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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

verbun<strong>de</strong>n und geheilt wer<strong>de</strong>n. Deutlich wird dies bereits im ersten als „Vorwort“<br />

betitelten Gedicht <strong>de</strong>r „Xięga“: „Wenn sich <strong>de</strong>s Himmels Zauber öffnet / Fühle ich<br />

nicht die Wun<strong>de</strong>n meiner Füße; Auf <strong>de</strong>n Lippen schon <strong>de</strong>r Geschmack <strong>de</strong>r Devakhana<br />

(...)“. 4 Mit „Xięga poezji idyllicznej“ verabschie<strong>de</strong>t sich Włast von <strong>de</strong>n herrschen<strong>de</strong>n<br />

Kunstkonzeptionen. Sein „Buch“-Projekt nähert sich <strong>de</strong>n esoterischen, u.a.<br />

kabbalistischen Vorstellungen vom Buch <strong>de</strong>r Schöpfung und von <strong>de</strong>r Einheit zwischen<br />

<strong>de</strong>r (Heiligen) Schrift und <strong>de</strong>r Welt. 5 „Xięga“ ist als Offenbarungstext eines<br />

Propheten, als „Geschenk <strong>de</strong>r Götter“ (492) konzipiert. Insofern tritt hier die<br />

Jakobsonsche poetische Funktion <strong>de</strong>r Sprache, ein konstitutives Element <strong>de</strong>s<br />

bürgerlich-patriarchalischen Kunstbegriffs (Lindhoff 1995, 9), in <strong>de</strong>n Hintergrund.<br />

Die Nachricht soll nicht ‚narzisstisch’ auf sich selbst, son<strong>de</strong>rn auf die Transzen<strong>de</strong>nz<br />

verweisen, eine Realität magisch heraufbeschwören und damit eine referenzielle und<br />

performative Funktion zugleich erfüllen. Neben Gedichten von unterschiedlichstem<br />

Umfang und variantenreichen metrischen Strukturen (Sonette, Hymnen,<br />

Verserzählungen, Epigramme, kurze Scherzgedichte) beinhaltet „Xięga“ Psalmen,<br />

Gebete, Litaneien, meditative Prosa.<br />

Das „Buch…“ bekam zu Lebzeiten <strong>de</strong>s Autors keine Gelegenheit, gedruckt, rezipiert<br />

und Gegenstand einer literaturkritischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung zu wer<strong>de</strong>n. Dieser<br />

mediale Unterschied macht die Texte <strong>de</strong>r „Xięga“ mit Komornickas literarischer<br />

Produktion aus <strong>de</strong>r Zeit vor 1907 kaum vergleichbar. Zwar zeigte sich Włast sowohl<br />

in seinem bereits analysierten Brief an Pigoń als auch in seiner späteren<br />

Korrespon<strong>de</strong>nz mit <strong>de</strong>r Jugendfreundin Zofia Zahrtowa 6 einer Veröffentlichung nicht<br />

4 Polnisch: „Gdy nieba cud się otwiera / Nie czuję stóp swoich rany; W ustach już smak Devakhany<br />

(…).“ ‚Devakhana’ ist ein hinduistisches Paradies-Konzept (vgl. Kralkowska-Gątkowska 2002, 214 f.).<br />

5 Vgl. Bockenheim/Bednarek/Jastrzębski 1996, 177.<br />

6 Nach <strong>de</strong>m Krieg unternimmt Zofia Zahrtowa einen erfolglosen Versuch <strong>de</strong>r Publikation <strong>de</strong>r „Xięga“.<br />

Dazu Włast: „Meine liebe Zosia, ich wie<strong>de</strong>rhole es noch einmal, dass mir Worte und Publikationen eher<br />

gleichgültig sind: ich wünschte, <strong>de</strong>r Himmel könnte mich ohne Wi<strong>de</strong>rwillen lesen. Gleichwohl sage ich<br />

dir, dass ich vermute, so mancher Proletarier o<strong>de</strong>r armer Teufel wür<strong>de</strong> sogleich meine atemlosen und<br />

schlummern<strong>de</strong>n Strophen verstehen. Probier es aus, ruf ein paar edle Volksseelen zu Dir und lies ihnen<br />

vor – und ich <strong>de</strong>nke, dass sie mich besser verstehen wer<strong>de</strong>n als irgen<strong>de</strong>in Spezialist für Poesie und<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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