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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

345<br />

sein. Es spricht nämlich jemand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dame bereits verfallen ist und ihren Einfluss<br />

affirmiert. Dennoch machen sich auch Aggressionen <strong>de</strong>s Textsubjekts bemerkbar – so<br />

z.B. im Bild <strong>de</strong>s verzweifelten Schlagens mit <strong>de</strong>m Kopf gegen die Wand. Weiblichkeit<br />

stellt auch hier wie<strong>de</strong>r ein Faszinosum und eine Gefahr zugleich dar. Wie in „Strzyż“<br />

wird ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Frau und Mann, ein weiteres Bild <strong>de</strong>r<br />

Versklavung und Entmündigung eines ‚Hel<strong>de</strong>n’ in Szene gesetzt.<br />

Auf eine Verzauberung durch eine wun<strong>de</strong>rschöne, ätherische, aber auch kühle Muse<br />

wartet auch das Subjekt <strong>de</strong>s Gedichtes „Muza“ (138). Dies ist auch einer <strong>de</strong>r Texte, in<br />

<strong>de</strong>nen Filipiak (2000, 134) eine Artikulierung <strong>de</strong>r sexuellen Sehnsüchte und<br />

Textspuren <strong>de</strong>r mutmaßlichen lesbischen Ausrichtung Komornickas diagnostiziert.<br />

(Ihrer Ansicht nach haben an<strong>de</strong>re Forscher wegen <strong>de</strong>r Diskrepanz „zwischen <strong>de</strong>m so<br />

ausgedrückten Begehren und <strong>de</strong>m, was <strong>de</strong>r reale Piotr Włast (…) in seiner Hose<br />

versteckte“ aus Verlegenheit zu diesem Thema geschwiegen.) Auch in einigen<br />

an<strong>de</strong>ren Texten lässt sich eine erotische Faszination für Frauen verfolgen, so z.B. im<br />

französischen Gedicht „Printemps“ (459). Junge Mädchen wer<strong>de</strong>n hier mit<br />

Naturbil<strong>de</strong>rn (Schneeflocken, Schwan, Blumen) metaphorisiert und in ihrer<br />

unbewussten Sinnlichkeit vom lyrischen Ich mit Genuss wahrgenommen und<br />

überhöht: «J’aime les gran<strong>de</strong>s fines jeunes filles, / Vêtues <strong>de</strong> soies limpi<strong>de</strong>s, soyeuses,<br />

/ Légères, paisibles et rieuses, / Qui sans savoir miroitent et brillent (…).» Insgesamt<br />

fühlt sich ‚Włast’ 55<br />

von einer zarten und unschuldigen, damenhaften Weiblichkeit<br />

angesprochen. Die Frage allerdings, ob diese stark konventionalisierten und in <strong>de</strong>r<br />

Kunst <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> durchaus populären Faszinationsbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Weiblichkeit<br />

als Zeichen eines lesbischen Begehrens ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n können, muss an dieser Stelle<br />

offen bleiben.<br />

Interessant ist, dass eine ‚aufdringliche’, körperbetonte Weiblichkeit ‚Włast’ eher<br />

abstößt. In „Niania“ (Die Amme, 140) verschafft sich eine möglicherweise<br />

55 Die Anführungsstriche bei ‚Włast’ signalisieren, dass ich von einer literarischen Kreation, <strong>de</strong>r lyrischen<br />

Ichfigur <strong>de</strong>s Autors, und nicht vom realen Piotr Włast spreche.<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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