „Sich zu einem fleischlichen Objekt, einer Beute zu machen wi<strong>de</strong>rspricht ihrer [<strong>de</strong>r Frau]<br />

Selbstverehrung: sie hat <strong>de</strong>n Eindruck, dass die Umarmungen ihren Körper schän<strong>de</strong>n und beschmutzen,<br />

o<strong>de</strong>r dass ihre Seele Scha<strong>de</strong>n daran nimmt. Darum glauben manche Frauen, durch eine frigi<strong>de</strong> Haltung<br />

die Integrität ihres Ego zu bewahren. An<strong>de</strong>re trennen die animalische Wollust von erhabenen Gefühlen.<br />

(…) Sie sehen in <strong>de</strong>r körperlichen Liebe eine Entwürdigung, die sich mit Gefühlen <strong>de</strong>r Hochachtung und<br />

<strong>de</strong>r Zuneigung nicht vereinbaren lässt. (…)“. Vgl. auch diesbezügliche, allerdings das weibliche Gefühl<br />

<strong>de</strong>r Entwürdigung durch Sexualität affirmieren<strong>de</strong> Äußerungen <strong>de</strong>r auktorialen Erzählerin im Roman<br />

„Kaśka Kariatyda“ <strong>de</strong>r polnischen Prosa- und Dramenautorin <strong>de</strong>s Jungen Polen Gabriela Zapolska (1957,<br />

193). Siehe auch Podraza-Kwiatkowska 2001, 140.<br />

54 Polnisch: „Tylko od tych obrazów rozpaliła się moja krew ogniem nieczystym – piekielnym, wiecznym<br />

pożądaniem zakazanej żądzy – i umieram. I umrę, jeżeli ty nie padniesz z mej ręki. (…) Umrzyj ty,<br />

którego istnienie zabija moje (…).“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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