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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

303<br />

Figur, die nach einer Zeit <strong>de</strong>s Reifens und <strong>de</strong>r Suche erfolgt. Die Figur erstrahlt dann<br />

in ihrem vollen Glanz. In <strong>de</strong>r biblischen Vorstellungswelt symbolisiert das<br />

Überwerfen eines Mantels über die Schultern eines Propheten die „Inbesitznahme <strong>de</strong>s<br />

Menschen durch Gott“. (Kralkowska-Gątkowska 2002, 198) Die kosmische Semantik<br />

evoziert ebenfalls mystische Konnotationen. Ein Mantel be<strong>de</strong>utet darüber hinaus einen<br />

Schutz vor <strong>de</strong>n Blicken <strong>de</strong>r Neugierigen, er soll die Nacktheit <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n, die sie<br />

schutzlos macht, ver<strong>de</strong>cken. Auch dieser Aspekt berührt sich mit <strong>de</strong>m realen<br />

Geschlechtswechsel Komornickas und ihrer männlichen ‚Verkleidung’. Die alte Welt,<br />

in die es kein Zurück mehr gibt, wird von <strong>de</strong>m weiblichen Ich auf metaphorischer<br />

Ebene entwertet, in<strong>de</strong>m sie mit Bil<strong>de</strong>rn wie „To<strong>de</strong>ssümpfe“, „Geier <strong>de</strong>r Begier<strong>de</strong>“, mit<br />

„Abgrün<strong>de</strong>n“ und „Wolfsgeheul“ in Verbindung gebracht wird. Das berühmte Fazit<br />

dieses faszinieren<strong>de</strong>n Textes, das die Autonomie, aber auch Einsamkeit <strong>de</strong>s<br />

weiblichen Subjekts in einer einprägsamen syntaktischen Konstruktion<br />

heraufbeschwört, lautet: „Du gehörst zu uns! – Einst. Heute bin ich frei, allein,<br />

nieman<strong>de</strong>m zugehörig.“ 115 (292)<br />

Ein königliches purpurrotes Gewand bekommt auch das erneuerte, möglicherweise für<br />

die Welt gestorbene, 116 männliche Ich <strong>de</strong>r 1901 publizierten lyrischen Prosa „W<br />

nieskończoności nocy zimowych...“. 117 (In <strong>de</strong>r Unendlichkeit <strong>de</strong>r Winternächte, 208)<br />

Noch <strong>de</strong>utlicher spaltet sich die hier entworfene Vision in dunkle Vergangenheit und<br />

glorreiche Zukunft. Für die Vergangenheit stehen Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s verzweifelten<br />

Herumirrens, Wan<strong>de</strong>rns, Stürzens bzw. Liegens. Die zweite Texthälfte zeigt das sich<br />

erheben<strong>de</strong>, große und stolze Ich im neuen Gewand und einer Krone aus Lichtstrahlen:<br />

„die Sonne warf mir einen purpurroten Mantel auf die Schultern, eine glänzen<strong>de</strong><br />

115 Polnisch: „Tyś nasza! – Niegdyś. Dziś wolna, sama, niczyja.“<br />

116 Darauf <strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r Einsatz <strong>de</strong>r Farbe schwarz im vorletzten Satz <strong>de</strong>s Textes hin: „Poszedłem czarny w<br />

promiennej chwale.“<br />

117 „Czarne płomienie“, „Chimera“ 1901, B. 4., H. 10-12.<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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