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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

Sobald sich die Seele <strong>de</strong>s Dichters zum Flug in <strong>de</strong>n Himmel aufschwingt (ein Bild für<br />

mystische Einweihung bzw. spirituelle Entwicklung) stellt sich etwas dazwischen –<br />

eine „ewige Falle“ (wieczna pułapka). Es kommt zum Zusammenstoß <strong>de</strong>r Seele mit<br />

<strong>de</strong>r Sperre, die ihr <strong>de</strong>n Weg in <strong>de</strong>n Himmel verbietet. Dieser dramatische<br />

Zusammenstoß, diese sich immer wie<strong>de</strong>r öffnen<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong> wird als Ursprung <strong>de</strong>s<br />

dichterischen Schaffens imaginiert. Das Schaffen ist in dieser Bildlichkeit ein blutiger<br />

Prozess, 154 <strong>de</strong>r in Bil<strong>de</strong>r aggressiver Erotik gebannt wird:<br />

Es fließt das Blut aus <strong>de</strong>r aufgerissenen Wun<strong>de</strong> –<br />

Es strömt die ewige Blutkaska<strong>de</strong> –<br />

Das Schwert <strong>de</strong>s Schaffens schlitzte die frische Narbe auf –<br />

Das Blut strömt – stürzt in <strong>de</strong>n schwarzen Abgrund –<br />

Es birst die geschwollene Brust – zerspringt die Schale –<br />

In Milliar<strong>de</strong>n von Funken, es höhnt im Wi<strong>de</strong>rhall <strong>de</strong>r Höllen –<br />

Welch Schmerzen! Welch Fluch! Welche Sün<strong>de</strong>! – – Ich schaffe! (288) 155<br />

Ein weiteres Bild für <strong>de</strong>n Schaffensprozess ist <strong>de</strong>r Blitz, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Schoß <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

einschlägt und so das „trübe Kristall“ – „das Wort menschlicher Wesen“ –<br />

hervorbringt. Es gibt noch weitere, äußerst dramatische Metaphorisierungen <strong>de</strong>s<br />

Schaffens in diesem Gedicht. Der Dichter steigt mit seiner brennen<strong>de</strong>n Seele als<br />

Nebel, Flamme und Rauch in <strong>de</strong>n Himmel. Doch plötzlich wird „<strong>de</strong>r Weihrauch seiner<br />

himmel fahren<strong>de</strong>n Seele“ 156<br />

von einer Eistafel aufgehalten. Die Seele wird<br />

zurückgehalten, auf die Er<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>rgedrängt. Aus <strong>de</strong>m Nebel <strong>de</strong>r Seele entsteht dann<br />

<strong>de</strong>r „Hagel <strong>de</strong>r Worte“. Das Schaffen ist hier quasi ein Abfallprodukt einer nicht<br />

erfolgten mystischen Vereinigung mit Gott und wird als eine vertikale Bewegung nach<br />

unten, mehr noch, als ein Sturz (und kein Flug) verbildlicht. Die ‚Hüter <strong>de</strong>r Schwelle’<br />

lassen <strong>de</strong>n Dichter noch nicht hinein, er muss in die menschliche Welt zurück, in die<br />

Welt <strong>de</strong>r Sprache, <strong>de</strong>r symbolischen Ordnung und <strong>de</strong>s Zerfalls:<br />

154 Er stillt <strong>de</strong>n Durst <strong>de</strong>s Dichters (sein Verlangen nach Gott?) nicht.<br />

155 Polnisch: „Płynie krew z otwartej znowu rany – / Toczy się wieczysta krwi kaskada – / Miecz<br />

tworzenia rozdarł świeżą bliznę – / Krew się toczy – w czarną otchłań spada – / Pękła pierś wezbrana –<br />

pryska czasza – / Skier miliar<strong>de</strong>m, szy<strong>de</strong>m piekieł dzwoni – / O boleści! Klątwo! Grzechu! – – Tworzę!“<br />

156 Polnisch: „duszy mej kadzidło wniebowzięte“ (289)<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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