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Brigitta Helbig-Mischewski: Ein Mantel aus Sternenstaub, Norderstedt 2005
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Machtgefälle zwischen Vater und Sohn ist bei weitem nicht so gewaltig wie das
zwischen Mutter und Sohn. Der Sohn, auch hier das Textsubjekt, wird nicht kastriert
und gedemütigt, sondern durch einen Repräsentanten der Ahnengeister (nicht durch
den Vater!) vom Kreis der Eingeweihten sanft zurückgewiesen. Das Verhältnis
zwischen Vater und Sohn ist friedlich und beinahe partnerschaftlich. Gemeinsam
kehren beide aus den Feldern nach Hause zurück, ihr Weg führt durch einen
Todeshügel – ein gängiger Topos vieler Mythologien und mystischer Lehren. Der
Todesberg wird durch den Einsatz von mystischen Symbolen (wie z.B. goldener
Kreis) zu einem heiligen, göttlichen Ort erhoben. Hier halten sich die Geister der
Ahnen, „Patriarchen“, „königliche Gestalten“ (Dziadowie) auf, die im mystischen
Diskurs für geistige Lehrer und Erleuchtete stehen. Einer von ihnen wird auch explizit
zur „Gottheit“ (bóstwo) stilisiert. Auf diese Gestalten richtet sich die unbändige
Sehnsucht des Jungen: „Wo lebendige Statuen der Vergangenheit und ihr Führer, der
Gott-Patriarch / Mit gewaltigem Zauber meinem Herzen Glück und Ehre
versprachen.“ 58 Der Vater steht diesen Geistern näher als der Junge, er „tauscht mit
ihnen einen Blick“. Er steht aber auch seinem Sohn zur Seite, will ihm den Kontakt zu
den Geistern ermöglichen, gibt ihm „scheinbar aus Versehen“ vielmehr jedoch als
Vertrauensvorschuss, eine Goldmünze (suwerena), 59 obwohl ein weniger wertvolles
Geldstück als Opfergabe ausreichen würde. Schon macht es den Eindruck, als ob der
junge Adept mit dieser ‚Eintrittskarte’ und der Unterstützung des Vaters in den Kreis
der Würdenträger aufgenommen werden sollte. Die Gestalt der Gottheit scheint
greifbar nahe zu sein und wird nochmals detailliert fokussiert (goldene Kuppel der
Stirn, kleines Käppchen wie bei Leonardo da Vinci, langer orientalischer Mantel!). 60
58 Polnisch: „Gdzie żywe Posągi Przeszłości i wódz ich, bóg Patriarcha, / Potężnym czarem wzywały do
szczęścia i chwały me serce.“
59 Ritz (1999, 158) interpretiert den ‚Souvereign’ als eine Figur der Homonymie. Damit ist die
Goldmünze nicht nur eine große Gabe, sondern auch ein „Zeichen der Souveränität, das der Sohn aus der
unachtsamen Hand des Vaters entnimmt und dem Übervater anvertrauen will.“
60 Anders als Ritz (2000, 157) sehe ich im Vergleich mit Leonardo da Vinci keine Ironisierung der Gestalt
des Patriarchen. Ich stimme allerdings seiner Behauptung zu, dass Leonardo, eben von Freud als
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