Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
Metaphorik, die das geheimnisumwobene, vorbereiten<strong>de</strong> Zwischenstadium vor <strong>de</strong>r<br />
Metamorphose an<strong>de</strong>utet und die Geborgenheit und Leichtigkeit <strong>de</strong>s darauf folgen<strong>de</strong>n<br />
Zustands ahnen lässt. Diese Texte lassen das neue, erst heranreifen<strong>de</strong> poetologische<br />
Konzept Komornickas ahnen – Dichten nicht mehr aus <strong>de</strong>m Mangel, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m<br />
Gefühl <strong>de</strong>r Einheit und Fülle heraus, dichtend nicht mehr neue Wun<strong>de</strong>n aufreißen,<br />
son<strong>de</strong>rn sich ein ‚Nest <strong>de</strong>r Ruhe’ erschreiben.<br />
Die Wie<strong>de</strong>rgeburtsphantasien treten oft im Kontext von Imaginierungen einer neuen<br />
Bekleidung auf. In „W nieskończoności…“ sehnt das lyrische Ich eine Ehrung mit<br />
einem ‚königlichen Gewand’ herbei, das es sich nach <strong>de</strong>r Verwandlung über die<br />
Schultern werfen darf. Im Gedicht „Na rozdrożu“, welches ich dieser Arbeit als Motto<br />
vorangestellt habe, <strong>de</strong>klariert die Stimme einer ‚nackten’, einem neuen Leben<br />
entgegenstreben<strong>de</strong>n einsamen Frau das Verlangen nach einem ‚Mantel aus<br />
Sternenstaub’ (płaszcz z gwiaździstych zamieci). Es scheint mir durchaus sinnvoll,<br />
diese Bekleidungsmotive mit <strong>de</strong>r männlichen Kleidung in Zusammenhang zu bringen,<br />
die zum Signifikant <strong>de</strong>r realen Geschlechts- und I<strong>de</strong>ntitätsverwandlung Komornickas<br />
wur<strong>de</strong>. Das „königliche Gewand“ ist ein Symbol einer reifen, wür<strong>de</strong>vollen<br />
Persönlichkeit. Der Mantel aus Sternenstaub verweist auf mystisch-metaphysische<br />
Aspekte <strong>de</strong>r Metamorphose. (Wörtlich übersetzt müsste man vom ‚Mantel aus<br />
Sternengestöber’ sprechen – von etwas beinahe Substanzlosem.) Er weckt<br />
Assoziationen mit <strong>de</strong>n Mänteln <strong>de</strong>r biblischen Propheten, kann aber auch als Schutz<br />
angesehen wer<strong>de</strong>n. Ein Mantel verhüllt <strong>de</strong>n Körper so gut, dass u.U. keine<br />
Geschlechtsmerkmale zu erkennen sind.<br />
Vergleichbare Motive sind auch in <strong>de</strong>n Texten <strong>de</strong>s verwan<strong>de</strong>lten Piotr Włast zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Zum einen wird <strong>de</strong>r ‚Sternenmantel’ (gwiaździsty płaszcz „Chimery“) in<br />
„Czartołania i Seni“ als Maske dargestellt, die das Elend und die Sündhaftigkeit <strong>de</strong>r<br />
weiblichen Protagonistin verhüllen soll. Zum an<strong>de</strong>ren steht <strong>de</strong>r ‚Engelsmantel’<br />
(płaszcz anielski) in „Arcykłopot poufny“ für die Wür<strong>de</strong>, die Włast in seinem<br />
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