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Brigitta Helbig-Mischewski: Ein Mantel aus Sternenstaub, Norderstedt 2005
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Daseinsberechtigung fragt. Ihm schreibt die Protagonistin auch die Fähigkeit zu, sie in
der Zukunft von der Sünde fernzuhalten: „Nimm! Ich schenke dir all meine
wahrhaftigen Feinde! – All meine Sünden werfe ich dir zum Fraß vor – Friss!“ 77 (249)
9.7. Komornicka, Lemański, Mickiewicz
Es gibt unter der in „Chimera“ veröffentlichten Lyrik einen Text zum Thema
Liebesbeziehung, der aus dem Paradigma des Kampfes zwischen Begierde und dem
Verlangen nach Reinheit herausfällt. Es ist „Dumanie“ (Nachsinnen, 235 f.), 78 ein
syllabotonisches, an die Lyrik der polnischen Romantik anknüpfendes Gedicht.
Eingeleitet und beendet mit der Shakespeare-Paraphrase „Sterben oder töten? – das ist
hier die Frage“, 79 wird die Zerrissenheit einer starken Frau vorgeführt, die sich in ein
Liebesverhältnis zu einem ‚klammernden’, parasitären, armseligen Wesen verstrickt
hat. Das metaphorische Bild für dieses Wesen ist der Efeu (bluszcz), auch im
Polnischen ein Maskulinum. Der Efeu umrankt die Frau ganz fest, als ob diese eine
Marmorsäule wäre. Er sieht in ihr die „Sonne seines Lebens“ (słońce żywota). Ein
anderes, der Perspektive der Frau verpflichtetes Bild für das Beziehungsdrama ist:
schlanke Kiefer, die von Moos befallen ist. So hat die Frau, wie die Bilder nahe legen,
das Gefühl, gefesselt zu sein und in der „tödlichen Umarmung der Langeweile“ 80
sterben zu müssen. Schuldgefühle und Mitleid hindern sie jedoch daran, sich zu
befreien und die Pflanze in Fetzen zu reißen, denn dies wäre ein Verbrechen. Der
Handlungsspielraum der weiblichen Figur bewegt sich zwischen der radikal gestellten
Alternative – dem eigenen oder dem fremden Tod. Daran, dass das Dilemma nicht zu
77 Polnisch: „Masz! daję ci wszystkie me prawdziwe wrogi! – Rzucam ci na pastwę – pożeraj – wszystkie
moje grzechy!“
78 „Chimera“ 1902, B. 6, H. 18.
79 Polnisch: „Umrzeć czy zabić? oto pytanie.“ (235)
80 Polnisch: „W uścisku nudy skonać szkielecim.“ (235)
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