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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

335<br />

Das nicht näher erläuterte, mit einer Aura <strong>de</strong>s Schweigens umgebene Elend <strong>de</strong>r Mutter<br />

wird vom lyrischen Ich quasi ihrem Körper abgelesen. Detailliert beschreibt <strong>de</strong>r Junge<br />

das Gesicht und die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mutter (ähnlich wie es die junge Komornicka in ihren<br />

Briefen an die Mutter tut) und semiotisiert diese: „Du nimmst meine Hän<strong>de</strong> / Mit<br />

<strong>de</strong>inen armen, zarten, / Deinen alten Händchen, / Aus <strong>de</strong>nen das Blut entflohen ist /<br />

Durch herzliche Wun<strong>de</strong>n, / Händchen aus Knochen, A<strong>de</strong>rn und Haut“. 25 (132) Der<br />

Blick <strong>de</strong>r Mutter, <strong>de</strong>r das Herz <strong>de</strong>s Jungen „zerreißt“, ist „verängstigt“, ihre Augen<br />

„traurig“, ihre Hän<strong>de</strong> sind „zittern<strong>de</strong> Klagen“, die „nicht über die Lippen zu kommen<br />

wagen“. Die Mutter ist eine stumm Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, ihre Körpersprache wird zum<br />

„wortlosen Lied eines unaussprechlichen, vor <strong>de</strong>r eigenen Unermesslichkeit<br />

erschrockenen Elends“. 26 (132) Dieses Mutterbild lässt sich als – wahrscheinlich nicht<br />

intendierte – Symbolisierung <strong>de</strong>r Sprachlosigkeit, <strong>de</strong>s Ausschlusses <strong>de</strong>r Frau aus <strong>de</strong>n<br />

Diskursen <strong>de</strong>r abendländischen Kultur lesen. Darüber hinaus entwirft <strong>de</strong>r Junge<br />

nostalgische Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r vergangenen Symbiose mit seiner göttlichen, geheimnisvollen,<br />

aber auch kalten Mutter und phantasiert von einem Liebesglück zwischen ihr und<br />

seinem Vater. 27 Doch die verklären<strong>de</strong>n Imaginierungen wer<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r durch<br />

einen Gegendiskurs durchbrochen. Der Junge wehrt sich gegen mütterliche Gesichter,<br />

die ihm Schrecken einjagen, Gesichter voller „Argwohn, Hohn und Starrsinn“ (139),<br />

in <strong>de</strong>nen er u.a. Hochmut und Stolz, Distanz und Misstrauen ihm gegenüber erblickt. 28<br />

Die anfänglichen Engelsphantasien verwan<strong>de</strong>ln sich in eine Hexenfratze. Die<br />

Sehnsucht <strong>de</strong>s Jungen, einmal das wirkliche Gesicht <strong>de</strong>r Mutter anschauen zu können,<br />

24 Polnisch: „Aniele uciśniony! / Kto śmiał zasmucać te oczy Madonny? (...) / O, jak mnie serce boli, /<br />

Matko moja! / Za to łamanie twej niebiańskiej woli, / Za twoje dawne cierpienie! (…) / O Matko, Matko,<br />

Matko, jak źle ci <strong>by</strong>ło / Na świecie! / O Matko, ja dziś jeszcze od tego / Umieram!...“<br />

25 Polnisch: „Chwytasz me ręce / Swemi biednemi, drobnemi, / Swemi staremi raczynami, / Z których<br />

uciekła krew / Ser<strong>de</strong>cznemi ranami, / Rączkami z kostek, żył i skóry“.<br />

26 Polnisch: „Bezsłowną pieśnią / Niewymownej, / Własnym bezmiarem zalęknionej / Niedoli!“ (132)<br />

27 Solche Phantasien entwickelt Włast auch in <strong>de</strong>n Briefen aus <strong>de</strong>r Psychiatrie.<br />

28 Zitat: „Welch Hochmut!... Mama! Mama! Ich fürchte, / Dass <strong>de</strong>ine Seele tatsächlich so aussieht / Und<br />

dass <strong>de</strong>r Teufel sie genau so in die Hölle entführen wird!...“ (140)<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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