Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
an geistiger Stärke gewinne (...).“ 145 (279) Weitere vom Leid gezeichnete<br />
Ichprojektionen Własts sind von <strong>de</strong>r Gemeinschaft verstoßene Außenseiter, z.B. <strong>de</strong>r<br />
Landstreicher und <strong>de</strong>r Storch („Dziad i bocian“, 296 f.), die nach langem Umherirren<br />
die „Krone <strong>de</strong>r Freiheit“ und eine „paradiesische Wohnung“ zu erlangen hoffen. In<br />
„Pogrzeb chłopski“ (279 f.) fühlt sich ‚Włast’ auch in einen Bauernjungen auf einer<br />
Beerdigung ein:<br />
Er schluchzte aus <strong>de</strong>r Tiefe seines Herzensabgrunds<br />
Mit voller Knabenstimme.<br />
Dies Schluchzen spürte ich in meinem Kehlkopf,<br />
Die Augen voller Tau. (279) 146<br />
10.11. Die Särge öffnen sich<br />
In <strong>de</strong>n Motivkomplex <strong>de</strong>r Bildung einer Lebenslegen<strong>de</strong> gehört auch <strong>de</strong>r Aufenthalt<br />
Własts in <strong>de</strong>n Irrenanstalten, <strong>de</strong>r in einigen Gedichten einer grotesken Verarbeitung<br />
unterzogen wird, vor allem in „Mansarda xiążęca“ (Fürstliche Mansar<strong>de</strong>, 345-347)<br />
und „Wizyta doktorska“ (Arztvisite, 348-354). Im ersten von ihnen, einem<br />
feierlichen, syllabischen Dreizehnsilbler, mythologisiert ‚Włast’ sein<br />
Dachbo<strong>de</strong>nzimmer in einem <strong>de</strong>r Irrenhäuser. Dieses Zimmer mit undichtem Dach, von<br />
<strong>de</strong>m es dauernd tropft, wird – nicht ohne Humor – zum „geheimen Nest“ <strong>de</strong>s<br />
Propheten, <strong>de</strong>r ein „gigantisches Programm“ zu erfüllen hat, stilisiert und mit Kultur-<br />
Requisiten imaginär ausgestattet (freski, plafony, kolumnada grecka). Hervorgehoben<br />
wird die steile Treppe, die zu diesem Domizil führt – es ist nicht die erste Anspielung<br />
auf die biblische Jakobs- bzw. Himmelsleiter in diesem Band. 147 Sich selbst stellt<br />
‚Włast’ mit sehnsuchtsvoll in <strong>de</strong>n Himmel erhobenen Hän<strong>de</strong>n im metaphysischen,<br />
145 Polnisch: „Niech, zachwycony, pozna – że kajdany / Dźwigać mu dano – <strong>by</strong> spotężniał duchem (…).“<br />
146 Polnisch: „Łkał z dna ser<strong>de</strong>cznych otchłani / Na cały chłopięcy głos. / To łkanie czułem w swej krtani,<br />
/ I oczy pełne ros.“<br />
147 Vgl. 1. Buch Mose, 28, 12: „Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> stand und<br />
bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nie<strong>de</strong>r.“<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu