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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

fehlgeleitete (d.h. eigentlich <strong>de</strong>r Mutter gelten<strong>de</strong>) Wut, die in <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alisierten Porträts<br />

<strong>de</strong>r ätherischen Frauen nur unterschwellig in <strong>de</strong>n Text einbricht, offensiv Platz. Die<br />

Verachtung <strong>de</strong>r Amme durch das Textsubjekt fin<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>r Signifikantenebene ihre<br />

Entsprechung – das Gedicht ist ein Beispiel fehlen<strong>de</strong>r formaler Sorgfalt. Mit beinahe<br />

ordinären, ‚unpoetischen’ Ausdrücken („Weibsbild“, „alter Fettwanst“), 56 die die<br />

starke emotionale Involviertheit <strong>de</strong>s lyrischen Ichs verraten, wird hier ein bestimmter<br />

Frauentypus angeprangert: Frauen, die ihre Grenzen nicht schützen können, die weich,<br />

sanft, passiv, hilflos sind, dadurch starke Aggressionen auf sich ziehen und in <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>rerziehung versagen: „Ach, <strong>de</strong>r Frauen Molton, Filz, Sanftmütigkeit!... / Ihnen<br />

dafür gegeben, um alle / Kräfte, Träume, Energien wild zu machen!“ 57 Die Wut <strong>de</strong>s<br />

Textsubjekts scheint zum Gegenstand nicht adäquat zu sein. Sie bringt <strong>de</strong>n Leser, was<br />

<strong>de</strong>r intendierten Be<strong>de</strong>utungsstruktur offenbar zuwi<strong>de</strong>r läuft, zum Lachen.<br />

10.3. Die Rückkehr <strong>de</strong>s ‚Papas’<br />

Auch die Vater-Sohn-Beziehung nimmt in einigen Gedichten eine zentrale Stellung<br />

ein, insbeson<strong>de</strong>re in „Dziwny sen“ (Merkwürdiger Traum, 53). Dieses Gedicht weist<br />

sich, genauso wie „Strzyż“, als ein Traum aus und for<strong>de</strong>rt damit eine bestimmte, auf<br />

Dechiffrierung von Symbolen angelegte Rezeptionshaltung heraus. Wur<strong>de</strong> in „Strzyż“<br />

mit <strong>de</strong>r Mutter als Hauptakteurin eine Karikatur <strong>de</strong>s Initiationsrituals vorgeführt, so<br />

han<strong>de</strong>lt es sich in „Dziwny sen“ um die Inszenierung eines verfrühten und damit<br />

gescheiterten Versuchs einer Initiation. Auch in formaler Hinsicht unterschei<strong>de</strong>t sich<br />

das Gedicht diametral von <strong>de</strong>n Mutter-Gedichten: Es wer<strong>de</strong>n hier keine grotesken<br />

Verfahren angewandt, Reime und Rhythmen sind feierlich und durchdacht, durch<br />

Unregelmäßigkeiten und Assonanzen verfrem<strong>de</strong>t, nicht banal und ludistisch. Das<br />

56 Polnisch: „babsko“, „tłuścioch stary“.<br />

57 Polnisch: „O, kobiet molton, filc, łagodność!.. / Na to im dane, a<strong>by</strong> wszystkie / Roztętnić moce, sny,<br />

energie!“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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