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Brigitta Helbig-Mischewski: Ein Mantel aus Sternenstaub, Norderstedt 2005
letztlich eine Handvoll Asche übrig. Auch hier wie später in „Biesy“ verschlingt das
Ich seine eigene Kraft und erleidet damit einen ‚Tod’ (im Sinne eines nie gelebten
Lebens) vor dem Tod – symbolisiert u.a. durch einen Vers, der ausschließlich aus
Bindestrichen besteht.
9.3. Das Schwert ziehen
Ohnmacht, Lähmung und Angst einerseits sowie Sehnsucht nach einem intensiven,
gefährlichen, mutigen Leben andererseits sind auch die Themen von „Drugie życie“
(Das zweite Leben, 161 f.). 27 Auch dieses Gedicht gehört zu der expressionistischen,
mit starker Hyperbolisierung arbeitenden Strömung in Komornickas Lyrik, die
Podraza-Kwiatkowska (1969, 1973) als ‚tragischen’ bzw. ‚heroischen Vitalismus’
bezeichnet und zu recht zu Nietzsche und zum Existentialismus in Beziehung setzt. Im
Zentrum dieses u.a. mittels zahlreicher Gedankenstriche stark rhythmisierten, von
Wortwiederholungen, syntaktischen Parallelismen und strophenübergreifenden
Reimen geprägten Textes steht die Angst einer ‚Seele’ 28 vor den Herausforderungen
und den Gefahren des – stark sakralisierten 29 – Lebens, die „Wahnsinnsfurcht vor dem
Feuer des Leidens“ (trwoga obłędna przed ogniem cierpienia). Feuer und Leiden
stehen in dieser Lyrik wie in der mystischen Tradition für die reinigende Kraft, sie
bedeuten Zerstörung, die eine Wiedergeburt und geistiges Wachstum ermöglicht: „Als
der grimmige Schmerz in Tränen der Verzückung umkam... / Als die Zauber der Gifte
ihr das Leben einflößten...“, „als sie in den Abgrund der Hölle hinabstieg, um Rosen
27 „Życie“ 1898, Nr. 45.
28 Die ‚Seele’ ist hier, wie bei Leśmian, sehr stark materialisiert und steht metonymisch für das Ich.
Interessant ist, dass Komornicka hier eine ‚Seele’ einführt, um von der Körperlichkeit des Ichs
abzulenken und damit der Verengung der Rezeptionsoptik vorzubeugen.
29 Beispiele: „bóg życia“ (Gott des Lebens), „życia ofiarne ołtarze“ (des Lebens Opferaltare).
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