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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

korrigiert seine vergangenen Fehler und Versäumnisse und büßt für diese, entwirft<br />

eine utopische, auf immerwähren<strong>de</strong> geistige Entwicklung und Würdigung eines je<strong>de</strong>n<br />

Wesens ausgerichtete Jenseitsvision. Mit „Xięga“ bettet sich Włast in <strong>de</strong>n ‚Schoß’ <strong>de</strong>s<br />

Geschlechts, heilt seine Wun<strong>de</strong>n durch Vorstellungen von <strong>de</strong>r Einheit mit Natur und<br />

Kultur. Damit versöhnt er imaginär das Symbolische mit <strong>de</strong>m Semiotischen, die<br />

Auflösungsphantasien mit <strong>de</strong>m Wunsch nach Individuation, die abendländischen<br />

Phantasmata <strong>de</strong>r Männlichkeit mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Weiblichkeit. In ästhetischer Hinsicht<br />

lässt „Xięga“ zwar viel zu wünschen übrig – die künstlerische Disziplin verringert<br />

sich, das Chaos ‚zersetzt’ die poetologischen Strukturen, unkontrolliert eingesetzte<br />

Kolloquialismen, Vulgarismen und inhaltliche und formale Banalitäten bringen <strong>de</strong>n<br />

Leser oft entgegen <strong>de</strong>r auktorialen Intention zum Lachen. All dies lässt sich jedoch<br />

auch als ‚närrischer’, aber erfrischen<strong>de</strong>r Verzicht auf <strong>de</strong>n weltlichen Ruhm und als<br />

Revolte gegen herrschen<strong>de</strong>, ‚narzisstische’ Kunstkonzeptionen verstehen. Ein<br />

Faszinosum <strong>de</strong>r „Xięga“ sind auch Themen und Motive, die sich gegen die<br />

beabsichtigte Harmonisierung sträuben, wie z.B. die Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Mutter, das<br />

Gefühl, betrogen wor<strong>de</strong>n zu sein, das unermessliche Lei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rer Menschen, <strong>de</strong>r<br />

Horror <strong>de</strong>r Isolation, Einsamkeit und Verspottung, die Sehnsucht nach <strong>de</strong>m Ausbruch.<br />

Erschüttern<strong>de</strong> Erlebnisse, wie z.B. Kriegserfahrungen, aber auch das Verpflanzen in<br />

eine ganz an<strong>de</strong>re soziale Umgebung, können, so Kępiński, zur Rückbildung <strong>de</strong>r<br />

Schizophrenie führen. Aber auch die Befreiung von offensiven Therapieversuchen und<br />

das ‚In-Ruhe-Gelassen-Wer<strong>de</strong>n’ lassen die Wahni<strong>de</strong>en, so Ruppert, zurücktreten.<br />

Bei<strong>de</strong>s trifft auf Piotrs Leben nach <strong>de</strong>m zweiten Weltkrieg zu. Auch Włast wird vom<br />

Kriegsgeschehen erschüttert und muss 1944 zusammen mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Familienangehörigen aus <strong>de</strong>m brennen<strong>de</strong>n Grabów fliehen. Nach <strong>de</strong>m Krieg kommt er<br />

in eine ganz an<strong>de</strong>re Umgebung und <strong>de</strong>r unmittelbare Kontakt mit <strong>de</strong>r Familie wird<br />

abgebrochen. Aus <strong>de</strong>r Ferne kümmert sich Schwester Aniela um ihn. Bis zu seinem<br />

Lebensen<strong>de</strong> lebt Włast nun in Altenheimen. Die Mutter lebt nicht mehr, Włast schreibt<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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