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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

339<br />

Als Krönung <strong>de</strong>r Phantasie erlebt die Mutter, von ihrem Sohn erlöst, eine<br />

Himmelfahrt: „Und ihrem in <strong>de</strong>n Himmel steigen<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong> nach, / versetzte sie die<br />

Welt mit ihrer eigenen Himmelfahrt in Erstaunen.“ 36 In <strong>de</strong>r letzten Strophe wird<br />

jedoch ein wenig Distanz zu dieser optimistischen Narration hergestellt. Der Sohn<br />

macht sich die Schwierigkeit <strong>de</strong>r Erlösungsaufgabe bewusst: „Es ist sicher sehr<br />

schwer / Ein engelsgleicher Sohn zu sein. Ich versuche es... vielleicht komme ich<br />

durch.“ 37 Es gibt in diesem Text weitere Skurrilitäten – Formulierungen, die sich zwar<br />

nicht unbedingt als intendierte ironische Brechung <strong>de</strong>uten lassen, die jedoch<br />

unmotiviert und ‚abson<strong>de</strong>rlich’ erscheinen, z.B.: „Dass <strong>de</strong>r Mutter vor lauter Freu<strong>de</strong> /<br />

in <strong>de</strong>r Brust die Knochen wuchsen.“ 38 Vor <strong>de</strong>r Folie <strong>de</strong>r vorherrschen<strong>de</strong>n formalen<br />

Konventionalität und <strong>de</strong>r inhaltlichen ‚Infantilität’ <strong>de</strong>s Gedichtes lässt diese<br />

eigenartige Metapher <strong>de</strong>n Leser stutzig wer<strong>de</strong>n. Solche grotesken Signale (dazu gehört<br />

auch das Bild <strong>de</strong>r Mutter mit Flügelchen am Kopf) wecken im Leser eine<br />

Rezeptionserwartung, die <strong>de</strong>r Text im En<strong>de</strong>ffekt nicht einlöst. Sie bleiben<br />

bruchstückhaft, wer<strong>de</strong>n nicht zu En<strong>de</strong> geführt und laufen Gefahr, weniger als<br />

ästhetisches Verfahren <strong>de</strong>nn als Ausdruck <strong>de</strong>r Unfähigkeit <strong>de</strong>s Autors wahrgenommen<br />

zu wer<strong>de</strong>n – genauso wie das Angehen <strong>de</strong>s Problems an sich als Ausdruck <strong>de</strong>r<br />

‚Unreife’, <strong>de</strong>r ‚Krankheit’ bzw. <strong>de</strong>r ‚Idiotie’ <strong>de</strong>s Autors gelesen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

An<strong>de</strong>rerseits be<strong>de</strong>utet die durch groteske Einschübe verfrem<strong>de</strong>te Banalität dieser<br />

Gedichte auch Provokation, Irritation und Revolte: Im Kontext <strong>de</strong>r meisterhaften<br />

Lyrik <strong>de</strong>r jungen Komornicka aber auch ihrer Biographie gelesen, reizen und for<strong>de</strong>rn<br />

sie unsere ästhetischen und weltanschaulichen Wahrnehmungs- und Wertungsraster<br />

heraus, wecken Belustigung, Mitgefühl, Staunen und Befrem<strong>de</strong>n.<br />

Nicht weniger irritierend ist das Gedicht „Mama“ (148), das die Biographie <strong>de</strong>r<br />

Mutter unter Zuhilfenahme von antiken Bil<strong>de</strong>rn (Amphitrite, Athene) bzw.<br />

36 Polnisch: „I za wniebowstępnem dziecięciem, / Zdumiała świat wniebowzięciem.“<br />

37 Polnisch: „Lecz pewnie trudno ogromnie / Być takim anielskim Synem? Spróbuję… może przepłynę.“<br />

38 Polnisch: „Że Matce, z wielkiej radości / Rozrosły się w piersiach kości.“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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